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Abhyanga: Ayurveda-Massage mit warmem Öl

24.05.2024 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Abhyanga: Ayurveda-Massage mit warmem ÖlIm Ayurveda geht es um den Menschen als Ganzes: Das Ziel jeder Behandlung ist es, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Eine besonders schöne und wirkungsvolle Methode sind Ayurveda-Massagen. Abhyanga, die ayurvedische Ölmassage, reinigt und nährt Dich auf ganzer Linie – ganz egal, ob Du die Massage selbst durchführst oder Dich massieren lässt. Hier erfährst Du, wie Abhyanga abläuft und was Du beachten solltest.

Ayurveda Massage: Was ist das eigentlich?

Massagen sind ein wichtiger Bestandteil jedes ayurvedischen Behandlungskonzeptes. Wenn Du zum Beispiel eine Panchakarma Kur buchst, enthält Dein Therapieplan neben Reinigungs- und Ernährungsempfehlungen immer auch manuelle Anwendungen.

Der Ausdruck „Ayurveda-Massage“ ist allerdings sehr allgemein, denn im Ayurveda gibt es eine ganze Menge verschiedener Massagetechniken. Zu den wichtigsten ayurvedischen Massagen zählen:

  • Shirodhara, der ayurvedische Stirnguss mit Öl
  • Garshan, die ayurvedische Trockenmassage mit Seidenhandschuhen
  • Udvartana, die Trockenmassage mit Kräutern
  • Upanahasveda, die Rückenmassage mit Schwitzkur
  • Pinda Sweda, die Ayurveda-Massage mit Kräutersäckchen/-stempeln
  • Abhyanga, die Ganzkörpermassage mit warmem Öl

Abhyanga, die ayurvedische Massage

Abhyanga ist wahrscheinlich die bekannteste der Ayurveda-Massagen. Sie wurde schon vor mehr als 2.000 Jahren in der Charaka Samhita, der alten ayurvedischen Schrift, erwähnt. In der Regel handelt es sich um eine sanfte Ganzkörpermassage, die geschulte Ayurveda-Therapeut:innen mit warmem Öl durchführen. Übersetzt aus dem Sanskrit heißt Abhyanga so viel wie „große Einölung mit liebenden Händen“.

Bei uns im Westen halten viele Menschen Abhyanga für eine reine Wellnessmassage – dabei ist die Behandlung so viel mehr als das. Mit ihrer Hilfe sollen die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha balanciert, die Entgiftung über die Körperkanäle (Srotas) angeregt, die Haut intensiv gepflegt und Entspannung und Wohlbefinden gefördert werden.

Abhyanga wird also gleichermaßen eingesetzt, um die Gesundheit zu stärken und Krankheiten zu behandeln. Viele Ayurvedis praktizieren Abhyanga täglich als Teil ihrer Morgenroutine, denn auch als Selbstmassage hat sie viele positive Effekte auf Körper und Geist.

Wann wir Abhyanga einsetzen:

  • Um die Doshas (besonders Vata) zu balancieren
  • Um alle Körpergewebe zu nähren und zu stärken
  • Als Ausgleich in stressigen Phasen
  • Bei psychischen und emotionalen Problemen
  • Zur Verjüngung (Rasayana)
  • Zur Regeneration (nach Sport oder Krankheit)

Für wen ist Abhyanga geeignet?

Wie immer im Ayurveda geht es aber auch um Deine individuelle Konstitution. Entsprechend Deiner Prakriti und Vikriti verwenden die Masseur:innen gezielt bestimmte Öle und Pflanzenauszüge, die das optimale Gleichgewicht der Doshas unterstützen.

Wenn Du jemand mit einem starken Vata Dosha bist, ist eine Abhyanga-Massage perfekt für Dich. Vatas neigen zu Trockenheit, Kälte und innerer Anspannung. Ganz besonders im Herbst und Winter, der Vata-Zeit des Jahres, ist Abhyanga deshalb Balsam für Dein Wohlbefinden.

Pitta-Typen profitieren ebenfalls sehr von der entspannenden Wirkung von Abhyanga. Um das Pitta Dosha durch das Öl nicht zu sehr zu aggravieren, verwenden wir gerne kühlende Öle und Pflanzenauszüge, wie zum Beispiel Kokosöl.

Das Kapha Dosha hat aus Sicht des Ayurvedas ohnehin schwere und ölige Eigenschaften. In vielen Fällen empfehlen wir ihnen deshalb statt Abhyanga Garshan, die ayurvedische Trockenmassage mit einem Handschuh aus Wildseide: Sie regt den eher trägen Stoffwechsel von Kaphas an.

Trotzdem tut auch Kapha-Menschen eine gelegentliche Ölmassage gut. Geschulte Massagetherapeut:innen arbeiten mit speziellen Techniken, die für Entspannung sorgen, ohne das Kapha Dosha zu sehr aus der Balance zu bringen.

Die Wirkung von Abhyanga

Eine korrekt durchgeführte Abhyanga-Massage ist ein wunderbares Erlebnis. Der Effekt geht weit über die rein körperliche Wirkung hinaus: Das warme Öl und die Hände der Behandelnden hüllen Dich in eine angenehme Schwere und Du fühlst Dich warm und geborgen.

Abhyanga erwärmt und lockert Haut und Muskeln erwärmen und versetzt Dich in einen Zustand der tiefen Entspannung. Das Öl, das bei der Massage verwendet wird, bindet Schadstoffe auf und unter der Haut. Das trägt dazu bei, angesammeltes Ama (Stoffwechselrückstände) zu lösen und auszuscheiden.

Die Wirkung von Abhyanga entsteht durch die Effekte des Öls, die Kräuter und die eingesetzte Massagetechnik:

  • Stärkt Ojas (Immunität und Vitalität)
  • Regt Agni, das ayurvedische Verdauungsfeuer, an
  • Löst Ama aus dem Fettgewebe
  • Pflegt die Haut
  • Kräftigt Muskeln, Sehnen und Gelenke
  • Verbessert den Schlaf
  • Fördert Konzentration, Entspannung und Gelassenheit
  • Stärkt die Selbstheilungskräfte des Körpers
  • Wirkt verjüngend und regenerierend

Abhyanga: Welche Öle eignen sich?

Welche Öle die Therapeut:innen für die Abhyanga-Massage verwenden, hängt von Deinem Konstitutionstyp und eventuellen Symptomen ab. Bei einer Abhyanga-Massage wird der gesamte Körper eingeölt. Das Öl und die enthaltenen Wirkstoffe werden über die Haut aufgenommen und dringen tief in das Gewebe ein.

Die klassischen Abhyanga-Basisöle sind Sesamöl, Olivenöl, Kokosöl und Rhizinusöl – in der Regel als kaltgepresstes Bio-Öl. Je nach gewünschter Wirkung können sie sowohl allein als auch in Kombination mit Kräutern eingesetzt werden. Vor allem für Kinder verwenden wir außerdem gerne ein mildes Mandelöl.

Sesamöl erwärmt und soll sich den alten Schriften zufolge schnell im gesamten Körper ausbreiten. Es passt besonders gut zu Menschen, die viel Vata in ihrer Konstitution haben. Olivenöl und Kokosöl haben eine eher kühlende Wirkung und eignen sich daher gut für Pittas.

Medizinische Öle mit Pflanzenauszügen bezeichnen wir im Ayurveda als Thailams. Durch einen aufwendigen Prozess gehen die Wirkstoffe der Pflanzen auf das Öl über. Traditionell verwendet der Ayurveda dafür nur äußerst hochwertige Kräuteraus achtsamem Anbau: Das gewährleistet einen hohen therapeutischen Effekt.

Das erwartet Dich bei einer Abhyanga-Massage

Für eine durchschnittliche Abhyanga-Behandlung solltest Du etwa eine Stunde Zeit einplanen. Während der Massage trägst Du als einzige Kleidung ein spezielles Massagehöschen.

Öl, Druck, Rhythmus und Dauer der Abhyanga Massage werden genau auf Dich und Deine Bedürfnisse abgestimmt. Gut ausgebildete Masseur:innen nehmen sich deshalb vorab Zeit, um Dich und Deine Dosha-Kombination etwas besser kennenzulernen.

Traditionell wird eine Abhyanga-Massage übrigens von zwei Masseur:innen gleichzeitig durchgeführt. Solltest Du in Indien oder auf Sri Lanka eine Behandlung buchen, sei also nicht überrascht, wenn Du von zwei Personen begrüßt wirst. In Europa ist das allerdings weniger üblich.

Es gibt verschiedene Untervarianten von Abhyanga: Manche beinhalten den ganzen Körper, manche lassen Gesicht, Hals und Dekolleté aus. Auch Abhyanga-Teilmassagen, die sich beispielsweise nur auf Kopf oder Füße konzentrieren, sind möglich. Wenn Du eine Massage buchst, lohnt es sich also, genau nachzufragen.

Abhyanga Massage: Der Ablauf

Im ersten Schritt bereiten die Behandelnden Deine Chakren und Gelenke auf die Behandlung vor. Bevor das Öl mit Deiner Haut in Berührung kommt, erwärmen wir es in warmem Wasser. Auf diese Weise wird es dünnflüssiger und schafft es noch besser, in die Haut einzudringen.

Die Abhyanga-Massage selbst beginnt meist auf der hinteren Körperseite und arbeitet sich langsam von den Füßen bis zum Oberkörper vor. Anschließend folgt die Vorderseite des Körpers. Der Bauch wird dabei allerdings meist ausgelassen.

Eine Abhyanga-Massage ist keine klassische Massage, die Dein Muskelgewebe intensiv durchknetet. Sanfte, gleichmäßige Bewegungen sollen Körper und Geist harmonisieren und Dich entspannen. Die Behandelnden konzentrieren sich dabei vor allem auf die Chakren (Energiezentren), Nadis (Energiebahnen) und Marma-Punkte, die ayurvedischen Vitalpunkte.

Ist die Massage abgeschlossen, schließen die Masseur:innen die Chakren und Du ruhst Dich aus. Manchmal folgt im Anschluss noch eine Nachbehandlung, zum Beispiel in Form einer Schwitztherapie oder einer Einreibung mit Kräutern.

Wie Du eine Abhyanga Selbstmassage durchführst

Für eine Abhyanga-Massage musst Du nicht unbedingt eine Panchakarma-Kur oder professionelle Behandlung buchen. Eine Selbstmassage bietet ähnliche gesundheitliche Vorteile – und ist fast umsonst. Alles, was Du brauchst, ist etwas Öl, ein paar Minuten Zeit und eine warme, ruhige Umgebung.

Klassischerweise wird eine Abhyanga-Massage gleich morgens nach dem Aufstehen durchgeführt, noch bevor Du Dich duschst. Wir empfehlen Dir aber, ein Ritual zu kreieren, das zu Dir und Deinem Leben passt. Wichtig ist, dass Du Hektik vermeidest und genügend Zeit mitbringst, um Deinem Körper etwas ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen.

Ein abendliches Abhyanga kann ebenso angenehm sein und einen ruhigen, entspannten Schlaf fördern. Anstelle einer Ganzkörpermassage kannst Du auch nur Deine Füße, Hände, Ohren oder Dein Gesicht massieren. Nur bei einem akuten Infekt, Rheuma, Hauterkrankungen und an den ersten Tagen Deiner Periode solltest Du auf Abhyanga verzichten.

Verteile das Öl zwischen den Händen oder direkt auf dem Körper. Übe so viel Druck aus, wie es angenehm für Dich ist und bearbeite die gewünschten Stellen mit kreisenden oder streichenden Bewegungen.

Wenn Du fertig bist, lässt Du das Öl noch etwa zehn bis 15 Minuten auf der Haut, bevor Du es unter der Dusche abspülst. Regelmäßig durchgeführt, stärkst Du mit Abhyanga Deine Selbstheilungskräfte und die Verbindung von Körper, Geist und Seele.

Abhyanga: Die Ayurveda Massage lernen

Massagen sind ein fester Teil des ayurvedischen Heilsystems – nicht zuletzt deshalb, weil Berührungen für uns Menschen lebenswichtig und sehr heilsam sind. Regelmäßig durchgeführt, bieten sie unzählige gesundheitliche Vorteile und helfen auch Deinem Geist, zur Ruhe zu kommen.

Du hast Lust, mehr über die ayurvedischen Massagetechniken zu erfahren? Beim Ayurveda Campus findest Du auch eine sechstägige Ayurveda Massage-Ausbildung mit der wunderbaren Anjana Devi. Du lernst von Grund auf, wie Du auf einfühlsame Weise andere Menschen massierst, die Körpergewebe behandelst und das gesamte System harmonisierst. Wir freuen uns auf Dich!

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