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Ayurveda-Zitronenwasser morgens: Wie gesund ist es wirklich?

11.06.2025 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Ayurveda-Zitronenwasser morgens: Wie gesund ist es wirklich?Alle Welt trinkt plötzlich morgens Zitronenwasser – manchmal mit Honig, manchmal ohne. Aber lohnt sich das wirklich? Tatsächlich ist das morgendliche heiße Wasser mit Zitrone ein traditionelles ayurvedisches Ritual. Hier erfährst Du, warum Zitronenwasser gesund ist, welche Vorteile es hat und wie Du es richtig zubereitest.

Zitronenwasser: Ayurvedischer Klassiker

Du willst Deinen Stoffwechsel anregen und Deinen Körper beim Entgiften unterstützen? Dein Stuhlgang ist eher unregelmäßig und Du leidest öfter mal unter Verstopfung? Für diese (und einige weitere) Zwecke kennt der Ayurveda eine kleine, aber sehr feine Unterstützung: Ein Glas Zitronenwasser mit Honig morgens weckt Deine Lebensgeister und facht Dein Agni an.

Heißes Wasser gilt im Ayurveda traditionell als eine der einfachsten und gleichzeitig besten Möglichkeiten, um Dein Verdauungsfeuer (Agni) anzuregen. Heißes Wasser mit Zitrone und Honig (den Honig bitte nur in das lauwarme Wasser geben) ist der perfekte Start in den Tag: Morgens ist Agni nämlich meistens noch eher schwach. Als Teil der Morgenroutine direkt nach dem Aufstehen getrunken, hilfst Du Deinem Körper damit, nach der nächtlichen Ruhe wieder in Schwung zu kommen.

Die Zitrone aus ayurvedischer Sicht

Alte ayurvedische Schriften, wie die Charaka Samhita und die Sushruta Samhita, beschreiben saure Früchte wie Zitronen als wertvolle Helfer, um das Verdauungsfeuer zu stärken und den Körper zu reinigen. Die Zitrone, die wir heute verwenden, stammt zwar eigentlich aus Südostasien: Ihre nahen Verwandten wurden aber traditionell auch in der ayurvedischen Heilkunde genutzt.

Die Ayurveda-Medizin empfiehlt Zitronen und Zitronenextrakte zum Beispiel, um Agni anzuregen, Verdauungsprobleme zu lindern und die Blutgefäße zu reinigen und zu schützen. In der ayurvedischen Küche nutzen wir die Früchte gerne in Chutneys und Pickles – oder fügen Gerichten vor dem Essen einen Spritzer Zitronensaft zu. Das kann die Verdauung fördern und hilft dem Körper, die Nährstoffe in der Mahlzeit besser aufzunehmen.

Die Wirkung von Zitronenwasser

Was denkst Du – woher kommt diese Wirkung von Zitronen? Die Zitrone hat aus Sicht des Ayurveda einen sauren Geschmack (Rasa) und eine wärmende thermische Energie (Virya): Beides hilft, das Verdauungsfeuer und die Speichelproduktion anzuregen und unterstützt damit die erste Phase der Verdauung.

Gleichzeitig haben Zitronen leichte, durchdringende Qualitäten und fördern Klarheit, Konzentration und Frische. Das intensive Zitrusaroma der ätherischen Öle hebt die Stimmung und kann helfen, Trägheit oder Antriebslosigkeit zu vertreiben.

Du wachst morgens auf, trinkst ein Glas warmes Zitronenwasser mit Honig und spürst direkt, wie sich Dein Kopf wacher und Dein Körper leichter anfühlt? Genau das schätzen wir im Ayurveda so am ersten Getränk des Morgens: Zitronenwasser bringt Energie, reinigt und belebt den Geist. Sauer macht lustig – diesen Spruch gibt es ja auch bei uns.

Ein guter Start in den Tag

Am besten trinkst Du direkt nach dem Aufstehen ein großes Glas abgekochtes Wasser (im Ayurveda lassen wir das Wasser mindestens 5 Minuten bei offenem Deckel köcheln) mit frisch gepresstem Zitronensaft und etwas Honig.

Weil Honig aus Sicht des Ayurveda bei mehr als 40 Grad Celsius seine positiven Eigenschaften verliert, gib ihn bitte erst dazu, wenn das Wasser schon etwas abgekühlt ist.

Wenn Du magst, kannst Du das Wasser auch schon am Vorabend kochen und über Nacht in einer Thermoskanne aufbewahren. Bis zum Frühstück solltest Du nach dem Trinken etwa eine halbe Stunde warten.

Die Vorteile von Zitronenwasser morgens

Aber warum empfehlen wir im Ayurveda eigentlich, Zitronenwasser morgens zu trinken? Das hat verschiedene Gründe:

  • Nach der Nacht braucht der Körper dringend Flüssigkeit.
  • Aus Sicht des Ayurveda solltest Du gleich morgens Deinen Darm entleeren: Das Zitronenwasser unterstützt die Verdauung.
  • Morgens ist der Magen noch leer und das Zitronenwasser kann besser wirken.
  • Nachts entgiftet der Körper: Zitronenwasser morgens hilft, die gelösten Giftstoffe auszuleiten.
  • Die anregende und stimmungsaufhellende Wirkung der Zitrone hilft Dir, morgens in Schwung zu kommen.

Noch besser: Heißes Zitronenwasser mit Honig

Dir ist Zitronenwasser zu sauer? Kein Problem – im Ayurveda kombinieren wir es ohnehin meistens mit etwas Gutem, bienenfreundlichen Honig. Honig macht das Zitronenwasser etwas milder und verstärkt gleichzeitig die reinigende Wirkung.

Aus Sicht des Ayurveda wirkt Honig süß, scharf, leicht, trocken, erhitzend, süß oder auch scharf. Wenn es Waldhonig ist, hat er manchmal auch einen adstringierenden (zusammenziehenden) Effekt.

Wegen seiner leichten und auskratzenden Eigenschaften eignet sich Honig (vor allem, wenn er schon etwas älter ist) auch für Kapha Typen gut, für die andere Süßungsmittel sonst oft zu schwer sind.

So wirkt Honig-Zitronenwasser am Morgen

Aktiviert Agni: Wenn Dein Agni stark ist, kannst Du Nahrung besser verdauen, nimmst Nährstoffe optimal auf und fühlst Dich voller Energie. Besonders nach dem Aufstehen hilft warmes Zitronenwasser, die Verdauung sanft in Schwung zu bringen.

Unterstützt die natürliche Entgiftung: Laut Ayurveda ist Ama die Hauptursache vieler Beschwerden. Zitronenwasser hilft, lokales Ama im Magen-Darm-Trakt auszuleiten und regt die Funktion von Leber und Nieren an. Das hilft Deinem Körper, in Balance zu bleiben.

Stärkt Dein Immunsystem: Zitronen enthalten viel Vitamin C, das antioxidativ wirkt und die Abwehrkräfte unterstützt. Der Ayurveda beschreibt die Wirkung als Ojas-fördernd – Ojas ist die feinstoffliche Essenz, die für Vitalität und Widerstandskraft sorgt.

Bringt Deine Haut zum Strahlen: Das Vitamin C im Zitronenwasser unterstützt die Kollagensynthese und kann so langfristig zu einer strahlenden, jugendlichen Haut beitragen. Wenn Du unter Hautproblemen leidest, solltest Du aus ayurvedischer Sicht allerdings mit dem sauren Geschmack etwas vorsichtig sein.

Regt die Lebensgeister an: Zitrone wirkt belebend, hebt die Stimmung und kann helfen, morgendliche Trägheit oder mentale Schwere zu vertreiben.

Heißes Wasser mit Zitronen: Wirkung auf die Doshas

Das heiße Zitronenwasser klingt plötzlich fast nach einem kleinen Wundermittel? Ganz so allgemein kann man das nun auch nicht sagen. Wie immer im Ayurveda gibt es keine Einheitslösung: Was einem Menschen guttut, kann einem anderen eher schaden.

Das gilt auch bei Zitronenwasser. Wie gesund es ist, hängt ganz entscheidend von Deiner Konstitution und Deinem Leben ab.

So wirkt Zitronenwasser auf die Doshas:

  • Für Vata-Typen (Luft & Äther): Die sauren, erhitzenden Eigenschaften der Zitrone gleichen das kalte Vata Dosha aus. Ähnliches gilt für den süßen Geschmack des Honigs. Ein Glas warmes Zitronenwasser mit einem Löffel Honig kann helfen, Vata zu besänftigen, die Verdauung zu stärken und den Geist zu entspannen.
  • Für Pitta-Typen (Feuer & Wasser): Pitta ist von Natur aus heiß und dynamisch – die saure, erhitzende Zitrone kann daher das innere Feuer überhitzen. Das kann zu Sodbrennen oder Hautreizungen führen und den hitzigen Pitta-Geist zum Überkochen bringen. Falls Du ein ausgeprägtes Pitta hast, genieße Zitronenwasser lieber stark verdünnt oder ersetze die Zitrone durch milde Alternativen wie Limette, Granatapfel, Kardamom oder Koriander.
  • Für Kapha-Typen (Erde & Wasser): Aufgrund seiner erhitzenden und anregenden Wirkung ist Zitronenwasser durchaus gut für das Kapha-Dosha. Es regt den trägen Kapha-Stoffwechsel an, reduziert überschüssigen Schleim und hilft, Trägheit zu vertreiben. Gerade morgens auf nüchternen Magen ist Zitronenwasser für Kapha-Typen ideal, um Körper und Geist auf Trab zu bringen. Abgesehen vom morgendlichen Zitronenwasser solltest Du Zitrusfrüchte als Kapha-Typ aber eher meiden, weil sie die Körperkanäle (Srotas) blokcieren können.

Achte auf Deine Vikriti

Neben Deiner angeborenen Grundkonstitution (Prakriti) spielt aber auch eine Rolle, wie es aktuell um die Balance Deiner Doshas bestellt ist. Umwelteinflüsse können die Dosha-Balance verändern und stören. Eine Verschiebung des natürlichen Gleichgewichts bezeichnen wir im Ayurveda als Vikriti.

Spüre am besten regelmäßig in Dich hinein: Fühlst Du Dich müde, schwer, kalt oder träge? Dann kann Zitronenwasser belebend wirken. Hast Du einen empfindlichen Magen oder reagierst im Moment eher reizbar und hitzig? Dann greifst Du vielleicht vorerst lieber zu milderen Alternativen.

Wirkt die Zitrone basisch?

Dieses Thema wird im Bereich der Schul- und Alternativmedizin oft heiß diskutiert. In der westlichen Naturheilkunde heißt es oft, dass Zitronen trotz des sauren Geschmacks eine basische Wirkung auf den Körper haben.

Aus Sicht der westlichen Wissenschaft hat der Körper ein so ausgeklügeltes System, um den Säure-Basen-Haushalt stabil zu halten, dass wir das mit der Ernährung kaum beeinflussen können. Auch im Ayurveda wirken Zitronen nicht basisch, sondern verstärken eindeutig das saure Milieu im Körper: Das ist auch der Grund, warum vor allem Pitta-Typen mit Zitrusfrüchten tendenziell vorsichtig sein sollten.

Variationen und Alternativen zu Zitronenwasser

Während Vata- und Kapha-Typen von der anregenden Wirkung besonders profitieren, sollten Pitta-Typen Zitronenwasser mit Bedacht genießen: Wie schon erwähnt, kann der saure Geschmack das hitzige Dosha zu sehr anfeuern.

Alternativen zu Zitronenwasser:

  • Limettenwasser: Limetten sind etwas milder und kühler als Zitronen und eignen sich auch dank ihres süßen Nachgeschmacks besser für Pitta-Typen.
  • Ingwerwasser: Ingwer fördert ebenfalls die Verdauung und kann helfen, den Stoffwechsel anzuregen. Weil er ähnlich wie die Zitrone erhitzend wirkt, eignet sich diese Alternative eher für Vata- und Kapha-Typen.
  • Kurkuma-Wasser: Ein Glas heißes Wasser mit einer Scheibe frischem Kurkuma oder etwas Kurkuma-Pulver unterstützt die Leber, wirkt entzündungshemmend und hilft dem Körper, lokales Ama aus dem Magen-Darm-Trakt auszuscheiden. Eine Prise schwarzer Pfeffer verstärkt die Wirkung.
  • Korianderwasser: Koriander hat eine kühlende Wirkung und ist eines der besten Gewürze für Pitta-Typen. Wenn Du die Samen mit heißem Wasser übergießt, erhältst Du würziges Korianderwasser bzw. Koriander-Tee.
  • Amla-Wasser: Amla oder Amalaki ist die indische Stachelbeere. Die frische Frucht wirst Du bei uns kaum finden, im Handel gibt es aber Amla-Pulver. Amla ist ebenfalls sauer, wirkt aber wegen seines herben Geschmacks auch kühlend und eignet sich daher besser für Pitta-Typen.

Zitronenwasser richtig zubereiten

Die Art und Weise, wie Du Dein Zitronenwasser trinkst, macht einen großen Unterschied. Um den bestmöglichen Effekt zu erzielen, kommt es auch auf die richtige Zubereitung an:

  • Der beste Zeitpunkt für Zitronenwasser ist morgens auf nüchternen Magen. Dann unterstützt es die natürliche Reinigung des Körpers und weckt das Verdauungssystem auf. Nur wenn Du zu einem empfindlichen Magen neigst, trinkst Du es lieber nicht auf nüchternen Magen.
  • Eine halbe ausgepresste Zitrone auf ein großes Glas Wasser (ca. 400 ml) reicht vollkommen aus. Wer empfindlich auf Säure reagiert oder ein starkes Pitta hat, kann auch mit weniger beginnen – oder Du verwendest gleich eine der Alternativen.
  • Gib den Honig erst zu, wenn das Zitronenwasser Trinktemperatur hat: Erhitzter Honig (ab 40 Grad Celsius) verliert aus Sicht des Ayurveda seine positiven Eigenschaften.
  • Verwende abgekochtes Wasser, weil das aus Sicht des Ayurveda leichter und bekömmlicher ist. Am besten lässt Du es bei offenem Deckel mindestens 5 Minuten lang köcheln. Wenn Du magst, kannst Du das Wasser auch schon abends kochen und in einer Thermoskanne aufbewahren.
  • Trinke das Zitronenwasser grundsätzlich heiß oder warm. Kaltes Wasser kann das Verdauungsfeuer schwächen und die Verdauung verlangsamen – also genau das Gegenteil dessen, was wir erreichen wollen.
  • Trinke anschließend einen großen Schluck klares Wasser – das schützt den Zahnschmelz vor übermäßiger Säure.

Fazit: Morgendliches Zitronenwasser mit Honig im Ayurveda

Zitronenwasser ist ein bewährtes ayurvedisches Ritual, das perfekt in Deine Morgenroutine passt. Durch seine reinigende, verdauungsfördernde und belebende Wirkung kann es helfen, Dein inneres Gleichgewicht zu unterstützen und Dein Verdauungsfeuer morgens zu stärken.

Wie immer Ayurveda kommt es aber darauf an, was Dir wirklich guttut: Weil Zitronen erhitzend wirken, können sie bei manchen Menschen zu Sodbrennen führen und eine Pitta-Störung begünstigen. Falls Dein Zahnschmelz empfindlich ist, empfehlen wir Dir, das Zitronenwasser durch einen Strohhalm zu trinken oder zumindest gut mit klarem Wasser nachzuspülen.

Probiere es einfach mal aus! Sollte das heiße Wasser mit Zitrone und Honig nichts für Dich sein, kennt der Ayurveda auch noch einige gute Alternativen. Und falls Du Dir noch mehr Ayurveda-Tipps rund um Ernährung und Balance im Alltag wünschst, könnte unsere Ausbildung zum Ayurveda Ernährungsberater genau das Richtige für Dich sein. Schau doch mal vorbei – hier gehts zur Anmeldung für die nächste Runde!

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