Interview mit Amrei Stickling
Um unsere Leser*innen mitzunehmen, stell Dich doch mal kurz vor, wer bist Du und was machst Du?
Ich heiße Amrei (das ist eine uralte Kurzform von Annamaria) und arbeite als Online Gesundheitsberaterin. Daneben schreibe ich Texte rund um Gesundheit und Ernährung. Ursprünglich habe ich Medienwirtschaft und Journalismus studiert – mein Weg zur Gesundheitsberatung war also etwas kurvig.
Bevor ich das Thema Gesundheit zu meinem Beruf gemacht habe, habe ich mich viele Jahre aus persönlichem Interesse damit beschäftigt. Heute helfe ich meinen Klient:innen, eine gesunde Ernährungsweise zu finden, die zu ihnen passt.
Ich habe gerade in einem Podcast dieses Zitat gehört: „Wenn dir jemand sagt, dass seine Ernährungsform die einzig richtige ist, hör ihm nicht mehr zu.“ Das spricht mir wirklich aus der Seele. Jeden Tag kriegen wir gesagt, was wir alles falsch machen und wie es eigentlich sein müsste. Und je mehr wir recherchieren, desto verwirrender wird es.
Das Problem dabei ist, dass man wahrscheinlich für fast jede Überzeugung einen Beweis finden wird, wenn man nur lange genug sucht. Der Schlüssel zu mehr Vitalität und Wohlbefinden liegt für mich in einer personalisierten Ernährungs- und Lebensweise – also genau das, wofür der Ayurveda seit Jahrtausenden steht.
Wie würdest Du Dich in 3 Wörtern beschreiben?
Wissbegierig, vielseitig, skeptisch (im Guten wie im Schlechten 😊)
Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Kontakt mit Ayurveda?
Leider nein, er hat sich irgendwie klammheimlich in mein Leben geschlichen. 2016 hat meine Schwester mir eine Ayurveda-Massage mit anschließendem Ayurveda-Menü zum Geburtstag geschenkt – schon damals war der Ayurveda also ein Thema, das mich sehr interessiert hat.
Dein Weg hat Dich dann auch zum Ayurveda Campus verschlagen, wo Du Deine Ausbildung gemacht hast. Wie erinnerst Du Dich an diese Zeit und was konntest Du daraus mitnehmen?
Ich bin ganz zufällig auf den Campus gestoßen und habe erstmal ein kostenloses Online-Seminar mitgemacht. Danach war ich so begeistert, dass ich mich direkt für den Ernährungscoach angemeldet habe.
Mein erster Eindruck hat sich immer wieder bestätigt: Laura und Bastian haben einfach ein Talent dafür, komplexe Inhalte leicht verständlich zu erklären. Sie schaffen es, die Prinzipien und Traditionen, von denen ja viele aus einer anderen Zeit und Region stammen, auf unser heutiges, westliches Leben zu übertragen. Die Inhalte waren wirklich umfangreich, manchmal raucht der Kopf schon ein bisschen. Gleichzeitig war der Kurs aber sehr praxisorientiert und alltagstauglich gestaltet.
Wie hast Du Dein Business gegründet?
Nach meinem Studium war ich zuerst ein paar Jahre in der Unternehmenskommunikation tätig. Als ich gemerkt habe, dass mich das nicht erfüllt, bin ich ins Ausland gegangen und habe dort eine Weile in Restaurantküchen gearbeitet. Meine Hände mehr zu benutzen als meinen Kopf, hat mir geholfen, vieles klarer zu sehen.
2019 habe ich mich als Texterin selbständig gemacht und dadurch schon mal die Scheu vor dem Gründen verloren. Nach meinem Abschluss zum Ayurveda Ernährungscoach habe ich mir dann irgendwann einfach ein Herz gefasst, meine Website umgebaut und losgelegt.
Auf diese Weise sichtbar zu werden, war nochmal ein riesiger Schritt für mich. Dass ich gerne im Bereich Ernährung und Gesundheit arbeiten wollte, wusste ich zwar schon lange. Aber es erfordert einfach eine Menge Mut, etwas Neues anzufangen.
Hattest Du dabei Unterstützung oder hast Du Dich allein durchgekämpft
Ich bin schon oft eine kleine Einzelkämpferin – aber ich habe das große Glück, ein starkes Netzwerk aus Freunden und Familie hinter mir zu haben. In den Momenten, in denen ich nicht an mich geglaubt habe, war immer jemand da, der das für mich übernommen hat. Dafür bin ich wirklich dankbar.
Hast Du ein Ziel, auf das Du hinarbeitest?
Mein Hauptziel ist es eigentlich, immer weiterzulernen – der ganze Themenbereich rund um Gesundheit und Wohlbefinden ist für mich eine lebenslange Forschungsreise. Und natürlich möchte ich mein Wissen mit so vielen Menschen wie möglich teilen.
Bist Du während der Gründung auf Hindernisse gestoßen und wie konntest Du diese lösen?
Selbständig zu sein, hat mich mit Schwung aus meiner Komfortzone katapultiert. Ich musste mich vielen alten Ängsten und Verhaltensmustern stellen. Dazu kam die finanzielle Unsicherheit, denn natürlich ist es angenehmer, am Monatsende einen festen Betrag ausbezahlt zu bekommen. Die größte Herausforderung waren aber meine eigenen Glaubenssätze. Je kleiner sie werden, desto einfacher wird das Ganze.
Was war für Dich persönlich der größte Entwicklungsprozess in Deiner Arbeit?
Plötzlich muss man sich mit tausend Dingen beschäftigen, von denen man keine Ahnung hat – wie zum Beispiel Kundenakquise, Preisgestaltung, Rechnungen, Steuern, rechtliche Vorgaben und allerhand technischem Kram. Trotzdem betrifft mein größter Entwicklungsprozess sicher meine innere Einstellung.
Gerade durch Social Media ist man ständig damit konfrontiert, was alle anderen machen – und tappt dann in die Falle, sich selbst gleich am Anfang mit jemanden zu vergleichen, der vielleicht schon viele Jahre im Geschäft ist. Ich glaube, die Erwartungen an uns selbst sind oft viel zu hoch.
Ich habe immer versucht, bei mir selbst zu bleiben, aber natürlich klappt das nicht immer. Manchmal ist es das Beste, für eine Weile sämtliche Apps zu deinstallieren und sich bewusst zu machen, wie weit man selbst schon gekommen ist.
Was inspiriert Dich?
Menschen, die unbeirrt ihrem eigenen inneren Kompass folgen, finde ich unglaublich faszinierend. Die meisten von uns lassen sich viel zu sehr von anderen aus dem Takt bringen oder haben Angst, von der Norm abzuweichen. Dabei hat jeder Mensch einen eigenen Weg, ein eigenes Tempo und einen individuellen Rhythmus.
Welche Bereiche interessieren Dich sonst noch und worin bildest Du Dich weiter?
Nach meinem Abschluss habe ich mich direkt in verschiedene Weiterbildungen gestürzt, unter anderem zum Ayurveda Coach für Frauengesundheit (bei Laura Krüger) und zum Fachberater Ernährungsmedizin. Außerdem mache ich gerade einen Master im Fach Clinical Nutrition. Für mich war immer klar, dass ich die Prinzipien des Ayurveda mit der westlichen Wissenschaft verknüpfen möchte. In den meisten Fällen funktioniert das wunderbar.
Momentan beschäftige ich mich viel mit Hormonsystem und Stoffwechsel: So viele typische Probleme unserer Zeit hängen mit Blutzucker und Insulinresistenz zusammen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Thema Toxine. Wir sind uns oft gar nicht bewusst, welchen irrsinnigen Schadstoffmengen wir im Alltag ausgesetzt sind.
Worauf kannst Du nicht verzichten?
Auf Nüsse – ich liebe sie alle! Und auf Musik, Morgensonne, spontane Lachanfälle und meine Yogamatte.
Und jetzt eine private Frage, womit beschäftigst Du Dich gerne abseits von Beruf?
Puh, wenn ich ehrlich bin, geht es auch privat meistens um Gesundheit. Ich höre ständig Podcasts und Hörbücher, mache immer wieder neue Fort- und Weiterbildungen und experimentiere oft mit neuen Lebensmitteln und Rezepten. Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, du brauchst eigentlich keine Küche, sondern ein Labor…
Ich reise viel und lebe seit Jahren als digitale Nomadin. Yoga ist in meinem sehr Vata-erhöhenden Leben so etwas wie mein Anker. Die Zeit, in der ich auf der Matte stehe, ist wahrscheinlich die einzige, in der mein Kopf nichts plant oder analysiert. Außerdem fotografiere ich gerne und interessiere mich sehr für Kräuter und Heilpflanzen.
Erzähle uns noch eine Sache, die keiner über Dich weiß
Ich finde, es gibt nichts Heilsameres, als allein im Auto die Musik laut aufzudrehen und aus voller Kehle mit zubrüllen. Viele angestaute Emotionen lösen sich dann einfach in Luft auf.
Last but not least, beende den Satz: Ayurveda ist:
Eine Einladung, die Welt und uns selbst mit anderen Augen zu sehen.