Interview mit Christine Kieltyka von Fernflower
Um unsere Leser*innen mitzunehmen, stell Dich doch mal kurz vor, wer bist Du und was machst Du?
Mein Name ist Christine Kieltyka (www.fernflower.co.nz), ich bin gerade vierzig geworden und lebe seit zehn Jahren in Neuseeland. Beruflich bin ich über das Studium der Sportwissenschaften, freiberuflicher Tätigkeit in Natur und Erlebnispädagogik und einer Ausbildung zur Yogalehrerin in Indien bei der Ayurveda Therapie angekommen. Seit 2021 habe ich mich mit Ayurveda in Neuseeland selbstständig gemacht.
Wie würdest Du Dich in 3 Wörtern beschreiben?
Freigeistig. Liebevoll. Loyal.
Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Kontakt mit Ayurveda?
Ja, das war damals im Mediterana eine wunderschöne Wellness und Sauna Anlage bei Köln in der ich während meiner Zeit als Sportstudentin gearbeitet habe. Dort haben wir ayurvedische Aufgüsse gemacht und kleine Dosha Tests ausgelegt. Damals ist bei mir der Funke noch nicht übergesprungen. Das war dann erst während meiner ersten Yogalehrer Ausbildung in Indien. Unser Unterricht über Anatomie wurde von einer ayurvedischen Ärztin gehalten. Ich hatte durch das Sportstudium schon viel Vorwissen in dem Bereich aber der Unterricht hat völlig neue Zusammenhänge hervorgehoben und mir unfassbar viel mehr Wissen und Verständnis für das wie und warum im Körper vermittelt. Ayurveda hat gefühlt meine beruflichen Inhalte und Interessen auf einen Nenner gebracht. Meine Liebe für die Menschen, den Körper und die Natur….
Dein Weg hat Dich dann auch zum Ayurveda Campus verschlagen, wo Du Deine Ausbildung gemacht hast. Wie erinnerst Du Dich an diese Zeit und was konntest Du daraus mitnehmen?
Die Zeit war eine ganz Besondere für mich. Ich habe sprichwörtlich im Unterricht an den Lippen meiner Lehrer gehangen und konnte immer gar nicht glauben, wenn der Tag zu Ende und acht Stunden vorbei waren :o) Ich war so dankbar, dass ich Zugang zu so wichtigen und praktischen Wissen hatte und habe mich einfach nur gefreut und alles in mir aufgenommen, wie ein fruchtbarer Boden, der bepflanzt wird. Ich glaube, ich habe ganz schön genervt weil, ich auch viele Fragen gestellt habe. Aber nach meiner Zeit in Indien habe ich es sehr wertgeschätzt, dass Fragen stellen überhaupt okay war, das sieht man in Indien nicht so gerne. Dort ist der Unterricht noch ganz schön altmodisch und frontal. Na ja, jedenfalls war ich eine sehr eifrige Teilnehmerin und denke unglaublich gerne an die Zeit im Campus zurück. Tolle Lehrer, tolle Mitstudenten und eine wunderschöne Stadt. Vieles von dem, was ich jetzt in meiner Praxisarbeit jeden Tag anwende, habe ich aus den Unterrichtseinheiten mitgenommen.
Wie hast Du Dein Business gegründet?
Ich hatte ein Angebot eine kleine Cottage zu mieten auf dem Land eines kleinen Öko-Resorts in Neuseeland. Dort lebe ich schon seit 2014 und biete auch schon lange Massagen an. Die Gründung der Praxis hat sich wie ein logischer und sehr natürlicher Schritt angefühlt in meiner persönlichen “Evolution”. Ayurveda kommt gerade erst an in Neuseeland und ich freue mich darauf, dabei zu sein, es den Menschen hier näherzubringen. Ein paar Grundstücke weiter ist eine medicinal herbal farm. Dort beziehe ich viele der Kräuter und Gewürze her, die ich in der Praxis brauche. Regional und Bio, das ist großartig so eine Qualität anbieten zu können.
Hattest Du dabei Unterstützung oder hast Du Dich allein durchgekämpft?
Ich habe mir ein bisschen Startkapital von meinen Eltern geliehen, um mir ein richtiges Logo machen zu lassen von einer wirklich tollen Grafik-Designerin. Und um erstmal die Miete für die Cottage und einige Anschaffungen stemmen zu können.
Hast Du ein Ziel, auf das Du hinarbeitest?
Kein klar definiertes Ziel in dem Sinne. Für mich ist Ayurveda ein organischer, natürlicher und vor allem lebendiger Prozess. Ich bin gespannt, wohin es sich entwickelt und was ich alles auf der Reise erleben werde. Momentan lebe ich mich ziemlich vielseitig aus und experimentiere verschiedene Formate. Ich gebe viel Massagen und Beratungen, mache aber auch Produkte, biete Retreats an und gebe Workshops. Es wird sich bestimmt mit der Zeit herauskristallisieren, wo ich meinen Schwerpunkt legen werde.
Bist Du während der Gründung auf Hindernisse gestoßen und wie konntest Du diese lösen?
Kaum Hindernisse, außer meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Selbstständigkeit ist für mich ein sehr persönlicher und unendlich kreativer Prozess. Ich lerne unglaublich viel dabei.
Was war für Dich persönlich der größte Entwicklungsprozess in Deiner Arbeit?
Zu verstehen, dass das Wissen von Ayurveda in jeder Zelle meines Körpers steckt. Jeden Tag vertiefen sich meine Erfahrungen. Ich lebe in Neuseeland sehr mit der Natur verbunden. Mein Haus ist aus Leinwand sozusagen. Ich lebe in einer Art Yurte, habe eine Outdoor-Solardusche und Komposttoilette. Meine Küche ist im Garten und aus Stroh und Lehm gebaut. Ich bin dadurch den Elementen sehr nah. Für mich gibt es gar kein drinnen und draußen in dem Sinn. Ich habe den Eindruck so im Einklang mit den Elementen zu leben hat einen Einfluss auf meine Arbeit.
Was inspiriert Dich?
Menschen, Musik und Bewegung.
Welche Bereiche interessieren Dich sonst noch und worin bildest Du Dich weiter?
Ich habe nach der Ausbildung beim Ayurveda Campus ein Apprenticeship Program in medizinischen Heilpflanzen hier in Neuseeland gemacht. Ich finde es spannend, die Heilkräuter aus dem Land zu benutzen, in dem man lebt. Daher bilde ich mich gerade darin weiter, die einheimischen Schwestern zu den ayurvedischen Kräutern hier in Neuseeland zu finden.
Worauf kannst Du nicht verzichten?
Auf mich zu achten.
Und jetzt eine private Frage: Womit beschäftigst Du Dich gerne abseits vom Beruf?
Ich liebe die Wälder, Strände und Berge in Neuseeland. Ich gehe gerne surfen und wandern und unter freiem Himmel schlafen.
Erzähle uns noch eine Sache, die keiner über Dich weiß.
ich fühle mich manchmal wie ein Alien, weil ich ein elefantöses Gedächtnis habe. Die Menschen wissen nicht, dass Vieles von dem, was sie mir erzählen, für immer in meinem Gedächtnis bleibt :o)
Last but not least beende den Satz: Ayurveda ist:
Das Gefühl, wenn du gerade im Meer baden warst und dich auf dein Handtuch in die Sonne legst. Wenn du dich kühl und gleichzeitig warm fühlst. Wenn deine Haut nass ist, du das Licht und die Wärme der Sonne auf der Haut und die Erde unter dir fühlst. Wenn alle Elemente präsent und ausgeglichen sind.