Der Pitta-Typ im Ayurveda: Das feurige Dosha
Das Pitta Dosha steht im Ayurveda für eine Kombination der Elemente Feuer und Wasser. Wenn du ein Pitta-Typ bist, trägst du wahrscheinlich viel Hitze in dir: Das gilt für deine Tatkraft und Motivation ebenso wie für dein Temperament. Pitta-Typen, die in Balance sind, können buchstäblich Berge versetzen – sind sie es nicht, kann es schon mal unangenehm werden.
Vata, Pitta und Kapha: Die drei Energietypen im Ayurveda
Die Lehren des Ayurveda basieren auf den fünf Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Die Doshas, also die Bioenergien, die wir im Ayurveda kennen, werden von jeweils zwei Elementen regiert. Nach ayurvedischem Verständnis setzt sich alles in unserem Kosmos aus den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha zusammen – allerdings zu jeweils unterschiedlichen Teilen. Das gilt auch für uns Menschen: Jeder von uns entspricht einem bestimmten Konstitutionstyp. Ein Pitta-Typ ist ein Mensch, bei dem das Pitta Dosha dominanter ist als die anderen beiden.
Basierend auf den Elementen sind für jedes Dosha bestimmte Eigenschaften definiert: Diese werden im Ayurveda Gunas genannt. Je nachdem, welche Doshas in dir dominieren, zeichnest du dich also durch bestimmte Merkmale aus. Zum Pitta Dosha gehören die Elemente Feuer und Wasser – mit den entsprechenden Gunas ölig, heiß, scharf, leicht, flüssig und beweglich. Diese zeigen sich im Körperbau, Charakter und Seelenleben der Person.
Bei den meisten Menschen sind zwei Doshas in etwa gleich stark ausgeprägt: Bei einer Pitta-Kapha oder einer Pitta-Vata Konstitution sprechen wir von Mischtypen. Stell dir die Doshas am besten weniger als ein starres Konzept, sondern mehr als eine Art Dynamik der Energien vor. Zwar bleibt die Grundkonstitution (Prakriti), mit der du geboren wurdest, ein Leben lang gleich. Deine Vikriti – also die Konstitution, die sich jetzt gerade bei dir zeigt – hängt aber von verschiedenen Einflüssen ab und kann sich verändern.
Die physischen Eigenschaften des Pitta Doshas
Wenn du mit einem sehr ausgeprägten Pitta Dosha geboren wurdest, hast du wahrscheinlich einen mittelgroßen und eher drahtigen Körper. Pittas bauen schneller Muskelmasse auf als die beiden anderen Doshas. In der Regel haben sie ein relativ stabiles Gewicht und einen Körper mit gleichmäßigen Proportionen.
Jeder Mensch, jedes Tier und jede Pflanze trägt allerdings Eigenschaften aller drei Doshas in sich. Das macht es manchmal schwierig, eine Konstitution direkt zu erkennen. Wenn du es genau wissen möchtest, kann dir ein Ayurveda-Arzt oder -Berater dabei helfen, deine Prakriti genau zu bestimmen. Trotzdem macht es großen Spaß, sich selbst einzuschätzen: In welchen der folgenden Pitta-typischen Eigenschaften erkennst du dich wieder?
- Kantige oder spitze Gesichtszüge
- Eher helle, teilweise rötliche Haare mit Tendenz zu Haarausfall und frühem Ergrauen
- Eher ölige und lichtempfindliche Haut, oft mit vielen Muttermalen
- Durchdringende Augen und ein klarer Blick
- Eine mittelgroße Zunge von intensiv roter Farbe
- Neigung zu Schwitzen und Hitzegefühl
- Starker Durst und Appetit (Pittas mögen es gar nicht, wenn eine Mahlzeit ausfällt)
- Schneller Stoffwechsel mit Neigung zu Durchfall
- Regelmäßige und starke Menstruationsblutung
- Schneller und scharfer Verstand
Zielstrebig, intelligent und hitzig
Der Ayurveda betrachtet nie nur einen einzelnen Aspekt, sondern immer das große Ganze. Deine Konstitution beeinflusst nicht nur deinen Körperbau, sondern auch, wie du denkst, fühlst und mit anderen Menschen umgehst. Pitta-Typen gelten als die Kraftpakete unter den Doshas – und zwar in wirklich jeder Hinsicht. Mit ihrer körperlichen Stärke, eisernen Disziplin und dem unstillbaren Bedürfnis, der oder die Beste zu sein, erklimmen sie auch den höchsten Berg.
Viele Pittas lieben es, sich mit anderen zu messen und sind knallharte Verhandlungspartner*innen. Neben körperlicher und mentaler Stärke steht das Pitta Dosha auch für Charisma, Klarheit, Intelligenz und analytisches Denken. Ihre hohe Motivation, Durchsetzungskraft und strategische Kompetenz macht Pittas zu geborenen Rednern, Unternehmern und Führungskräften. Und um ehrlich zu sein, würden sich die meisten von ihnen auch gar nicht mit weniger zufriedengeben.
Für andere Menschen kann es ein Segen sein, mit einem Pitta-Typen zusammenzuarbeiten: Pittas erkennen blitzschnell Zusammenhänge, setzen Pläne direkt in die Tat um und überwinden spielend alle Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen. Schwierig wird es allerdings, wenn jemand anders den Ton angeben möchte. Pittas brauchen viel Freiraum – es fällt ihnen schwer, sich unterzuordnen. Bleibt ihnen nichts anders übrig, führt das häufig zu Frustration und Konflikten.
Wenn das Pitta Dosha aus dem Gleichgewicht gerät
Der Sanskrit-Name für Feuer lautet Agni, und Agni steht im Ayurveda für das Prinzip der Umwandlung und Transformation. Die körperlichen Funktionen und Organe, die mit dem Pitta Dosha zusammenhängen, sind unter anderem Stoffwechsel, Hormonsystem, Haut, Augen und verschiedene neurologische Prozesse.
Der Begriff Dosha kann übersetzt werden mit „Verderber“ oder „Das, was leicht aus der Balance gerät“. Alle drei Energietypen haben bestimmte Schwachstellen: Bei Pitta-Typen werden diese vor allem von der feurigen Qualität des Doshas verursacht. Typische körperliche Anzeichen eines Pitta-Ungleichgewichts sind Kopfschmerzen, Durchfall, Sodbrennen, Übersäuerung, Entzündungen, Hautunreinheiten und Ekzeme.
Dein Dosha beeinflusst auch die Art und Weise, wie du Erlebnisse, Gefühle und Gedanken verarbeitest. Bist du als Pitta-Typ in Balance, bist du kaum zu stoppen – nimmt das Dosha dagegen überhand, kannst du zu einem brodelnden Dampfkochtopf werden. Interessant ist, dass gerade Pittas die Tendenz haben, sich selbst herauszufordern: Zum Beispiel mit sehr scharfen Speisen, extremen Sporteinheiten oder indem sie sich zu viel Arbeit aufbürden.
Je mehr Menschen mit viel Pitta das innere Gleichgewicht verlieren, desto zwanghafter und ungeduldiger werden sie – und desto schärfer wird ihr Urteil über andere Menschen. Doch mindestens genauso streng, wie Pitta-Typen mit anderen sein können, sind sie mit sich selbst. Ehrgeiz und Disziplin können Pittas dadurch auch zum Verhängnis werden: Viele von ihnen pushen sich selbst buchstäblich so lange, bis sie umfallen. Burn-out ist daher eine sehr häufige Diagnose bei Pitta-Typen.
So sorgst du für ein besseres Gleichgewicht der Doshas
Der Ayurveda geht davon aus, dass Gleiches durch Gleiches verstärkt wird. Das Pitta Dosha wird von den Elementen Feuer und Wasser beherrscht und hat unter anderem scharfe, heiße und ölige Eigenschaften. Bei deiner Ernährung legst du den Schwerpunkt also am besten auf Lebensmittel, deren Gunas die des Pitta Doshas ausgleichen.
Wenn du ein Pitta-Typ bist oder du das Gefühl hast, dass dein Pitta Dosha aus dem Gleichgewicht geraten ist, empfehlen wir dir, dich auf bittere, süße und adstringierende (herbe) Geschmäcker zu konzentrieren. Säure, Schärfe und ein Übermaß an Salz in deinem Essen solltest du dagegen lieber vermeiden. Auch zu viele Öle und Fette, tierische Produkte sowie Koffein, Alkohol und andere stimulierende Substanzen können das Pitta Dosha noch zusätzlich anfeuern und Entzündungen fördern.
Unsere Ernährungstipps für Pitta-Typen
Um die Hitze auszugleichen, liegt der Schwerpunkt bei der Pitta-Ernährung auf kühlenden Lebensmitteln. Obwohl der Ayurveda gekochte Nahrung Rohkost generell vorzieht, macht er beim Pitta Dosha eine kleine Ausnahme: Da Pittas in der Regel ein starkes Agni haben, sind moderate Mengen Rohkost für sie in Ordnung. Um Verdauungsbeschwerden vorzubeugen, nimmst du Salat aber am besten in der Mittagszeit zu dir, denn dann hat dein Agni die meiste Kraft.
Wichtig bei der Pitta-Ernährung ist, dass dein Teller ausreichend komplexe Kohlenhydrate enthält. Das gibt dem starken Pitta-Stoffwechsel Futter und sorgt für ein gutes Sättigungsgefühl. Pittas, die hungrig sind oder nicht richtig satt werden, neigen nämlich dazu, „hangry“ zu werden.
Mischtypen sollten bei der Wahl ihrer Lebensmittel beide Doshas im Auge behalten. So empfiehlt es sich für einen Pitta-Kapha-Typen, besonders vorsichtig mit Fetten zu sein und den Anteil süßer Lebensmittel eher zu reduzieren. Ein Pitta-Vata-Typ darf hingegen gerne etwas mehr Nüsse, Saaten und Öle integrieren, sollte aber mit Hülsenfrüchten sparsam umgehen.
Diese Lebensmittel eignen sich gut für Pitta-Typen:
- Herbes Gemüse (Kohl, Broccoli, Spargel, Artischocke, Gurke, Kürbis, Blattsalate, Zucchini, Zuckerschoten, Kartoffeln, Paprika)
- Süßes Obst (Granatapfel, Beeren, Äpfel, Mango, Melonen, Feigen, Trauben, Pfirsich, Kirsche, Aprikose, Avocado, Trockenfrüchte)
- Alle Hülsenfrüchte (außer Linsen)
- Kleine Mengen Nüsse und Saaten (besonders Kokosnuss, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne)
- Getreide (Weizen, Hirse, gekochter Hafer, Dinkel, Basmatireis)
- Öle und Fette in moderaten Mengen (vor allem Ghee, Kokosöl, Olivenöl)
- Hochwertige Milchprodukte in moderaten Mengen (am besten Demeter-Qualität)
- Süßstoffe wie Rohrzucker, Jaggery, Melasse und kleine Mengen Honig
Gewürze für Pitta-Typen
Als Pitta-Typ kannst du damit anfangen, deine Mahlzeiten etwas bewusster einzunehmen. Nimm dir ausreichend Zeit zum Essen und beobachte, wie deine Nahrung auf deinen Körper wirkt. Welcher Geschmack herrscht vor, wenn du ein bestimmtes Lebensmittel isst? Verändert er sich, je länger die Nahrung in deinem Mund bleibt? Und welches Gefühl entsteht in deinem Körper: Nimmst du ein Brennen in der Magengegend wahr oder bekommst du kurz nach der Mahlzeit Verdauungsbeschwerden? Ist das der Fall, war das Lebensmittel wahrscheinlich nicht das richtige für dich.
Im Ayurveda kommt es aber nicht nur darauf an, was du isst, sondern auch, wie du es zubereitest und verzehrst. Wenn du tiefer in dieses Thema einsteigen möchtest, ist unser Seminar zum Ayurveda Ernährungsberater vielleicht interessant für dich. Zum Beispiel sind Gewürze eine wunderbare Möglichkeit, um die Qualität deiner Nahrung zu beeinflussen und deinem Dosha anzupassen.
- Fenchel
- Kardamom
- Kurkuma
- Dill
- Curryblätter
- Ingwer (frisch)
- Minze
- Steinsalz
- Melisse
- Safran
- Ajwan/Königskümmel
- Bockshornklee
- Koriander
- Kamille
- Zimt
- Safran
- Löwenzahn
- Pitta Churna (Gewürzmischung für Pitta-Typen)
Weitere Tipps, um Pitta-Störungen auszugleichen
Das feurige Dosha neigt dazu, sich zu überfordern und bis an die eigenen Grenzen zu gehen – oft sogar darüber hinaus. Für Menschen mit einem hohen Pitta-Anteil ist es besonders wichtig, im Alltag auf Erdung und ausreichend Pausen zu achten. Feste Essens- und Schlafzeiten und regelmäßige Auszeiten in der Natur helfen dir, bei dir selbst zu bleiben und die Signale deines Körpers besser zu spüren.
Die Gunas kalt, süß, schwer, trocken und fest bilden auch über die Ernährung hinaus ein Gegengewicht zum Pitta Dosha. Pittas fühlen sich zum Beispiel bei sehr heißem und feuchtem Wetter meistens eher unwohl. Kühlende Farben, sanfte, melodische Musik und Düfte mit süßem und erdigem Aroma haben dagegen eine beruhigende Wirkung auf das Dosha. Vor allem die Kokosnuss hat stark kühlende Eigenschaften: Viele Pitta-Typen profitieren sehr von entspannenden Massagen mit Kokosöl.
Die Leber hängt als Organ eng mit dem Pitta Dosha und den Emotionen Wut und Frustration zusammen. Bei einer Pitta-Dominanz ist es deshalb besonders wichtig, die Leber zu entlasten. Das funktioniert zum einen über die Ernährung und bestimmte Kräuter, zum anderen aber auch durch Achtsamkeitsübungen und Entspannungstechniken. Zwar bevorzugen die meisten Pittas leistungsorientierte Sportarten – sanftes Yoga, ausgedehnte Spaziergänge und andere gemäßigte Sportarten eignen sich aber besser. Kühlendes Pranayama, wie zum Beispiel die Übung Sitali, kann das Pitta Dosha ebenfalls ausgleichen.
Das Power-Dosha: So brennt dein Feuer gleichmäßig
Das Pitta Dosha scheint wie gemacht für unsere Zeit: Mit Ehrgeiz, Scharfsinn und scheinbar endloser Motivation können sie Großes erreichen. Doch auch Pittas sind nicht unverwundbar. Kopfschmerzen, Hautprobleme, Durchfall oder Sodbrennen können darauf hinweisen, dass dein Feuer dich ausbrennt. Als Pitta-Typ musst du lernen, dir deine Kräfte einzuteilen und hin und wieder einfach mal gar nichts zu tun.
Nach ayurvedischem Verständnis werden auch die Tages-, Jahres- und Lebenszeiten von bestimmten Doshas dominiert. Zum Beispiel ist zwischen zehn und 14 Uhr Pitta-Zeit – dein Agni brennt dann besonders stark. Für alle Konstitutionstypen wird deshalb empfohlen, die größte Mahlzeit des Tages mittags einzunehmen. Auch die Zeit zwischen 22 Uhr und zwei Uhr morgens wird dem Pitta-Dosha zugeordnet: In dieser Zeit verarbeiten wir die Eindrücke und Erlebnisse des Tages.
Zwischen der Pubertät und etwa dem 50. Lebensjahr (bei Frauen nach der Menopause) ist das Pitta Dosha verstärkt. Auch bei Personen, die weniger Pitta in ihrer Konstitution haben, steigt dann das Risiko einer Pitta-Störung. Zudem gilt der Sommer als die Pitta-Phase des Jahres: Wenn du jemand bist, der ohnehin viel Pitta hat, solltest du in dieser Zeit besonders auf eine Pitta-balancierende Ernährung und Lebensweise achten.
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