Brahmi (Bacopa monnieri): Wirkung aus ayurvedischer Sicht
Neben Ashwagandha, Triphala und Shatavari zählt Brahmi zu den wichtigsten Kräutern im Ayurveda. Es wird häufig verwendet, um das Gedächtnis, die Konzentration und allgemein die Gehirnleistung zu verbessern. Du wolltest schon immer wissen, was genau es mit diesem Heilkraut auf sich hat? Wir haben die wichtigsten Informationen rund um Brahmi für Dich zusammengefasst.
Brahmi: Ein ayurvedisches Superkraut
Brahmi wird bereits seit Jahrtausenden als ayurvedisches Heilkraut genutzt. Schon die Charaka Samhita, der ältesten uns bekannten ayurvedischen Schrift, erwähnt Brahmi als mächtige Heilpflanze. Genutzt wird Brahmi vor allem im Zusammenhang mit Gedächtnis, Konzentration und mentalen Erschöpfungszuständen: Die Pflanze gilt als wichtigstes Nerven- und Mentaltonikum des Ayurveda. Das Sanskrit-Wort Brahmi leitet sich von Lord Brahma oder Brahman ab – er gilt im Hinduismus der Schöpfer des Universums.
Brahmi, manchmal auch kleines Fettblatt genannt, ist eine niedrige Bodenpflanze, die zur Familie der Wegerichgewächse zählt. Sie hat kleine, fleischige Blätter und mag es gerne feucht und warm. Sie ist vor allem in den tropischen und subtropischen Regionen Indien, China, Australien, Mittel- und Südamerika und Afrika zu Hause. In Deutschland kannst Du Brahmi als Zimmerpflanze verwenden.
Die botanische Bezeichnung von Brahmi lautet Bacopa monnieri. Wenn Du von der Wirkung von Brahmi profitieren willst, ist das wichtig zu wissen – oft wird Brahmi nämlich mit Mandukaparni (auch Gotu Kola oder indischer Wassernabel) verwechselt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich Bacopa monnieri und Centella Asiatica in ihrer Wirkung etwas ähneln. Aus ayurvedischer Sicht zeigen sich aber deutliche Unterschiede.
Ein wichtiges Nerven- und Hirntonikum
Wer sich bemüht, seinen Lebensstil gesünder zu gestalten, stößt unweigerlich irgendwann auf den Ratschlag, Stress zu vermeiden. Inzwischen ist auch wissenschaftlich gut belegt, dass kaum etwas anderes unsere Gesundheit so gefährdet wie chronischer Stress und Überlastung. Stress zu vermeiden, ist in unserer Gesellschaft aber fast unmöglich. Für unsere körperliche und mentale Balance hat das allerdings gravierende Folgen. Ständiger Zeit- und Leistungsdruck – sowohl beruflich als auch privat – führen dazu, dass immer mehr Menschen unter Erschöpfung, Depression und Angststörungen leiden.
Zwar stammt der Ayurveda aus einer Zeit, in der die Uhren wahrscheinlich noch etwas langsamer liefen als heute. Trotzdem kannten auch die alten ayurvedischen Ärzte die Probleme, mit denen heute so viele von uns kämpfen. Damals wie heute profitierten die Menschen von yogischen Entspannungstechniken, Atemübungen, Meditation und unterstützenden Heilkräutern. Denn da wir dem Stress nicht aus dem Weg gehen können, besteht der beste Ansatz darin, mit ihm umgehen zu lernen.
Brahmi ist in diesem Zusammenhang ein echtes Geschenk der Natur. Der Ayurveda betrachtet jeden Menschen individuell: Ein bestimmtes Heilkraut für ein bestimmtes Symptom zu empfehlen, entspricht deshalb eigentlich nicht der ayurvedischen Herangehensweise. In vielen Fällen, in denen Stress, Konzentrationsprobleme und Gedächtnisstörungen eine Rolle spielen, wird ein Ayurveda-Therapeut Brahmi aber zumindest in Betracht ziehen.
Einige Anwendungsbeispiele für Brahmi:
- Lern- und Konzentrationsprobleme
- Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen
- Schlafprobleme
- Mentale Schwäche und Erschöpfung
- Angst und Unruhe
- Nachlassendes Gedächtnis
- Nervöse Störungen
- Verschiedene psychische Erkrankungen, wie Neurosen und Psychosen
- Atemwegserkrankungen
Brahmi: Ayurvedische Eigenschaften
Aus ayurvedischer Sicht ist Brahmi ein sogenanntes Medhya Rasayana. Den Begriff verwenden wir im Ayurveda für eine Gruppe von Heilpflanzen, die das Gedächtnis, die Intelligenz und die psychische Gesundheit verbessern. Sinngemäß bedeutet das in etwa so viel wie ein Stärkungs- und Verjüngungsmittel für den Geist. Heilpflanzen mit dieser Art von Wirkung werden heute oft auch als Nootropika bezeichnet. Der Überlieferung nach verwendeten die alten indischen Gelehrten die Pflanze, um konzentrierter zu studieren und sich Inhalte besser merken zu können.
Brahmi hat die Eigenschaften (Gunas) leicht und erwärmend. Der Geschmack (Rasa) ist bitter und herb (adstringierend), der Nachverdauungseffekt (Vipaka) ist scharf. Die Wirkung von Brahmi ist Vata- und Kapha-reduzierend, das Pitta Dosha wird hingegen sanft erhöht. Auf der körperlichen Ebene gilt es als blutreinigend, entgiftend und herzstärkend.
Weil Brahmi angstlösend und entspannend wirkt, ist es vor allem für unruhige Vata-Typen sehr wertvoll. Traditionell wird Brahmi gerne für ältere Menschen und Kinder verwendet: Zum einen, um die Gedächtnisleistung zu verbessern und zum anderen aufgrund der beruhigenden Wirkung. Damit Brahmi einen Effekt zeigt, muss es allerdings über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Brahmi: Wirkung auf Psyche und Gedächtnis
Äußerlich ist die Brahmi-Pflanze eher unscheinbar – doch wie immer kommt es auf die inneren Werte an. Das “Kleine Fettblatt” enthält eine ganze Reihe an wertvollen sekundären Pflanzenstoffen: Substanzen, die für die Pflanze zwar nicht überlebenswichtig sind, aber bestimmte Aufgaben erfüllen. Meistens handelt es sich um Farb-, Duft- und Aromastoffe, die Feinde abwehren oder Bestäuber anlocken sollen. Viele sekundäre Pflanzenstoffe haben eine sehr positive Wirkung auf den menschlichen Körper.
In Brahmi finden sich vor allem Flavonoide (zum Beispiel Brahmin), Saponine (u.a. Bacosid A und B), Phytosterine und Triterpene. Die westliche Wissenschaft geht davon aus, dass diese Inhaltsstoffe für die Wirkung von Brahmi verantwortlich sind. Es gibt einige Studien, die die Effekte von Brahmi auf ADHS, Demenz, Alzheimer, Depressionen und sogar Krebs untersuchen. Weil es sich meistens um kleinere Analysen handelt, sind die Ergebnisse aber noch nicht eindeutig.
Im Ayurveda gilt Brahmi unter anderem als adaptogenes Nerventonikum und Stimmungsaufheller. Wie Brahmi auf die Psyche wirkt, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Pflanze die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol reduziert und das „Glückshormon“ Serotonin steigert. Auf diese Weise könnte Brahmi die Stressresistenz verbessern und für mehr Ruhe und Klarheit sorgen. Außerdem wirkt Brahmi antioxidativ und kann so helfen, vorzeitigen Alterungsprozessen vorzubeugen.
So nimmst Du Bacopa monnieri ein
Im Ayurveda bevorzugen wir Gewürze und Heilpflanzen immer in ihrer natürlichen Form. So stellen wir sicher, dass wir das gesamte Spektrum der Pflanzenstoffe aufnehmen. Für uns wirken Pflanzen nicht nur aufgrund einzelner Inhaltsstoffe, sondern in ihrer Gesamtheit. So wertvoll die moderne Wissenschaft auch ist: Aus ayurvedischer Sicht beginnt die Wirkung einer Heilpflanze schon in dem Moment, in dem sie auf Deiner Zunge ihren Geschmack entfaltet.
Brahmi enthält Bitterstoffe und schmeckt daher etwas gewöhnungsbedürftig. Im Ayurveda empfehlen wir trotzdem, Bacopa monnieri als Pulver oder Churna zu verwenden. Du kannst es zum Beispiel als Tee aufkochen oder in Shakes oder Dein Porridge einrühren. Eine tolle Alternative ist medizinisches Ghee, in dem Brahmi gekocht wurde: Das ist im Ayurveda eine bewährte Methode, um die fettlöslichen Pflanzenstoffe zu extrahieren.
Falls Dir der Geschmack von Brahmi zu unangenehm ist, kannst Du das Pulver auch in Form von Tabletten oder Kapseln zu Dir nehmen. Weil Brahmi auch Nebenwirkungen haben kann, raten wir Dir allerdings grundsätzlich, Heilpflanzen nur in Abstimmung mit erfahrenen Ayurveda-Therapeuten zu verwenden. Sie helfen Dir auch dabei, die passende Dosierung für Dich zu finden. Je nach den individuellen Bedürfnissen wird Brahmi manchmal auch mit anderen ayurvedischen Heilpflanzen, wie zum Beispiel Gotu Kola, Gingko, Süßholz oder Ashwagandha kombiniert.
Fazit: Brahmi (Bacopa monnieri) im Ayurveda
Brahmi, das Kleine Fettblatt, ist ein echter Schatz im Heilpflanzen-Portfolio des Ayurveda. Das älteste Medizinsystem der Welt verwendet Bacopa monnieri seit Jahrtausenden, um das Gedächtnis zu stärken und den Geist zu beruhigen. Brahmi gilt als wichtiges Nerventonikum und Rasayana, wirkt stimmungsaufhellend und stärkt das Herz.
Vor allem Kinder und ältere Menschen, sowie alle, die unter den Folgen von chronischem Stress leiden, können von der Wirkung von Brahmi profitieren. Grundsätzlich eignet sich Brahmi für alle drei Doshas. Weil es erwärmend wirkt, sollten Menschen mit starker Pitta-Konstitution und Pitta-Dysbalancen mit der Dosierung allerdings etwas vorsichtiger sein.
Wenn Du Brahmi einnehmen möchtest, empfehlen wir Dir, zunächst mit einem erfahrenen Therapeuten zu sprechen. Weil Brahmi in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel gilt, ist es außerdem wichtig, auf hochwertige Präparate zu achten. Pflanzenpulver und Churnas sind dabei aus ayurvedischer Sicht immer besser als eine Kapsel oder Tablette.
Du hast Lust bekommen, noch mehr über Heilpflanzen und Ayurveda-Medizin zu erfahren? Beim Ayurveda Campus findest Du eine große Auswahl an Ayurveda Seminaren und Ausbildungen – darunter auch unser beliebter Heilkräuter-Kurs “Phytotherapie Berater”. Statt Beschwerden mit einzelnen Wirkstoffen zu bekämpfen, betrachten wir Mensch und Heilpflanze in ihrer Gesamtheit. Das klingt spannend? Dann melde Dich am besten noch heute für die nächste Runde an und lerne, wie Du Deine Gesundheit ganzheitlich stärkst!