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Marmapunkte und Marma-Massage im Ayurveda

02.04.2024 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Marmapunkte und Marma-Massage im AyurvedaWeißt Du, was Marmapunkte sind? Falls nicht, bist Du hier genau richtig. Marmapunkte sind sensible Vitalpunkte, die entlang bestimmter über unseren ganzen Körper verteilt sind. Falls Prana, die Lebensenergie, ins Stocken gerät, können wir den Energiefluss mithilfe einer Marmapunkt-Massage effektiv unterstützen. Klingt spannend? Hier erfährst Du alles über das Prinzip der Nadis und Marmapunkte sowie Ablauf und Wirkung einer Marmapunkt-Massage.

Die Marmapunkte im Ayurveda

Um zu verstehen, was Marmapunkte sind und welche Bedeutung sie haben, müssen wir zunächst das Prinzip Prana betrachten. Wenn Du Dich schon etwas mit dem Ayurveda beschäftigt hast, ist Dir dieser Begriff bestimmt schon begegnet. Prana ist aus Sicht des Ayurveda die Essenz unseres Lebens und die treibende Kraft in uns. Diese Energie ist eng verknüpft mit unserem Atem: Wenn wir im Ayurveda von Prana sprechen, kann je nach Kontext deshalb auch der Atem gemeint sein.

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat ein ähnliches Konzept: Das, was im Ayurveda Prana ist, heißt in der TCM Chi. Damit die Lebensenergie unser gesamtes System gut versorgt, ist es wichtig, dass Prana sich im Körper frei bewegen kann. Die Bahnen oder Kanäle, durch die Prana fließt, heißen im Ayurveda Nadis. Es gibt rund 72.000 Nadis, die unseren Körper durchziehen.

An manchen Stellen kreuzen sich zwei oder mehrere Nadis: Diese Stellen nennen wir Marmapunkte. Übersetzt aus dem Sanskrit heißt Marma so viel wie verletzlicher oder sensibler Punkt. An den Stellen, an denen sich Marmapunkte befinden, ist die Lebensenergie besonders konzentriert. Durch eine Marmapunktmassage können wir den Fluss von Prana anregen und stärken die Verbindung zwischen Körper und Geist.

Eine Übersicht der Marmapunkte

Spannend zu wissen ist, dass das Prinzip der Marmapunkte ursprünglich auf eine Kampftechnik zurückgeht. Beim Kalaripayattu, einer alten indischen Kampfkunst, setzen die Krieger ihre Gegner durch gezielte Schläge außer Gefecht: Indem sie auf besonders sensible Punkte schlugen, störten sie den Energiefluss im Körper und schwächten ihr Gegenüber. Später zeigte sich, dass sich diese Marmapunkte auch für therapeutische Zwecke eigneten.

Die Ayurveda-Medizin nutzt diese sensiblen Stellen, um Krankheiten zu heilen und körperliche und seelische Blockaden zu lösen. Je nach Quelle sprechen wir im Ayurveda von 107 oder 108 Marmapunkten: 108 sind es, wenn wir Atma, unser Ur-Selbst, miteinbeziehen – aber das führt jetzt wahrscheinlich ein wenig zu weit. Das südindische Kalarisystem arbeitet sogar mit 360 Marmapunkten.

Diese Energie-Kreuzungen sind über den gesamten Körper verteilt. Entsprechend den Gewebetypen, die sie kontrollieren, teilen wir sie in bestimmte Kategorien ein. Die Marmapunkte sind genau die Stellen im Körper, an denen sich diese Gewebetypen kreuzen. Das „dominante“ Gewebe bestimmt, welcher Kategorie wir den Marmapunkt zuordnen.

Die folgenden Marmapunkt-Typen gibt es:

  • Shiro Marmas (Kopf)
  • Mamsa Marmas (Muskeln)
  • Sira Marmas (Blutgefäße)
  • Snayu Marmas (Sehnen und Bänder)
  • Asthi Marmas (Knochen)
  • Sandhi Marmas (Gelenke)
  • Shaka Marmas (Rumpf)

Einige Marmas gelten als besonders wichtig. Dazu gehören zum Beispiel Sthapani Marma, das sich zwischen den Augenbrauen befindet, Hridaya Marma (Herzpunkt) und Basti, das Marma des Unterbauches. Außerdem gibt es vier weitere Vitalpunkte, die auf einer Linie mit den drei Hauptmarmas liegen. Schwant Dir schon etwas? Genau, diese sieben Marmapunkte sind eng verknüpft mit den sieben Chakras – den sogenannten Energiezentren des Körpers, die Du vielleicht aus dem Yoga kennst.

Die Marmapunkt-Massage

Die Marma-Massage (Marma-Chikitsa) ist so etwas wie die Königsdisziplin der ayurvedischen Massagen. Ihr Ziel ist es, das gesamte System in Balance zu bringen und für einen gleichmäßigen Energiefluss zu sorgen. Die Marmapunkte hängen mit bestimmten Geweben und Organen in unserem Körper zusammen. Sind diese Körperregionen unter- oder überversorgt oder blockiert, lässt sich das durch gezielte Stimulation der entsprechenden Stellen lösen.

Nur wenn sich Prana, der Lebenshauch, frei ausbreiten kann, bleiben unsere Doshas im Gleichgewicht und wir fühlen uns ausgeglichen und voller Kraft. Es gibt viele verschiedene Situationen und Beschwerden, bei denen eine Marmapunktmassage eine wahre Wohltat ist. Erfahrene Hände können Dir zum Beispiel helfen, besser zu schlafen und Dich tagsüber fitter zu fühlen. Bei vielen körperlichen, aber auch psychischen und emotionalen Themen kann die Marma-Massage Dir helfen, zurück zu Deinem Gleichgewicht zu finden.

Bei der klassischen Marmapunktmassage geht es vor allem darum, den Körper zu reinigen und zu regenerieren. Du liegst auf dem Bauch, auf dem Rücken oder auf der Seite. Je nachdem, welche Vitalpunkte bearbeitet werden, kann es auch sein, dass Du während der Massage sitzt. Dein Ayurveda-Therapeut wendet dann spezielle Grifftechniken an, um das Marma-Nadi-System zu öffnen und das Prana zum Fließen zu bringen.

So läuft eine Marma-Massage ab

Es ist wichtig, dass Du Dich bei Deiner Marmapunktmassage wirklich entspannen kannst. Gute Ayurveda-Therapeuten sorgen deshalb für eine angenehme Raumtemperatur und eine Atmosphäre, die den Geist zur Ruhe kommen lässt. Viele Therapeuten wenden vor der eigentlichen ayurvedischen Behandlung lockernde Massagetechniken an, um den Körper vorzubereiten. Sobald die Muskeln warm sind, werden die Marmapunkte einzeln mit einem passenden Ayurveda-Öl massiert. Die Öle werden vor der Behandlung in einem Wasserbad erhitzt.

Welches Öl das richtige ist, hängt vor allem von Deiner Konstitution ab. Für Vata-Typen verwenden wir klassischerweise Sesamöl, Pitta-Typen profitieren hingegen von den kühlenden Eigenschaften von Kokosöl. Für Kapha-Typen eignet sich Sonnenblumen- oder Senfsamenöl. Wer möchte, fügt einige Tropfen naturreines ätherisches Öl hinzu, um die Wirkung zu verstärken und zusätzlich den Geruchssinn zu stimulieren. Dein Therapeut entscheidet hierbei auf Basis seiner Erfahrung und Intuition.

Die Marma-Massage und ihre Wirkung

Während einer Massage erspürt der Marma-Masseur Dysbalancen in den Marmas. Je nach Bedarf kreist, drückt oder reibt er diese Stellen – mal nur mit einem Finger, mal mit der ganzen Hand. Der Druck auf die Marmapunkte wird schrittweise intensiviert und anschließend langsam wieder reduziert.

Mit dieser klassischen Vorgehensweise behandeln wir im Ayurveda ein breites Spektrum an Beschwerden und Störungen. Nur in der Schwangerschaft und bei akuten Infekten und Verletzungen solltest Du keine Marmapunkt-Massage durchführen lassen.

Einige Vorteile und Wirkungen der Marma-Massage:

  • Hilft, das Gleichgewicht der Doshas wiederherzustellen
  • Bringt Prana zum Fließen
  • Stärkt das Immunsystem
  • Wirkt verjüngend und energetisierend
  • Verbessert die Durchblutung und Nährstoffversorgung im Körper
  • Lockert die Muskeln und löst Verspannungen
  • Lindert Schmerzen und Entzündungen
  • Aktiviert die Verdauung
  • Kann den Schlaf verbessern, Stress reduzieren und Ängste lösen
  • Hilfreich bei Migräne, Gelenkproblemen und vielen anderen Beschwerden

Selbstmassage der Marmapunkte an Fuß und Hand

Marmapunkt-Massage ist eine Kunst: Wenn Du das Gefühl hast, dass Dir eine solche ayurvedische Anwendung guttun würde, solltest Du Dich in erfahrene Hände begeben. Für kleine Alltagsbeschwerden kannst Du aber auch versuchen, zu Hause selbst bestimmte Marmapunkte zu stimulieren. Dazu musst Du keine Expertin sein: Es genügt, wenn Du weißt, wo bestimmte Vitalpunkte sitzen. Vielleicht hast Du sogar schon einmal ganz intuitiv einen Marmapunkt behandelt – zum Beispiel, indem Du Deine Schläfen gerieben oder sanft Deine Nasenwurzel massiert hast.

Marmapunkte für die Selbstmassage:

  • Marmas am Handgelenk: Stimuliere diesen Punkt, wenn Du angespannt oder unruhig bist. Umfasse mit der rechten Hand das linke Handgelenk, sodass der Daumen auf der Innenseite des Unterarms liegt. Wenn Du jetzt Deine linke Hand hin und her bewegst, drückst Du automatisch die Marmapunkte.
  • Marma an der Fußsohle: Diese Selbstmassage fördert Müdigkeit und Verdauung und ist daher besonders schön vor dem Schlafengehen. Du findest den Marmapunkt, indem Du vom Zentrum der Fußsohle einige Millimeter nach oben Richtung Großzehballen fährst. Massiere den Punkt sanft kreisend mit dem Daumen, die anderen Finger liegen gegenüber auf dem Fußrücken.

Achte darauf, nicht zu viel Druck auszuüben: Weniger ist bei der Marmapunkt-Massage manchmal mehr. Ideal ist eine zwei- bis dreiminütige Massage mit federleichten und eher langsamen Bewegungen. Anschließend empfehlen wir Dir, etwas nachzuspüren. Wenn Du möchtest, kannst Du natürlich auch Öle für die Marmapunkt-Massage verwenden. Achte aber darauf, dass das Öl zu Deinem Konstitutionstyp passt.

Fazit: Die Bedeutung der Marmapunkt-Massage im Ayurveda

Die Marmapunkt-Massage zählt im Ayurveda zu den wichtigsten Massagetechniken. Sie ermöglicht es uns, Spannungen und Blockaden zu lösen, Prana zu stimulieren und die körperliche Balance wiederherzustellen. Korrekt durchgeführt, sorgt eine Marma-Massage für tiefe körperliche und geistige Entspannung und aktiviert unsere Selbstheilungskräfte.

Um die Marmatherapie korrekt anzuwenden, absolvieren Ayurveda-Ärzte noch einmal ein dreijähriges Zusatzstudium. Beim Ayurveda Campus kannst Du eine professionelle Marma-Massage buchen. Falls Du noch tiefer in diese wunderbare Methode eintauchen und in Zukunft vielleicht sogar selbst Marmapunkt-Massagen anbieten willst, ist unsere Ayurveda Marma Massage Ausbildung genau das Richtige für Dich!

Wir zeigen Dir die ersten Schritte in die geheimnisvolle Welt der Marmapunkte. Lerne, wie Du das menschliche Energiesystem sanft und effektiv beeinflusst, wie Du entsprechend der Symptome die richtigen Vitalpunkte auswählst und mit Massagetechniken und Ölen behandelst. Damit hast Du eine tolle Grundlage, um die Marmapunkte als Kommunikationssystem bei Dir selbst und anderen zu nutzen. Klingt gut? Dann melde Dich am besten gleich für die nächste Runde an!

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