Sanskrit: Die alte indische gelehrten Sprache – magisch und facettenreich
Sanskrit ist die faszinierende Sprache der alten Klassiker des Ayurveda namentlich Caraka Samhita, Sushruta Samhita und Astanga Samgraha des Vagbhata. Ähnlich wie Latein gilt sie als „tote“ Sprache, sie bleibt aber über die Fachbegriffe im Ayurveda und in der Yogawissenschaft zum Glück erhalten.
Auch alle Mantras werden bekanntlich im original Sanskrit rezitiert. Als Ayurveda Therapeut kommst du also nicht drumherum, dich mit dieser alten und sehr formenreichen Sprache zu beschäftigen, wenn du Ayurveda in seiner ganzen Tiefe verstehen willst. Fachartikel bleiben oft ohne die Kenntnisse der Grundbegriffe unverständlich. Der in Hamburg sehr bekannte Yogameister Paramahansa Maheshvarananda weist zudem auf einen weiteren, sehr schönen, Zusammenhang hin: jeder Buchstabe des Sanskrit-Alphabets hat eine Verbindung zu einer inneren Bewusstseinsebene und kann diese zum Schwingen bringen, wenn wir ihn singen oder rezitieren. Vom Sanskrit der Veden über das klassische Sanskrit bis zum heutigen Hindi, das vom Sanskrit inspiriert ist, ist die Tiefe und der Formenreichtum dieser faszinierenden Sprache langsam verlorengegangen.
Im Sanskrit gibt es oft mehrere Wörter für die gleiche Übersetzung. So gibt es z.B. 57 Übersetzungen für das Wort „Wasser“, alle für sich mit einer leicht anderen Nuance in der Bedeutung. Das Schriftbild zeigt, dass es oftmals keine ersichtliche Worttrennung gibt. Nur die Geübten können die Worte richtig im Lesefluss trennen:
वातहरोत्क्वाथक्षीरतैलघृतपिशितरसोष्णसलिलकोष्टकावगाहस्तु यथोक्त एवावगाहः
vātaharoktvāthakṣīratailaghṛtapīśītarasoṣṇsalīlakoṣṭhakāvagāhastu yathokta evāvagāhaḥ
(Caraka Samhita, Sutrasthanam Kap. 14, Vers 45)
„Eine Schwitzanwendung durch Nehmen eines Bades in einer Kammer, die mit Vata reduzierendem Dekokt, Milch, Öl, Ghee, Fleischwasser oder heißem Wasser gefüllt ist, wird Bad-Schwitzanwendung genannt.“
Hier spielt auch die Sandhi-Regeln der Wortzusammenführung eine Rolle, durch die z.B. auslautende und beginnende Vokale zusammengezogen und verändert werden. Bei den Begriffen Dhatu + agni wird z.B. der auslautende Vokal „u“ zum „v“ verwandelt: Dhatvagni.
Weitere grammatikalische Besonderheiten sind das Fehlen von Artikeln. Der Fall bzw. der Kasus wird über die Endung angezeigt, die uns bekannten Fälle Nominativ (wer oder was ?), Genitiv (wessen ?), Dativ (wem ?) und Akkusativ (wen oder was ?) werden noch durch einen Vokativ (Anrede: „Oh König“), Instrumental (mit wem ? durch wen ?), Ablativ (von wo (aus) ? von wem ?) und Lokativ (worin ?) ergänzt.
Und noch einige weitere Besonderheiten sind in dieser faszinierenden Sprache zu entdecken: zusätzliche Verbformen, v.a. Vergangenheitstempora, neben Singular und Plural gibt es im Sanskrit noch einen Dual, der genau zwei Personen beschreibt („die zwei Mädchen“).
Ein weiterer spannender Aspekt des Skanskrit betreffen Vokale und Konsonanten. Da es viele Vokale und Konsonanten in unserem Alphabet nicht gibt, wurde eine spezielle Umschrift entwickelt. In dieser tollen Sprache gibt es kurze Vokale (a), lang ausgesprochene Vokale (ā) und Halbvokale (ṛ wie ein kurzes ri ausgesprochen). Ein t, ein d und ein n können jeweils in vier verschiedenen Versionen ausgedrückt werden (z.B. nasal, dental = die Zunge befindet sich an den Vorderzähnen, retroflex = die Zunge ist aufgerollt, aspiriert = der Konsonant wird zusammen mit einem Hauchlaut ausgesprochen).
Das klingt sehr kompliziert, erlernt sich aber recht schnell und macht auch noch großen Spaß.
Damit du dir ein besseres Bild machen kannst, hier ein konkretes Beispiel anhand eines bekannten Gärgetränks. Dieses Heilpflanzengetränk kann in unserem Alphabet nur auf folgende Weise notiert werden: Ashvagandharishta. Die Umschrift in Sanskrit zeigt einige Nuancen: aśvagandhāriṣṭa.
Das auslautende und beginnende a aus ashvagandha und arishta wird zu einem langen a zusammengezogen: ashvagandhārishta.
Das erste sha (ś) aus ashva ist palatal gebildet, genauso wie wir ein „sch“ in unserer Sprache aussprechen würden. Die Punkte unter dem sh und dem t von bedeuten (ariṣṭa), das es sich um Retroflexe handelt, die mit aufgerollter Zunge ausgesprochen werden. Das d von gandha wird apiriert ausgesprochen, also mit einem Hauch versehen. Dies nur als eines von vielen Beispielen.
Schlüssel des Sanskrit – die richtige Aussprache
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