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Datteln: Heilmittel des Ayurveda

01.04.2024 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Datteln: Heilmittel des AyurvedaWie gesund sind eigentlich Datteln? Aus unserer Sicht ist die Antwort ziemlich klar: Im Ayurveda gelten Datteln als Heilmittel. Die süße Frucht der Dattelpalme wirkt nährend, beruhigend und revitalisierend. Wie bei allen Lebensmitteln kommt es aber auf die Menge, die Zubereitung und vor allem auf Deine ayurvedische Konstitution an. Hier erfährst Du, warum Datteln so gesund sind und worauf Du achten solltest.

Wie gesund sind Datteln?

Hast Du schon einmal eine frische Dattel probiert? In unseren deutschen Supermärkten gibt es ja meistens nur getrocknete Datteln zu kaufen. Frische Datteln schmecken milder und sind butterweich: Falls sie Dir mal begegnen, solltest Du Dir diese Erfahrung nicht entgehen lassen.

Datteln werden schon seit sehr langer Zeit von Menschen genutzt und geschätzt. Vor allem in den arabischen Herkunftsländern steht die Dattel fast täglich auf dem Speiseplan der Menschen. Nicht umsonst wird sie manchmal auch „Brot der Wüste“ genannt. Zur Begrüßung, zum Tee oder zum Fastenbrechen beim Ramadan: Die Dattel gehört einfach dazu.

Auch getrocknete Datteln sind ein echter Genuss. Das fast karamellartige Aroma macht die Dattel zur perfekten natürlichen Süßigkeit. Bleibt noch die Frage, ob Datteln wirklich gesünder sind als Gummibärchen, Schokolade & Co.: Wie der süße Geschmack eindeutig zeigt, enthalten Datteln nämlich eine ganze Menge Zucker – und das schreckt heutzutage viele Menschen ab.

Datteln als Heilmittel: Die Inhaltsstoffe

Fest steht, dass die viele Kulturen und Medizinsysteme die Dattel als Heilmittel betrachten. Traditionelle Anwendungsgebiete sind Verdauungsprobleme, Infektionen und sogar Geschwüre und Tumore. Um zu verstehen, was die Dattel so gesund macht, betrachten wir zunächst ihre Inhaltsstoffe aus Sicht der westlichen Wissenschaft.

Datteln sind Früchte – und wie jede Art von Obst bringen sie eine Reihe an wertvollen Inhaltsstoffen mit. Enthalten sind unter anderem Vitamin C, verschiedene B-Vitamine und fast alle Aminosäuren. Außerdem liefern Datteln viele Mineralstoffe. Darunter einige, die gar nicht so einfach zu finden sind: Neben Calcium, Phosphor, Mangan, Magnesium, Zink und Kupfer finden sich auch Eisen, Selen und Kalium.

In Datteln steckt übrigens etwa 50 Prozent mehr Kalium als Bananen – und die werden ja oft als optimale Kaliumlieferanten bezeichnet. Besonders erwähnenswert ist zudem der Gehalt an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Ersteren ist es zu verdanken, dass Datteln so gut für die Verdauung sind: Sie unterstützen den Transport des Darminhalts und helfen so, Verstopfung und Blähungen zu lindern.

Die sekundären Pflanzenstoffe sind vermutlich der Grund dafür, dass Datteln eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung zugeschrieben wird. Antioxidantien bekämpfen freie Radikale im Körper, die bei normalen Stoffwechselprozessen entstehen. Werden es zu viele, kann das nach heutigem Stand der Forschung zu gesundheitlichen Problemen und vorzeitiger Alterung führen.

Datteln enthalten so gut wie kein Fett, dafür aber etwa 70 Prozent Kohlenhydrate. In Zeiten, in denen Kohlenhydraten verteufelt werden, klingt das nach einer ganzen Menge. Weil sie so viele Ballaststoffe enthalten, lassen Datteln den Blutzucker aber nur langsam ansteigen. Trotz ihres hohen Zuckergehalts haben sie einen relativ niedrigen glykämischen Index.

Datteln: Wirkung aus ayurvedischer Sicht

Soweit also zu den Inhaltsstoffen der Dattel. Wie Du vielleicht weißt, geht es uns im Ayurveda aber weniger um Einzelsubstanzen: Nach dem Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ betrachten wir die Wirkung der Dattel aus einer etwas anderen Perspektive. Im Ayurveda ist die Dattel das, was heute als „Superfood“ bezeichnet wird: Ein unglaublich wertvolles Lebens- und Heilmittel mit vielen unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten.

Aus ayurvedischer Sicht ist die Dattel ein Heilmittel, das Herz, Verdauung und Immunsystem stärken, Fruchtbarkeit und Libido fördern, die Knochendichte verbessern und Schlafprobleme lindern kann. Datteln gelten als fast universelles Stärkungsmittel, das Körper und Geist zu mehr Kraft, Klarheit und Vitalität verhilft.

Verantwortlich für die heilende Wirkung der Dattel ist im Ayurveda vor allem ihr süßer Geschmack. Süße Früchte und Aromen gelten im Ayurveda als Ojas-vermehrend. Der Begriff Ojas ist Dir neu? Manche ayurvedischen Prinzipien sind für uns westlich geprägte Menschen anfangs gar nicht so leicht zu verstehen. Du kannst Dir Ojas am ehesten als unsere Körpersäfte und Zellenergie vorstellen – die Essenz unserer Kraft, Vitalität und Widerstandsfähigkeit.

Stress, Hektik, Leistungsdruck, fehlende Routine und eine insgesamt ungünstige Lebens- und Ernährungsweise rauben Ojas. Süße Lebensmittel wie Datteln hingegen stärken Ojas: Damit wirken sie besonders bei Stress und Erschöpfungszuständen beruhigend und ausgleichend. Mit „süß“ meinen wir aber natürlich keine industriellen Süßigkeiten. Neben Früchten haben im Ayurveda zum Beispiel Wurzelgemüse und Getreide eine süße Wirkung.

Datteln und die Doshas

Hier noch eine Übersicht der Wirkung von Datteln aus ayurvedischer Sicht:

  • Geschmack (Rasa): Süß
  • Nachverdauungseffekt (Vipaka): Süß
  • Thermische Wirkung (Virya): Kühlend
  • Eigenschaften: Schwer, ölig

Anhang dieser Qualitäten kannst Du erkennen, wie Datteln auf die Doshas wirken. Jedes Lebensmittel kann ein Dosha entweder verstärken oder besänftigen. Der süße Geschmack und Nachverdauungseffekt gleichen Vata und Pitta aus. Die kühlende Wirkung reduziert ebenfalls Pitta, die schweren, öligen Eigenschaften beruhigen das Vata Dosha. Für Kapha-Typen eignen sich Datteln hingegen nur in kleinen Mengen: Im Übermaß können Datteln das erdige Dosha zu sehr verstärken.

Ein sattvisches Lebensmittel und Rasayana

In der richtigen Dosierung eignen sich Datteln als Heilmittel aber für alle drei Dosha-Typen. Das liegt vor allem daran, dass Datteln als sattvisches Lebensmittel gelten. Sattva ist eines der drei Maha Gunas im Ayurveda. Vereinfacht gesagt, verstehen wir darunter so etwas wie die geistigen Qualitäten der Menschen. Sattva ist das Guna, von dem wir alle gerne mehr haben möchten: Es steht für Klarheit, Harmonie und Erkenntnis.

Wenn wir sattvische Lebensmittel zu uns nehmen, fühlen wir uns anschließend leicht und vitalisiert. Das klassische „Food-Koma“ würden wir aus ayurvedischer Sicht eher mit tamasischen Lebensmitteln in Verbindung bringen: Sie lassen uns schwer, träge und benebelt werden.

Datteln zählen außerdem zu den klassischen Verjüngungsmitteln (Rasayanas). Schönheit kommt im Ayurveda in jeder Hinsicht von innen: Datteln nähren alle Körpergewebe (Dhatus), wirken zellerneuernd und unterstützen ein strahlendes Aussehen. Hautfältchen hängen aus ayurvedischer Sicht oft mit einem Vata-Überschuss zusammen: Weil Datteln das leichte Dosha besänftigen, sorgen sie für eine glatte Haut und glänzende Haare.

Datteln als Aphrodisiakum und Fruchtbarkeitstonikum

Ojas hängen eng mit unserer Fruchtbarkeit und Libido zusammen: Wenn es uns an Vitalität und Substanz fehlt, macht der Körper hier häufig zuerst Abstriche. Deshalb setzen wir Datteln als Heilmittel besonders gerne ein, wenn Menschen sich ein Kind wünschen. Datteln können die Ei- bzw. Spermienqualität verbessern, das hormonelle Gleichgewicht fördern und den Körper der Frau auf eine Schwangerschaft vorbereiten.

Sehr interessant ist die Dattel auch für Frauen während der Schwangerschaft. Inzwischen zeigt sogar die moderne Wissenschaft, dass Datteln der ideale Snack zur Geburtsvorbereitung sind: Zwei Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Datteln die Geburt verkürzen und erleichtern. Bei den Teilnehmerinnen, die ab sechs Wochen vor dem Geburtstermin täglich sechs Datteln aßen, öffnete sich unter anderem der Muttermund schneller und es waren seltener wehentreibende Mittel nötig. Hier findest du den Link zur Studie “The effect of late pregnancy consumption of date fruit on labour and delivery” und zur Studie “Effect of Dates in Late Pregnancy on the Duration of Labor in Nulliparous Women“.

Statt Zucker: Datteln essen

Du siehst also: Datteln sind ein wunderbarer Zuckerersatz, den Du gerne regelmäßig genießen darfst. Wenn Du viel Kapha in Deiner Konstitution hast, verwendest Du sie einfach etwas sparsamer. Übertreiben sollten es aber auch Vata- und Pitta-Typen nicht: Die Dattel ist ein kostbares Heil- und Genussmittel, welches wir in moderaten Mengen essen und achtsam genießen wollen.

Das Tolle an Datteln ist, dass sie sich so vielseitig zubereiten lassen. Mit etwas Wasser zu einem Dattelmus püriert, kannst Du sie als Süßungsmittel beim Kochen und Backen verwenden oder morgens auf Dein Ayurveda-Porridge geben. In Kombination mit anderen Zutaten, wie zum Beispiel Nüssen, Saaten, Erdmandeln, geröstetem Kichererbsenmehl, Kakao- oder Carobpulver, werden aus Datteln leckere Energie-Bällchen oder ayurvedische Laddus.

Wichtig zu wissen ist allerdings, dass Datteln aus ayurvedischer Sicht eher schwer verdaulich sind. Deshalb empfiehlt der Ayurveda, Datteln eher morgens oder mittags zu genießen. Abends – vor allem als Dessert nach dem Abendessen – können sie das Verdauungsfeuer Agni schwächen. Diesen Effekt kannst Du aber leicht umgehen, indem Du die Datteln vor dem Verzehren für ein paar Stunden einweichst. Dann kannst Du sie ruhig direkt vor dem Schlafengehen essen: Das kann sogar die Schlafqualität verbessern.

Datteln sind übrigens eine der wenigen Obstsorten, die laut Ayurveda auch mit Milch kombiniert werden dürfen. Als besonders nährend gilt die Kombination aus Datteln und Ghee: Ein klassisches ayurvedisches Rezept ist es, Datteln in lauwarmem, flüssigem Ghee einzuweichen und aufzubewahren. Diese Kombination ist der ultimative Geheimtipp, um Vata zu reduzieren und Ojas zu vermehren. Kapha-Typen und alle, die es etwas leichter mögen, können aus getrockneten Dattelstücken auch einfach einen Datteltee zubereiten.

Fazit: Datteln als Heilmittel im Ayurveda

Datteln sind aus ayurvedischer Sicht eines der wertvollsten Lebensmittel überhaupt: Sie nähren alle Körpergewebe, klären und beruhigen den Geist und stärken Ojas – das Äquivalent zu Gesundheit, Vitalität und Immunität. Wenn Du Dich gestresst, erschöpft oder ausgezehrt fühlst, sind Datteln ein idealer Snack, um die Lebensgeister zu wecken und die Kraftreserven zu füllen.

Auch wenn Du Dir ein Kind wünschst oder schwanger bist, hat der regelmäßige Genuss von Datteln viele gesundheitliche Vorteile. Weil Datteln im Übermaß schwer machen und die Verdauung belasten können, reicht aber eine kleine Handvoll pro Tag. Falls Du ein Kapha-Typ bist, setzt Du Datteln als Heilmittel am besten eher sparsam ein und kombinierst sie idealerweise mit wärmenden ayurvedischen Gewürzen.

Du möchtest gerne mehr über die ayurvedische Küche, ayurvedische Lebensmittelkombinationen und eine Dosha-gerechte Ernährungsweise erfahren? Dann würden wir uns sehr freuen, Dich in unserer Ausbildung zum Ayurveda Ernährungsberater dabei zu haben. Wir nehmen Dich mit auf eine spannende Reise in die Welt des ältesten Medizinsystems der Welt – und zeigen Dir, wie Du altbewährtes Wissen auch in unserer Zeit für Dich nutzen kannst. 

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