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Prakriti und Vikriti: Die ayurvedischen Konstitutionstypen

15.02.2024 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Prakriti und Vikriti - Die ayurvedischen KonstitutionstypenManche ayurvedischen Konzepte können anfangs etwas verwirren. Hast Du Dich schon mal gefragt, was eigentlich der Unterschied zwischen Deiner Prakriti und Deiner Vikriti ist? In diesem Blogbeitrag erklären wir Dir alles, was Du wissen musst. Nach dem Lesen weißt Du genau, worauf es ankommt – und warum es so wichtig ist, die beiden Begriffe richtig zu verstehen.

Die Doshas und Deine ayurvedische Konstitution

Wenn Du schon einige andere Blogbeiträge von uns gelesen hast, weißt Du bestimmt, dass alles im Ayurveda auf der Lehre der fünf Elemente basiert. Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther finden sich auch in den drei ayurvedischen Doshas wieder: Vata steht für Luft und Raum, Pitta für Feuer und Wasser und Kapha für Erde und Wasser. Die drei Doshas sind in jedem von uns zu unterschiedlichen Anteilen vorhanden: Das individuelle Verhältnis der Doshas bezeichnen wir im Ayurveda als Konstitution.

Dass es drei Dosha-Typen gibt und jeder Mensch eine bestimmte ayurvedische Konstitution hat, ist noch relativ leicht zu verstehen. Wer etwas tiefer in den Ayurveda einsteigt, lernt jedoch, dass es eigentlich zwei unterschiedliche Arten von Konstitution gibt: Wir unterscheiden zwischen Prakriti und Vikriti, manchmal auch Prakruti und Vikruti genannt. In Kombination ergeben diese beiden ein umfassendes Gesamtbild unserer Gesundheit.

Wenn Du sowohl Prakriti als auch Vikriti als Konstitution bezeichnest, ist das nicht falsch – nur etwas ungenau. Zwischen den beiden gibt es nämlich wichtige Unterschiede: Die Prakriti, oft als unsere “Geburtskonstitution” bezeichnet, ist vergleichbar mit dem Fundament eines Hauses. Sie bestimmt Deinen einzigartigen Charakter und Deine körperliche Verfassung und bleibt Dein ganzes Leben lang gleich. Die Vikriti hingegen repräsentier, welche Doshas im aktuellen Moment dominieren und Deine Gesundheit beeinflussen. Vielleicht haben sich einige Fenster und Türen im Laufe der Zeit verzogen oder der Wind pfeift durch ein paar Löcher im Dach – so ungefähr kannst Du Dir Deine Vikriti vorstellen.

Das Konzept der Prakriti: Deine Geburtskonstitution

Die Prakriti ist das, was sich die meisten Menschen unter der ayurvedischen Konstitution vorstellen: Sie ist die pure Essenz Deines Seins. Sie gestaltet Deine körperlichen, mentalen und emotionalen Eigenschaften und definiert damit, wer Du bist. Die Kombination der Doshas in Dir ist einzigartig und bildet die Basis für Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden. Nach dem Verständnis des Ayurveda wird die Prakriti durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, die im Moment Deiner Empfängnis und Geburt präsent sind.

Einige der wichtigsten Aspekte, die Deine Prakriti prägen:

  • Die Dosha-Balance Deiner Eltern zum Zeitpunkt der Empfängnis: Wenn zum Beispiel beide Elternteile eine dominante Kapha-Konstitution haben, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Du viel Kapha in Deiner Prakriti hast.
  • Die Gesundheit Deiner Mutter während der Schwangerschaft: Ernährung, Lebensstil, emotionale Verfassung und andere gesundheitliche Aspekte Deiner Mutter beeinflussen Deine Prakriti.
  • Umweltfaktoren zum Zeitpunkt Deiner Geburt: Die Jahreszeit, das Klima und sogar die Tageszeit, zu der Du geboren wurdest, können Einfluss auf Deine Prakriti haben. Vielleicht weißt Du, dass laut Ayurveda bestimmte Doshas zu verschiedenen Jahreszeiten dominieren: So gelten die späten Winter- und die Frühlingsmonate zum Beispiel als Kapha-Zeit und der Hochsommer ist Pitta zugeordnet.
  • Genetische und karmische Faktoren: Die Ausprägung der Doshas hängt natürlich auch mit den Genen zusammen, die Du von Deinen Vorfahren erhältst. Manche Ayurveda-Experten gehen sogar so weit, zu sagen, dass Karma innerhalb einer Familie weitergegeben wird und Deine Konstitution beeinflusst.

Warum ist Deine Prakriti wichtig?

Unsere Prakriti zu kennen, hilft uns, unser Wesen und unsere tiefste Essenz zu verstehen – und damit unsere körperlichen und emotionalen Bedürfnisse besser zu erfüllen. Du kannst Deinen Lebensstil und Deine Ernährung so gestalten, dass sie zu Deiner Prakriti passen und Dich optimal nähren. So gleichst Du Dysbalancen aus – oder sorgst dafür, dass sie gar nicht erst entstehen. Trotzdem geht es im Ayurveda nie darum, ein striktes Regelwerk zu kreieren. Die Prakriti soll Dich nicht einschränken, sondern Dir helfen, Dich selbst besser kennenzulernen.

Jede Dosha-Kombination bringt ihre eigenen Stärken und Herausforderungen mit. Wenn in Deiner Prakriti Vata dominant ist, bist Du wahrscheinlich kreativ, energiegeladen, sehr kommunikativ und hast eine schnelle Auffassungsgabe. Die Kehrseite ist, dass Du vielleicht auch zu Unruhe, Schlaflosigkeit, trockener Haut und Gelenkproblemen neigst. Wenn Du weißt, wo Deine Stärken und Schwächen liegen, kannst Du bewusste Entscheidungen treffen und Deine individuelle Balance finden.

Deine Prakriti herauszufinden, ist ein sehr spannender und aufschlussreicher Prozess. Die meisten Menschen, die beginnen, sich mit dem Ayurveda zu beschäftigen, sind sehr neugierig auf ihre Geburtskonstitution. Sie zu bestimmen, ist allerdings gar nicht so einfach: Eindeutig kann das nur ein erfahrener Ayurveda-Experte, der unter anderem die Kunst der Zungen- und Pulsdiagnose beherrscht. Natürlich gibt es online viele Selbsttests, die Dir Tendenzen zeigen und eine erste Idee geben können. Wir sind aber der Ansicht, dass solche Doshas-Quizzes eine individuelle Konsultation durch einen qualifizierten Ayurveda-Therapeuten nicht ersetzen können.

Die Vikriti: Der Ist-Zustand Deiner Konstitution

Die Prakriti ist also das Dosha-Verhältnis, das von der Natur für Dich vorgesehen ist. Die Vikriti hingegen ist der aktuelle Zustand: Man könnte auch sagen, sie ist so etwas wie eine Abweichung oder Störung Deines Urzustandes. Unser Lebensstil, die Ernährung und jede Menge anderer Einflüsse können dafür sorgen, dass Deine Konstitution sich verschiebt. Weil Deine Prakriti Dein Idealzustand ist, ist das Ziel einer Ayurveda-Beratung, Dich zu Deiner natürlichen Balance zurückzuführen.

Ein Beispiel: Von Deiner Prakriti bist Du ein Kapha-Typ. Allerdings lebst Du in einer kühlen Gegend, in der es oft windig ist. Dein Job ist stressig, Du reist viel und kommst oft nicht dazu, regelmäßig zu essen. Statt frisch und warm zu kochen, gibt es oft Snacks oder kalte Mahlzeiten mit Brot. Mit der Zeit merkst Du vielleicht, dass Du nicht mehr so gut schläfst, dass Deine Verdauung stockt oder Du unter ständiger Unruhe leidest: Das liegt daran, dass Dein Vata Dosha durch Deine Alltagsgewohnheiten stark erhöht wird. Entgegen Deiner Natur hast Du also eine Vata-Dysbalance entwickelt – Deine Vikriti wäre demnach von Vata dominiert.

Die Vikriti zu erkennen, ist oft einfacher, als die Prakriti zu bestimmen. Wenn Du zu einem Ayurveda-Therapeuten gehst, hast Du wahrscheinlich bestimmte Symptome – sie zeigen Dir, in welche Richtung das Ungleichgewicht geht. Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit, Hautprobleme sowie psychische und emotionale Schwankungen geben uns fast immer einen Hinweis darauf, welches Dosha gerade die Oberhand hat.

Das ist übrigens auch der Grund, warum wir keine großen Fans von Dosha-Quizzes sind: In vielen Fällen überlagern Deine aktuellen Symptome Deine eigentliche Natur, sodass wir uns tendenziell falsch einschätzen. Wenn Du mit einem erfahrenen Ayurveda-Therapeuten arbeitest, lernst Du, wie Du die Doshas in Dir durch Ernährung und Lebensstil harmonisierst und zurück zu Deiner Essenz findest.

Fazit: Was ist wichtiger – Prakriti oder Vikriti?

Beide Zustände sind wichtig zu erkennen, wenn Du langfristig gesund werden oder bleiben möchtest. Die Prakriti zeigt Dir, wohin die Reise gehen sollte: Sie steht für Deine charakteristischen Stärken und Schwächen und ist so etwas wie das Ziel Deiner Ayurveda-Reise. Die Vikriti hingegen ist eine Momentaufnahme, die Dir zeigt, wo Du jetzt gerade stehst. Du siehst, welche Doshas gerade aus dem Gleichgewicht geraten sind und erkennst, welche Änderungen Du vornehmen kannst, um Dein Wohlbefinden zu verbessern.

Ein entscheidender Unterschied zwischen Prakriti und Vikriti liegt also darin, wie wir sie im Ayurveda nutzen. Während unsere Prakriti uns zeigt, welche Gewohnheiten für uns grundsätzlich gesund sind, verwenden wir die Vikriti, um akute Ungleichgewichte zu erkennen und gezielt anzugehen. Prakriti und Vikriti haben ein dynamisches Verhältnis: Stimmen sie nicht überein, wird es aus ayurvedischer Sicht Zeit, zu handeln.

Die eigene Prakriti zu kennen, ist also für Ayurvedis sehr hilfreich. Falls Du (noch) nicht genau weißt, was Deine Geburtskonstitution ist, hindert Dich das aber nicht daran, ein ayurvedisches Leben zu führen. Indem Du achtsam bist und die Symptome und Signale Deines Körpers ernstnimmst, erkennst Du Dysbalancen – und mit einigen Ayurveda-Basics kannst Du das dominante Dosha sanft ausgleichen. So harmonisierst Du Deine Vikriti ganz intuitiv.

Du hast Lust bekommen, mehr über die ayurvedischen Prinzipien zu erfahren und Deine eigene Konstitution kennenzulernen? Dann empfehlen wir Dir von Herzen unsere Ausbildung zum Ayurveda Therapeut Basis. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, Deine Prakriti und Vikriti zu erforschen und zeigen Dir, wie Du im Alltag zu mehr Balance findest. Melde Dich gleich für unser nächstes Seminar an – wir freuen uns auf Dich!

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