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Gurvadi Gunas im Ayurveda: 10 Gegensatzpaare, die du kennen solltest

20.03.2024 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Gurvadi Gunas im Ayurveda: 10 Gegensatzpaare, die du kennen solltestDer Ausdruck „Gunas“ kann im Ayurveda kann anfangs etwas verwirrend sein. Viele denken dabei zuerst an die Maha Gunas Sattva, Rajas und Tamas. Daneben gibt es aber auch die sogenannten Gurvadi Gunas: Zehn Gegensatzpaare, mit denen wir im Ayurveda die Eigenschaften und Wirkungsweisen von Wesen und Materie beschreiben. Hier erfährst Du, welche Gunas es gibt und wie Du sie richtig einsetzt.

Der Begriff Gunas im Ayurveda

Das Wort Guna heißt übersetzt so viel wie Eigenschaft, Charakter oder Qualität. Wenn Du den Begriff in eine Suchmaschine eingibst, findest Du fast nur Inhalte zu den Maha Gunas (auch Triguna genannt): Sattva, Rajas und Tamas stehen für die drei Qualitäten bzw. Zustände unseres Geistes.

Die Triguna zählen zu den grundlegenden Prinzipien der ayurvedischen Lehren. Wahre Gesundheit kann es aus Sicht des Ayurveda nur dann geben, wenn Körper, Geist und Seele im Einklang sind. Mit Blick auf die Maha Gunas heißt das, dass wir nach mehr Sattva in unserem Leben streben sollten. Weitere Informationen zu den Maha Gunas.

In diesem Text befassen wir uns aber mit den Gurvadi Gunas, manchmal auch Guruvadi Gunas genannt: Den zehn Gegensatzpaaren, mit denen wir im Ayurveda fast alles beschreiben. Um den Ayurveda anwenden zu können, ist es sehr wichtig, die Gunas zu kennen und ihren Effekt zu verstehen.

Die Gurvadi Gunas (Guruvadi Gunas)

Weil wir im Ayurveda davon ausgehen, dass Gleiches Gleiches verstärkt und Gegensätze sich ausgleichen, wollen wir lernen, die Gunas zu erkennen und gezielt zu harmonisieren. Wenn wir achtsam sind, tun wir das häufig ganz unbewusst und automatisch. Stell Dir vor, Du kommst gerade von einem ausgedehnten Winterspaziergang zurück nach Hause. Es war klirrend kalt, der Wind pfiff Dir um die Nase und Du bist trotz dicker Winterjacke so richtig durchgefroren.

Wonach ist Dir jetzt? Wahrscheinlich eher nicht nach einer eisgekühlten Cola und einer großen Schüssel Blattsalat. Die meisten von uns sehnen sich nach einem warmen Getränk, einer nährenden Mahlzeit und vielleicht einem kuscheligen Platz vor dem Kamin. Das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie wir die Gunas im Ayurveda anwenden: Die Kälte und die leichten, trocknenden Eigenschaften des Windes werden durch Wärme, Feuchtigkeit und angenehme Schwere ausgeglichen.

Die Gurvadi Gunas sind ein wunderbares Tool, um uns und unsere Umgebung zu verstehen – und zwar sowohl auf physischer als auch auf emotionaler und energetischer Ebene. Unser Körper, unsere Nahrung, Heilpflanzen, Klima, Jahreszeiten, Krankheitssymptome und jede Art von Materie: Im Ayurveda analysieren wir alles auf Basis der Gurvadi Gunas.

20 Qualitäten, 10 Gegensatzpaare: Gegensätzliches gleicht sich aus

Der Ayurveda unterscheidet insgesamt 42 verschiedene Eigenschaften oder Gunas. Die 20 wichtigsten sind in zehn Gegensatzpaare aufgeteilt. Wenn wir eine bestimmte Qualität ausgleichen möchten, schauen wir zuerst, was ihr Gegenstück ist. Natürlich ist es nicht immer ganz so eindeutig wie in unserem Winter-Beispiel. Indem wir unsere Intuition und Beobachtungsgabe schärfen, lernen wir aber, die Gunas wieder besser wahrzunehmen.

Vielleicht nimmst Du Dir kurz eine Minute Zeit, um zu spüren, welche Gunas jetzt gerade in Dir und um Dich herum wirken. Ist es kalt oder warm, trocken oder feucht? Fühlst Du Dich heute leicht und beschwingt oder dominiert ein Gefühl von Schwere? Ist Dein Kopf heute klar und Du kannst Dich gut konzentrieren, oder fühlst Du Dich eher trüb und verschleiert?

Ein harmonisches Gleichgewicht der Gunas

Harmonie und Gesundheit bedeuten aus ayurvedischer Sicht, dass die Gunas im Gleichgewicht sind. Das erreichen wir, indem wir den aktuellen Zustand einer Person (oder Situation) betrachten und spüren, welche Gunas gerade besonders stark sind. Das gibt uns die Möglichkeit, mithilfe der jeweils entgegengesetzten Gunas eine bessere Balance herzustellen.

Verschiebt sich das Gleichgewicht der Gurvadi Gunas zu sehr in eine bestimmte Richtung, kann das aus Sicht des Ayurveda zu Störungen und Krankheiten führen. Wenn Du zu mehr Balance finden oder Deinen Klient:innen helfen willst, ist es deshalb wichtig, stets das Prinzip der Gunas im Hinterkopf zu haben.

Die Tabelle der Gurvadi Gunas:

Guna 1Guna 2
schwer (guru)leicht (laghu)
kalt (hima)heiß (ushna)
ölig (snigdha)trocken (ruksha)
stumpf / langsam (manda)spitz / schnell (tikshna)
statisch (sthira)beweglich (cala)
weich (mridu)hart (kathina)
klar (vishada)trüb (picchila)
glatt (shlaksna)rau (khara)
feinstofflich (sukshma)grobstofflich (sthula)
fest / dicht (sandra)flüssig (drava)

 

Gunas und Doshas

Wie alles im Ayurveda basieren auch die Gunas auf der Lehre der fünf Elemente. Jedes der drei Doshas Vata, Pitta und Kapha steht wiederum für zwei der Elemente: Du siehst, es greift alles ineinander. Wenn wir die Qualitäten der Doshas kennen, fällt es uns leichter, unsere Ernährung und Gewohnheiten unseren Bedürfnissen anzupassen.

  • Vata steht für Luft und Äther mit den Gunas leicht, trocken, beweglich, rau, subtil, klar und kalt
  • Pitta steht für Feuer und Wasser mit den Gunas leicht, ölig, heiß, flüssig, beweglich, scharf
  • Kapha steht für Erde und Wasser mit den Gunas schwer, ölig, kühl, weich, dicht, statisch und trüb

Ein Beispiel, wie Du dieses Prinzip praktisch anwendest: Falls Du Dich gerade etwas unruhig fühlst, schlecht geschlafen hast und merkst, dass Deine Gedanken sich überschlagen, ist vermutlich Dein Vata Dosha erhöht. Um die Tendenz auszugleichen, konzentrieren wir uns also darauf, die warmen, schweren, öligen und feuchten Qualitäten in und um uns herum zu betonen.

Das erreichst Du, indem Du erdende, nährende Lebensmittel verwendest, für ausreichend Ruhe und Wärme sorgst und vielleicht zusätzlich mit entspannenden Bewegungs-, Atmungs- oder Meditationseinheiten nachhilfst. Im Prinzip also genau das, was wir auch nach dem Winterspaziergang tun würden – nur dass wir in diesem Fall statt des Körpers vor allem Geist und Emotionen im Blick haben. Aber wie Du sicher weißt, funktioniert das eine im Ayurveda nicht ohne das andere.

Beispiele: Die Gunas und ihre Wirkung

Prinzipiell sind alle Gunas gleich „gut“ – keines ist wichtiger oder besser als ein anderes. Balance entsteht durch ein harmonisches Zusammenspiel und eine gesunde Balance der Gunas. Im Folgenden eine Übersicht der Gegensatzpaare, ihrer Wirkung und dem Effekt auf die Doshas.

GunaWirkungÜbermaßEinfluss auf die Doshas
SchwerNährt, baut auf und erdetTrägheit, schwächt AgniReduziert Pitta und Vata, erhöht Kapha
LeichtMacht wach und aufmerksamAngstErhöht Vata und Pitta, reduziert Kapha
KaltKühlt, verdichtet, zieht zusammenStagnation, bremst AgniErhöht Vata und Kapha, reduziert Pitta
HeißRegt Verdauung an, reinigt, wärmt und bewegtVerbrennt KörpergewebeErhöht Pitta und Vata, reduziert Kapha
ÖligBefeuchtet, nährt und entspanntÜbergewichtErhöht Pitta und Kapha, senkt Vata
TrockenTrocknet, kratzt ausErschöpfung / SchmerzErhöht Vata, senkt Pitta und Kapha
StumpfEntschleunigt, beruhigtSchwerfälligkeitErhöht Kapha, senkt Vata und Pitta
SpitzReinigt, schärft Konzentration und LernvermögenGier / AggressionErhöht Pitta, senkt Vata und Kapha
StatischErdet, gibt StabilitätAnhaftungErhöht Kapha, senkt Vata und Pitta
BeweglichFördert Bewegung und KreativitätInstabilität / UnsicherheitErhöht Vata und Pitta, senkt Kapha
WeichFördert Zärtlichkeit und SanftheitSchleim / SchlaffheitErhöht Kapha und Pitta, senkt Vata
HartStärkt, stabilisiertEgoismus / StarreErhöht Vata, senkt Pitta
KlarKlärt, reinigt, entgiftetLeere / IsolationErhöht Vata und Pitta, senkt Kapha
TrübHaftet, verbindetVerschleierung / getrübte WahrnehmungErhöht Kapha, senkt Vata und Pitta
GlattSchmiert, gleitet, heiltSchleimbildungErhöht Pitta und Kapha, senkt Vata
RauStopft, trocknet, bremstSchwächeErhöht Vata, senkt Pitta und Kapha
FeinstofflichÖffnet Srotas und GeistVerlust der BodenhaftungErhöht Vata und Pitta, senkt Kapha
GrobstofflichGibt Halt, baut aufÜbergewicht, blockiert SrotasErhöht Kapha, senkt Vata und Pitta
FestVerdichtet, stabilisiertStarre, BlockadenErhöht Kapha, senkt Vata und Pitta
FlüssigLöst, verflüssigt, bewegtDehydrierung / “Laugt aus“Erhöht Pitta und Kapha, reduziert Vata

 

Die Gurvadi Gunas: Eine der wichtigsten Grundlagen des Ayurveda

Die Gunas sind im Ayurveda ein essenzielles Prinzip, um die Qualitäten von Lebewesen und Materie zu beschreiben. Man könnte sagen, sie stehen für die energetische Wirkung von allem. Alles in Deiner Umgebung – ob Wetter, Jahreszeiten, Formen oder Gerüche – beeinflusst Dich und die Balance der Gunas in Dir.

Während der Kapha-Zeit im späten Winter nehmen bei vielen Menschen die schweren, kühlen und statischen Qualitäten zu. Im Sommer fühlen wir uns heiß, leicht und beweglich. Als Ayurvedis erkennen wir, welche Eigenschaften sich in unserem Wesen harmonisch verhalten und welche vielleicht Störungen verursachen. Je besser wir die Gunas sehen und verstehen, desto einfach wird es, für mehr Gleichgewicht zu sorgen.

Du möchtest noch mehr über die Gunas, die Doshas und die weiteren Prinzipien des Ayurveda lernen? In unserem Ayurveda Therapeut Basis tauchst Du tief in die Welt des ältesten Heilsystems ein. Neben der Theorie geben wir Dir auch eine Menge praktischer ayurvedischer Tipps an die Hand, die Du im Alltag einfach umsetzen kannst. Klingt spannend? Dann melde Dich am besten gleich an – wir freuen uns auf Dich!

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