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Ayurvedisches Ghee: Gibt es vegane Alternativen?

22.03.2024 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Ayurvedisches Ghee: Gibt es vegane Alternativen?Ghee zählt zu den wichtigsten Lebensmitteln im Ayurveda: Nicht umsonst trägt die geklärte Butter auch den Beinamen „Ayurvedisches Gold“. Wir verwenden Ghee zum Kochen und Backen, zur Entgiftung, zur Körperpflege und als Heilmittel. Außerdem gilt Ghee im Ayurveda als wichtige Trägersubstanz für andere Heilpflanzen. Trotzdem gibt es bestimmte Gründe, warum manche Menschen Ghee ersetzen möchten. Du suchst nach einer (veganen) Alternative zu Ghee? Hier erfährst Du, worauf es ankommt.

Ghee im Ayurveda: Viel mehr als Butterschmalz

Um Ghee herzustellen, wird ungesalzene Butter (manchmal auch Sahne) in einem Topf erhitzt und langsam geköchelt. Dabei verdunstet das Wasser, das in der Butter enthalten ist. Außerdem setzt sich das Eiweiß als Schaum an der Oberfläche ab. Ist der Vorgang abgeschlossen, gießt man die Flüssigkeit durch ein Sieb. Was übrigbleibt, ist Ghee – das flüssige Gold des Ayurveda.

Flüssig ist Ghee allerdings nur ab etwa 25 Grad Celsius. Bei normaler (deutscher) Zimmertemperatur hat es eine cremige Konsistenz: Ghee ist weicher als Butter, aber fester als zum Beispiel Quark oder Joghurt. Es riecht intensiv-buttrig – und weil es zu fast 100 Prozent aus gesättigtem Fett besteht, ist es sehr lange haltbar. Ist Ghee also dasselbe wie Butterschmalz? Das kommt darauf an, wen Du fragst.

Aus Sicht der westlichen Wissenschaft ist das Endprodukt identisch. Aus der ayurvedischen Perspektive sehen wir aber wichtige Unterschiede. Anders als Butterschmalz wird Ghee in einem langsamen und achtsamen Prozess aus sehr hochwertiger Butter hergestellt. Innerlich und äußerlich angewendet oder mit Kräutern versetzt ist Ghee eines der wichtigsten Nahrungs- und Heilmittel des Ayurveda. Wenn Du nach Alternativen zu Ghee suchst, solltest Du das wissen.

Wie wir Ghee im Ayurveda verwenden

Ghee ist ein fester Bestandteil der indischen und ayurvedischen Küche. Wir verwenden es fast täglich: Um Gewürze anzurösten, den Geschmack von Gerichten zu verfeinern und Mahlzeiten bekömmlicher zu machen. Ghee gilt als sattvisches Lebensmittel und eignet sich für alle drei Doshas. Kaphas sollten es etwas sparsamer dosieren, profitieren aber von der verdauungsfördernden Wirkung. Vor allem Vatas dürfen beherzt zugreifen: Ghee hat süße, schwere, wärmende und ölige Eigenschaften, die das luftige Dosha perfekt ausgleichen.

Ghee hat im Vergleich zu anderen Fetten einen sehr hohen Rauchpunkt. Deshalb eignet es sich gut zum Braten und Backen. Der buttrig-nussige Geschmack passt zu süßen und herzhaften Gerichten. In Ghee ausgebackene Pfannkuchen sind ein Genuss! Wie alles im Ayurveda verwenden wir aber auch Ghee in moderaten Mengen. Erstens ist es ein sehr kostbares Produkt, zweitens handelt es sich um reines Fett. Es ist also durchaus sinnvoll, mögliche Alternativen für Ghee zu kennen.

Die Wirkung von Ghee

Im Ayurveda verwenden wir Ghee aber bei weitem nicht nur zum Kochen. Wir haben es schon erwähnt: Ghee macht Speisen leichter verdaulich, weil es das Verdauungsfeuer Agni stärkt. Außerdem reinigt Ghee die Körperkanäle (Srotas) und hat die Kraft, Ama zu lösen und auszuleiten. Ama – so nennen wir im Ayurveda Zwischenprodukte des Stoffwechsels – ist die Ursache vieler Krankheiten.

Vielleicht hast Du schon einmal gehört, dass Du bei einer Panchakarma-Kur Ghee trinkst. Das muss zwar nicht immer so sein, wird aber tatsächlich oft gemacht. Den ersten Teil eines solchen Ayurveda-Detox bildet die Phase der Reinigung. Bei dieser Vorkur verwenden viele Ayurveda-Therapeuten Ghee, um den Körper von Ama zu befreien und Giftstoffe zu binden. Aus unserer Sicht ist Ghee dafür alternativlos.

Die Ayurveda-Medizin Ghee setzt besonders bei Schwäche und Auszehrung ein. Zudem reguliert Ghee Entzündungen im Körper, stärkt die Fruchtbarkeit und sorgt für einen klaren, scharfen Verstand. Dank seiner nährenden Qualitäten wenden wir Ghee auch gerne äußerlich an. Ghee ist eine Wohltat für trockene und neurodermitische Haut sowie bei Ekzemen. Es kühlt und beruhigt bei Sonnenbrand, fördert die Wundheilung und eignet sich zur Pflege frischer und alter Narben.

Ein wichtiges Rasayana und Anupana

Und das ist noch nicht alles: Aus ayurvedischer Sicht nährt Ghee alle sieben Körpergewebe (Dhatus) und vermehrt Ojas. Ojas, die feinstoffliche Essenz des Kapha Doshas, kann am ehesten mit Vitalität und Immunkraft übersetzt werden. Deshalb – und weil es die natürlichen Entgiftungsprozesse unterstützt – gilt Ghee als wichtiges Verjüngungsmittel (Rasayana).

Es nährt die Zellen, schmiert Haut und Gelenke und lässt uns von innen und außen strahlen. Ein weiteres wichtiges Verwendungsgebiet von Ghee ist die Funktion als Anupana: als Trägersubstanz für andere Heilpflanzen. Aus ayurvedischer Sicht hat Ghee die Kraft, Körpergewebe, -kanäle und Zellen zu durchdringen. Das hilft dem Körper, die Inhaltsstoffe besser aufzunehmen und verstärkt die Wirkung anderer Substanzen.

Es gibt auch medizinisches Ghee: Um es herzustellen, werden Heilkräuter über mehrere Stunden in Ghee abgekocht, um die Wirkstoffe zu extrahieren. Nimmst Du das Endprodukt ein, können die heilenden Substanzen besonders tief ins Gewebe eindringen. Ghee gilt deshalb als eines der wichtigsten Anupanas des Ayurveda. Die vielen positiven Effekte machen es so schwierig, einen guten Ersatz für Ghee zu finden.

Ghee ist nicht vegan

Beim Herstellen von Ghee werden Wasser, Milchzucker und Milcheiweiß fast vollständig entfernt. Selbst Menschen, die Milchprodukte nicht gut vertragen, kommen deshalb mit Ghee oft gut zurecht. Trotzdem gibt es natürlich Gründe, warum Du vielleicht nach einem Ersatz für Ghee suchst. Was wir sehr oft hören, ist, dass Ghee nicht vegan ist. Das stimmt: Ghee besteht aus Butter oder Sahne – und diese Produkte stammen von Milchkühen.

Damit kommen wir zu einem Thema, das unter Ayurvedis oft diskutiert wird. Zwar besteht die Ayurveda-Ernährung zu einem großen Teil aus Gemüse und Hülsenfrüchten: Grundsätzlich vegan ist der Ayurveda aber nicht. Je nach ayurvedischer Konstitution gelten Honig, Milchprodukte und sogar Fleisch und Fisch (in kleinen Mengen) als gesund.

Das bedeutet aber keineswegs, dass es unmöglich ist, sich ayurvedisch und vegan zu ernähren. Im Gegenteil: Manche Ayurvedis sind sogar der Meinung, dass der Ayurveda in der heutigen Zeit vegan sein muss. Das Hauptargument: Der Ayurveda ist mehr als 5.000 Jahre alt. Von Massentierhaltung und Lebensmittelindustrie wussten die Verfasser der alten Schriften noch nichts.

Du weißt bestimmt, dass Yoga und Ayurveda eng zusammenhängen. Ahimsa, eines der yogischen Grundprinzipien, gilt auch im Ayurveda. Übersetzt aus dem Sanskrit heißt es so viel wie „Das Vermeiden von Leid“. In Indien sind Kühe heilig und wir können davon ausgehen, dass es den meisten Tieren vor 5.000 Jahren deutlich besser ging als heute. Für uns ist deshalb klar, dass alle tierischen Produkte, die wir in unserer Ernährung verwenden, Bio- oder noch besser Demeter-Qualität haben sollten.

Weitere Gründe, nach einer Alternative zu Ghee zu suchen

Neben dem Thema Tierleid bei Milchkühen gibt es noch weitere Punkte, warum manche Ayurvedis nach Ghee-Alternativen suchen. Um Ghee herzustellen, braucht man eine ganze Menge Butter. In Zeiten der Klimakrise kann man das durchaus kritisch sehen. Außerdem besteht Ghee fast ausschließlich aus gesättigten Fettsäuren und enthält viel Cholesterin. Und auch, wenn beides im Moment heiß diskutiert wird: Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft begünstigen diese Stoffe verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Der Ayurveda und die moderne Wissenschaft sind sich dabei nicht uneinig: Ghee erhöht das Kapha Dosha – und die meisten typischen Zivilisationskrankheiten gehen auf einen Kapha-Überschuss zurück. Wenn Dein Kapha sehr stark ist, empfehlen wir Dir Ghee deshalb nur in kleinen Mengen. Interessant ist aber auch: Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass Ghee sich sogar positiv auf die Cholesterinwerte auswirken kann. Das könnte unter anderem daran liegen, dass es viel Butyrat und relativ viel DHA (eine Omega-3-Fettsäure) enthält.

Welchen Ghee-Ersatz können Veganer verwenden?

Eine optimale Alternative zu Ghee zu finden, ist aus ayurvedischer Sicht schwierig. Dafür sind die Einsatzmöglichkeiten einfach zu vielseitig. Ganz traditionell betrachtet, lassen sich manche Effekte ohne Ghee kaum erzielen. Wir verstehen aber, dass es gute Gründe gibt, Ghee ersetzen zu wollen. Das Schöne am Ayurveda ist, dass er so undogmatisch ist: Es gibt viele Möglichkeiten, ein ayurvedisches Leben so zu gestalten, dass es zu Dir und Deinen Werten passt.

Ghee-Alternativen zum Braten, Kochen und Backen:

  • Olivenöl: Olivenöl eignet sich für niedrige und mittlere Temperaturen. Dank der enthaltenen Polyphenole und dem großen Anteil an einfach gesättigten Fettsäuren gilt es als sehr gesund.
  • Kokosöl: Kokosöl ist eine sehr beliebte Ghee-Alternative für Veganer. Es hat eine ähnliche Konsistenz wie Ghee und ist hoch erhitzbar. Der feine Kokosgeschmack passt gut zu süßen und herzhaften Gerichten.
  • Avocadoöl: Avocadoöl schmeckt sehr mild, enthält wertvolle Fette und eignet sich dank des hohen Rauchpunkts gut für hohe Temperaturen. Weil es, genau wie Olivenöl, flüssig ist, musst Du die Menge beim Backen eventuell anpassen.
  • Veganes Ghee: Inzwischen bieten manche Händler veganen Ghee-Ersatz an. Meistens bestehen die Produkte aus einer Mischung verschiedener Pflanzenöle. Damit das Produkt so aussieht wie Ghee, ist außerdem oft etwas Kurkuma enthalten.

Alternativen zu Ghee als Anupana:

  • Heißes Wasser: Viele Heilkräuter kannst Du einfach in Wasser kochen und als Tee zu Dir nehmen.
  • Aloe Vera Saft: Ein sehr wertvolles Anupana mit reinigender, entzündungshemmender und kühlender Wirkung. Es eignet sich besonders gut für Pitta-Typen.
  • Honig (oder Ahornsirup): Honig ist neben Ghee und Milch das wichtigste Anupana des Ayurveda. Wenn Du eine vegane Ghee-Alternative suchst, kannst Du statt Honig auch Ahornsirup verwenden.

Alternativen zu Ghee für die äußerliche Anwendung:

  • Für Vata-Typen: Sesamöl, Mandelöl, Olivenöl
  • Für Pitta-Typen: Kokosöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl
  • Für Kapha-Typen: Kräuterpasten, Sonnenblumenöl, Distelöl

Fazit: Alternativen zu Ghee im Ayurveda

Ganz traditionell betrachtet, ist Ghee im Ayurveda unersetzlich. Die geklärte Butter ist nicht nur ein kostbares Lebensmittel, sondern auch ein wichtiges Heilmittel. Als Trägersubstanz für Heilkräuter hilft Ghee, Wirkstoffe noch tiefer in die Zellen zu transportieren und die Wirkung zu verstärken.

Wenn Du nach einer Ghee-Alternative suchst, sollte Dich das aber nicht entmutigen. Es gibt gute Gründe, warum manche Menschen Ghee ersetzen wollen – und es ist absolut machbar. Vielleicht erzielst Du manche Effekte dann nicht zu 100 Prozent. Aber mal ehrlich: Vieles im Leben ist eben ein Kompromiss. Die Schatzkiste des Ayurveda hält einige gute vegane Ghee-Alternativen bereit, die fast genauso gut wirken.

Was der beste Ghee-Ersatz ist, hängt auch davon ab, wofür Du das Ghee verwenden willst. Zum Kochen und Backen eignen sich zum Beispiel Kokos- oder Avocadoöl, als Anupana empfehlen wir heißes Wasser oder Honig. Wenn Du spezielle Ziele oder Bedürfnisse hast und Dich fragst, welche Ghee-Alternative die richtige für Dich ist, sprichst Du am besten mit einem erfahrenen Ayurveda-Therapeuten.

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