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Schlaf (Nidra) – Schlafrichtung, Schlafdauer, Schlafstörungen im Ayurveda

12.05.2020 | Ayurveda, Gesundheit, Glück, Leichtigkeit, Schlaf, Vitalität, Wohlbefinden

Ayurveda Nidra (Schlaf) - Schlafrichtung, Schlafraum und SchlafdauerUngefähr ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend. Schlaf ist ein Grundpfeiler unserer Gesundheit: Während wir schlafen, reinigen und regenerieren sich Körper und Gehirn. Wer nicht oder schlecht schläft, bekommt die Folgen des Schlafmangels meist schnell zu spüren. Leider sind Schlafstörungen weit verbreitet. Hier erfährst Du, was im Schlaf passiert, wie der Ayurveda Schlaf betrachtet und wie Du Deine Schlafqualität durch Schlafrichtung, Schlafposition und Abendrituale verbessern kannst.

Was passiert während des Schlafes?

Eigentlich ist es ziemlich verrückt, dass wir etwa acht Stunden pro Tag wie bewusstlos herumliegen. Ab dem Moment, wo wir einschlafen, haben wir nur noch eine grobe Vorstellung davon, was während der Nacht passiert. Obwohl die moderne Wissenschaft das Wunder des Schlafs intensiv erforscht, sind bei diesem Thema noch immer sehr viele Fragen offen.

Was wir wissen, ist, dass der Schlaf einem klaren Rhythmus folgt. Ein durchschnittlicher Nachtschlaf besteht aus etwa vier bis sieben Schlafzyklen. Jeder Schlafzyklus beinhaltet verschiedene Phasen: unterscheidet zwischen Einschlaf-, Leichtschlaf- (oder stabiler Schlaf), Tiefschlaf- und REM-Schlaf-Phase. REM steht für rapid eye movement, weil sich die Augen hinter den Lidern in dieser Phase schnell hin- und herbewegen.

Etwa eine Dreiviertelstunde nachdem wir einschlafen, sinken wir in die erste Tiefschlafphase. Diese dauert etwa eine halbe Stunde. Im Tiefschlaf sind wir weit weg von unserer normalen Realität: Körperlich zeigt sich das durch verkleinerte Pupillen, niedrigere Herzfrequenz und Blutdruck, eine verlangsamte Atmung und einen reduzierten Muskelonus.

Nach der Tiefschlafphase folgt der REM-Schlaf, in dem wir bunt und intensiv träumen. Je länger wir schlafen, desto weniger Tiefschlaf- und desto mehr REM-Schlaf-Phasen durchlaufen wir. Weil im Tiefschlaf essenzielle Regenerationsprozesse stattfinden, ist die erste Hälfte der Nacht so wichtig. Zwischen den einzelnen Schlafphasen wachen wir in der Regel kurz auf – meistens wissen wir davon aber am nächsten Tag nichts mehr.

Warum ist Schlaf so wichtig?

Wenn wir von Schlaf sprechen, denken wir vor allem an Erholung. Welche Bedeutung der Schlaf genau für uns hat, ist noch nicht immer nicht eindeutig geklärt. Schlaf ist und bleibt vorerst ein kleines Mysterium. Fest steht, dass wir im Schlaf die Erlebnisse des Tages verarbeiten und der Körper das Reinigungsprogramm einleitet. Unser Organismus ist während des Schlafes mindestens genauso aktiv wie im Wachzustand. Die Prozesse, die ablaufen, unterscheiden sich allerdings deutlich.

Wichtige Funktionen von Schlaf:

  • Die Energiespeicher werden gefüllt (zum Beispiel das Glykogen, also die Kohlenhydratspeicher)
  • Neue Proteine werden gebildet
  • Stoffwechselabfälle und tote Zellen werden abtransportiert
  • Das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren (mehr Antikörper und Abwehrzellen)
  • Wachstumshormone werden ausgeschüttet, die Wundheilung und Regeneration fördern
  • Erlebnisse, Erinnerungen und Informationen werden gespeichert und gefestigt
  • Unsere Körpertemperatur sinkt und wir sparen Energie

Die Hormone des Schlaf-Wach-Rhythmus

Ob und wann wir müde werden und aufwachen, reguliert unsere innere Uhr – genauer gesagt, der sogenannte zirkadiane Rhythmus oder Schlaf-Wach-Rhythmus. Ein winzig kleiner Teil des Gehirns, der Nucleus suprachiasmaticus, steht in Verbindung mit der Netzhaut des Auges und gibt anhand der Lichtverhältnisse den Takt vor. Das ist der Grund, warum Reisen und Schichtarbeit so oft zu Schlafstörungen führen.

Der Nucleus suprachiasmaticus kommuniziert mit der Zirbeldrüse (Epiphyse), die daraufhin gegen Abend vermehrt Melatonin ausschüttet. Dieses Hormon wird manchmal auch als Schlafhormon bezeichnet und sorgt dafür, dass wir müde werden. Der Gegenspieler von Melatonin ist das Cortisol: In den frühen Morgenstunden steigt der Cortisol-Spiegel langsam an, bis wir schließlich wach werden. Gleichzeitig sinkt der Melatoninspiegel.

Während der Tiefschlafphase schüttet der Körper zudem Somatropin aus – dieses Hormon kennst Du vielleicht auch unter dem Namen Human Growth Hormone oder Wachstumshormon. Es stimuliert die Regeneration von Muskeln und Geweben und fördert die Neubildung von Blut- und Hautzellen. Gegen 22 Uhr erreichen die Somatropin-Werte ihren Höchststand und sinken ab Mitternacht relativ schnell wieder ab.

Symptome und Folgen von chronischem Schlafmangel

Schlaf ist für uns Menschen absolut lebenswichtig: Wer längere Zeit nicht schläft, stirbt. Auch zu wenig Schlaf hat spürbare Folgen – und das oft schon nach kurzer Zeit. Nach einer erholsamen Nacht fühlen wir uns fit und zu allem bereit. Schlafen wir nicht gut, sind wir den ganzen Tag müde, können uns schlecht konzentrieren und sind oft reizbar und dünnhäutig. Sekundenschlaf ist ein ernsthaftes Risiko im Straßenverkehr.

Körperlich äußert sich Schlafmangel kurzfristig durch Kopfschmerzen und Erschöpfung. Langfristig steigt das Risiko für Infekte, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Probleme. Studien zeigen, dass unser Stoffwechsel schon nach einer schlechten Nacht nicht mehr so gut funktioniert: Viele Menschen haben dann mehr Appetit oder richtige Heißhungerattacken. Das liegt daran, dass die Spiegel des Sättigungshormons Leptin sinken und dafür die Ghrelin-Spiegel (das Hungerhormon) steigen.

Schlaf (Nidra) und Schlafstörungen im Ayurveda

Vor 5.000 Jahren, also zur Entstehungszeit des Ayurveda, wussten die Menschen noch nichts von Hormonen und dem zirkadianen Rhythmus. Wie essenziell Schlaf für die Gesundheit ist, war den alten Ayurvedis aber schon damals völlig klar. Guter Schlaf hat aus ayurvedischer Sicht die schweren und stabilen Qualitäten des Kapha Doshas und baut Ojas auf. Ojas bedeutet im Ayurveda so viel wie Immunität und Vitalität – das deckt sich also gut mit den Konzepten der westlichen Wissenschaft.

Für das Gleichgewicht der Doshas und eine gute Gesundheit ist es sehr wichtig, regelmäßig und gut zu schlafen. Schlafstörungen hängen meistens mit Dysbalancen des Vata- oder Pitta-Doshas zusammen. Aber Vorsicht: Auch ein Zuviel an Kapha ist ungünstig und kann zu Trägheit und Lethargie führen. Gerade Kaphas sollten deshalb nicht zu viel schlafen.

Vata-typische Schlafstörungen zeigen sich vor allem als Einschlafstörungen. Du liegst lange wach, bist ruhelos und leidest unter kreisenden, ängstlichen Gedanken. Tagsüber fühlst Du Dich dann erschöpft und gerädert. Pitta-spezifische Schlafstörungen sind aus ayurvedischer Sicht vor allem Durchschlafstörungen. Das Gehirn ist aktiv, aber nicht ängstlich. Pittas leiden weniger an den Folgen des Schlafmangels als Vata-Typen und halten Schlafstörungen daher tendenziell länger aus.

Schlafstörungen ayurvedisch behandeln

Kurzzeitige Schlafstörungen betreffen die meisten Menschen und sind nicht sofort ein Grund zur Sorge. Problematisch wird es allerdings, wenn die Schlafprobleme anhalten. Wie schon gesagt, kann chronischer Schlafmangel ernste körperliche und psychische Schäden verursachen. Unser Organismus braucht den Schlaf, um sich zu regenerieren und das Erlebte einzuordnen. Schlafstörungen zu behandeln, ist deshalb ein sehr wichtiger Teil jeder Ayurveda-Behandlung.

Das solltest Du bei Schlafstörungen vermeiden:

  • Kaffee, schwarzen und grünen Tee und alle anderen koffeinhaltigen Getränke (vor allem nachmittags)
  • Alkohol
  • Spätes Essen
  • Scharfe, trockene und sehr fette Speisen am Abend
  • Tagschlaf (Mittagsschlaf)
  • Sport am Abend
  • Ein zu helles oder zu warmes Schlafzimmer
  • Fernsehen oder Zeit am Smartphone vor dem Schlafengehen

Bei Schlafstörungen den Stress reduzieren

Im Ayurveda behandeln wir Schlafstörungen, indem wir Pitta und Vata reduzieren. In erster Linie bedeutet das: Schalte einen Gang herunter und finde einen angenehmeren Rhythmus. Regelmäßigkeit ist im Ayurveda ein wichtiger Faktor, um gesund zu bleiben. Dinucharya, die ayurvedische Tagesroutine, unterstützt auch den Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers.

Viele Schlafstörungen gehen auf Stress zurück. Dabei geht es weniger um den objektiven Stress als vielmehr darum, als wie stressig Du eine Situation empfindest. Bei Stress sind sowohl Pitta als auch Vata beteiligt: Das ehrgeizige Pitta-Dosha setzt sich große Ziele und ist bereit, dafür immer wieder über die eigenen Grenzen hinauszugehen. Diese Pitta-Hitze steht den ruhigen, kühlen Qualitäten des Schlafs entgegen und verhindert eine erholsame Nachtruhe.

Vata-Typen sind die sensibelsten Dosha-Typen. Sie reagieren sehr feinfühlig auf psychischen und emotionalen Stress und leiden dann oft unter nächtlichem Grübeln, Angst und Panikattacken. Wir empfehlen Dir, grundsätzlich abends Konflikte zu vermeiden und spätabends nicht mehr zu arbeiten. Das erlaubt es dem Kopf, zur Ruhe zu kommen und beugt Schlafstörungen vor.

Stattdessen ist es sehr hilfreich, Dein eigenes Abendritual zu entwickeln. Lies ein paar Seiten in einem schönen Buch, mache eine Meditation, trinke eine warme Moon Milk und gehe möglichst immer zur selben Zeit ins Bett. Das hilft Dir, besser mit Stress umzugehen und Deinen Körper auf die Nacht vorzubereiten. Du wirst sehen: mit der Zeit stellt Dein Körper sich darauf ein und Du schläfst tief und selig wie ein Baby.

Das Bett ausrichten: Die Bedeutung der Schlafrichtungen

Ähnlich wie Feng Shui gibt es auch in der alten indischen Kultur eine klare Meinung dazu, wie Du am besten schlafen solltest. Die Lehre Vastu Shastra berücksicht die energetische Wirkung der Naturelemente, um einen möglichst gesundheitsförderlichen Wohnraum zu kreieren. Die Ausrichtung Deines Bettes und Deines Kopfes sowie die Frage, ob Du auf der Seite oder auf dem Rücken schläfst, kann sich auf die Qualität Deines Schlafes auswirken.

Die folgenden Informationen rund um das Thema Schlafrichtung, Schlafposition und Schlafzimmer sind Auszüge aus dem Buch “Ayurveda Heilrituale” von Alexander Pollozek und Sandra Grünes (ISBN: 978-3746927336).

Die Wirkung der Schlafrichtungen:

SchlafrichtungPlanetSchlafraumlage im HausWirkung auf Schlaf/ stärkt bzw. fördert…Elementanteil
OstenSonneGesundheitliche ProblemeIntelligenz/ geistige Gaben/ spirituelle EntwicklungFeuer/Äther
SüdostenVenusStreit/ Schlafstörg./ PartnerkonfliktGesundheit/ Weisheit/ Energetisierung/ AusstrahlungFeuer/(Agni)
SüdenMarsgenerell empfehlenswertGesundheit/ Finanzkraft/ ZufriedenheitFeuer/Erde
SüdwestenRahusehr gut für Familienoberhäuptermittelmäßiger bis ausreichender Schlaf/ SorgenErde
WestenSaturnsehr gut für Kinder/ Jugendlichemittelmäßiger, unruhiger Schlaf/ Träume/ ReichtumErde/ Wasser/ Luft
NordwestenMondgut für Gäste/Unruhe & Konflikteunregelmäßiger, gestörter Schlaf/ keine ErholungLuft
NordenMerkurinnere Unruhe/ Nervosität/ finanzielle VerlusteAlbträume/ Schlafstörungen/ Krankheitsanfälligkeit/ Immunschwäche/ KreislaufstörungLuft/ Wasser
NordostenJupiter/ Ketuzu meiden/ emotionale und gesundheitliche Problemenegativ/ absolut zu meiden/ emotionale und gesundheitliche ProblemeWasser/ Äther

Die beste Schlafrichtung für den Kopf

In welcher Himmelsrichtung solltest Du schlafen? Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit, das Bett so auszurichten, dass der Kopf beim Schlafen in eine bestimmte Richtung zeigt. Falls Du unter Schlafstörungen leidest oder morgens wie gerädert aufwachst, kann es sich aber lohnen, mal die Richtung zu wechseln oder das Bett umzudrehen.

  • Die Ost-West-Achse: Mit dem Kopf Richtung Osten zu liegen ist die beste Schlafrichtung, da sie der Rotationsrichtung der Erdkugel entspricht. Egal wo auf der Welt Du schläfst: Finde heraus, wo die Sonne aufgeht. In diese Richtung sollte möglichst der Kopf zeigen. Du wirst staunen, wie gut erholt Du Dich nach so einer Nacht fühlst!
  • Die Nord-Süd-Achse: Mit dem Kopf Richtung Süden zu liegen, ist die zweitbeste Variante. Falls es nicht möglich ist, das Bett in Ost-West-Richtung zu positionieren, schläfst Du am besten mit dem Kopf gen Süden. Diese Richtung ist ebenfalls gesundheitsfördernd, da Du im Einklang mit dem magnetischen Feld der Erde schläfst.
  • Bezüglich der Schlafrichtungen ist zu bemerken, dass nicht alle Häuser eingenordet sind – also nach Süden oder Osten ausgerichtet. Deshalb kann es sein, dass das Bett zum Beispiel in Nord-Ost- oder Süd-West-Richtung steht. Versuche, bei der Schlafrichtung stets das Optimum anzustreben: Immerhin verbringen wir etwa ein Drittel unseres Lebens im Bett.

Die Wirkung der Schlafrichtungen

Du fragst Dich, welchen Einfluss die Schlafrichtung auf Deine Schlafqualität hat?

Mögliche Wirkung der Schlafrichtung (Himmelsrichtung des Kopfes):

  • Mit dem Kopf nach Osten zu liegen, gilt als die beste Schlafrichtung. Richtung Osten zu schlafen bedeutet, dass wir in Richtung der Erdrotation liegen und damit unser Magnetfeld aufgeladen wird. Die Qualität des Ostens als Himmelsrichtung beim Schlafen entspricht der Energie der aufgehenden Sonne. Die Sonne schickt uns täglich Prana-Energie und wird seit jeher als größter Lebensquell verehrt.
  • Richtung Süden zu schlafen heißt, dass Du im Einklang mit den magnetischen Kraftlinien der Erde schläfst. Die Prana-Energie fließt geradewegs durch den Kopf in den Körper hinein. Der Südosten bzw. Südwesten eignen als alternative Schlafrichtungen, falls das Haus nicht eingenordet sein sollte oder Dein Schlafzimmer keine andere Schlafposition erlaubt.
  • Richtung Norden zu schlafen bedeutet, dass wir unserem Körper Energie entziehen. Durch die Magnetpol-Anziehung fließt die Prana-Energie aus dem Körper heraus. Die Folge: Wir fühlen uns müder und energieloser als am Abend. In Indien werden nur Tote in Richtung des Magnetpols beerdigt, um den Verwesungsprozess zu beschleunigen und um eine Fremdbeseelung zu vermeiden.
  • Mit dem Kopf Richtung Westen zu schlafen, kann einen unruhigen, oberflächlichen, traum- und aktionsreichen Schlaf verursachen. Diese Schlafrichtung lädt unser Gehirn nur unzureichend mit Prana-Energie auf und kann uns sogar Kraft rauben.

Die gesündeste Schlafposition

Bist Du Rücken-, Seiten- oder Bauchschläfer? Auch Deine Schlafposition während der Nacht kann beeinflussen, wie gut oder schlecht Du schläfst.

Rückenlage

In der Rückenlage wird die Funktion des zentralen Pranakanals (Shushumna) innerhalb der Wirbelsäule verstärkt. Das kann sich nachteilig auf den Körper auswirken. Die Stoffwechselprozesse werden verkürzt, zudem können Rückenschläfer ihr Körpergleichgewicht verlieren. Schlafen in Rückenposition kann deshalb dazu führen, dass Störungen entstehen und der Mensch sich zu einem „Rogi“ entwickelt.

Auf dem Rücken zu schlafen, schwächt aus ayurvedischer Sicht Wirbelsäule und Nervensystem –

und damit das Vata Dosha. Shavasana bedeutet auf Sanskrit nicht grundlos „Totenposition“: Die Schlafposition wird nur zur Entspannung nach einer Yoga-Übungsreihe oder nach körperlicher Anstrengung praktiziert. Auf lange Sicht kann sie zu Atemstörungen (Schlafapnoe), oberflächlichem Atmen und Schnarchen führen. Nur für Vata-Typen ist diese Schlafposition in Ordnung.

Linke Seite

In der linken Schlafposition wird die Funktion des solaren Nervenenergiesystems (Pingala) angeregt. Auf der linken Seite zu schlafen, verstärkt die Atmung durch das rechte Nasenloch: Das wiederum regt den Sympatikus an – also den Kampf- oder Fluchtmodus des Nervensystems. Der Sympatikus ist der heißen Sonnenenergie ‘Surya’ zugeordnet und kann die Einschlafphase hinauszögern.

Das hat zur Folge, dass der Körper sich überhitzt. Es zeigen sich ein vermehrtes Verlangen nach Nahrung und sexueller Aktivität sowie starke Traum- und Gedankenaktivität. Diese Schlafposition eignet sich eventuell für Kapha- und Vata-Naturelle, jedoch nicht für Pitta-Typen.

Ein Linksschläfer wird damit zu einem Bhogi – einem Genießer sinnlicher Freuden. Die linke Seitenlage belastet den Herzmuskel, der zusammengepresst wird und mit Kraft dagegen schlagen muss. Meist liegen Menschen in dieser Position, die abends schwer, zu viel oder zu spät gegessen haben, da es die Leber entlastet.

Rechte Seite

Die Schlafposition auf der rechten Seite gilt im Yoga als die gesündeste, da sie den lunaren Energiekanals (Ida) anregt. Der lunare Energiekreis sorgt für eine Nervenkühlung und Entspannung der Gehirnfunktionen und des Körpers. Das Herz wird entlastet und wir atmen mehr durch das linke Nasenloch.

Das linke Nasenloch ist mit dem Parasympatikus (der kühlenden Mondenergie ‘chandra’ zugeordnet) verbunden, der Herz- und Kreislauffunktionen herunterfährt und entspannenden, regenerativen Schlaf mit sich bringt. Besonders hitzige Pitta-Naturen sollten möglichst auf der rechten Seite einschlafen.

Bauchlage

Die Bauchlage gilt – ähnlich wie die Rückenlage – als ungeeignete Schlafposition. Alle vitalen Brustorgane wie Lunge und Herz sowie sensible Meridian-Punkte werden komprimiert und der Prana -Fluss ist blockiert. Dabei wird die natürliche Bewegung von Vata durch die Atemorgane gehemmt, was zu gesundheitlichen Störungen führen kann. Diese Schlafposition stört langfristig alle Doshas.

Welche Himmelsrichtung ist für das Schlafzimmer am besten?

Mit Schlafraumlage ist die Lage des Schlafraums in Bezug zum gesamten Grundriss des Hauses gemeint. Das ist natürlich bei einer bestehenden Wohnung nicht zu ändern. Vielleicht hast Du aber die Möglichkeit, einen anderen Raum zum Schlafraum umfunktionieren, der eine günstigere Schlafrichtung ermöglicht.

Anhand der Naturelemente lässt sich erkennen, warum der Osten als Schlafrichtung die beste Wahl ist: Das Feuer der aufgehenden Sonne ist noch schwach und erhöht damit nur geringfügig Pitta. Der Ätheranteil erhöht Vata kaum, hat aber eine subtile Wirkung auf die Schlafqualität. Das zeigt sich daran, dass man weniger Schlaf braucht, um ausgeruht und energetisch aufgeladen zu sein.

Der Süden als Schlafrichtung erhöht Pitta etwas, das Erdelement ist noch schwach ausgeprägt und beeinträchtigt Kapha kaum. Ansonsten kommt langfristig nur noch der Südosten in Frage. Alle anderen Schlafrichtungen können die Gesundheit aller Konstitutionstypen schwächen.

Abschließend sei noch bemerkt, dass die Beschreibung der Wirkung der Qualitäten einzelner Himmelsrichtungen sehr allgemeiner Natur ist. Es ist empfehlenswert, diese Kriterien mit einem vedischen Astrologen auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen.

Empfehlungen für das Schlafzimmer

Wie sollte das Schlafzimmer also idealerweise gestaltet sein? Der Autor Marcus Schmieke (Die Kraft lebendiger Räume, S. 51) sagt zur Ausrichtung des Schlafraums folgendes:

„Bei der Einrichtung des Schlafzimmers ist darauf zu achten, dass das Bett nicht direkt in der Mitte steht, da es sonst die Energien des Zentrums blockieren würde. Ist das Zimmer sehr klein, lässt sich dies nicht gänzlich vermeiden. Der beste Platz für das Bett ist der Südwesten des Schlafraumes. Doch selbst dort sollte das Bett nicht direkt an die Zimmerwände angrenzen, sondern zumindest einen Abstand von rund 20 Zentimetern von den Wänden haben. Dadurch vermeidet man den Bereich negativer Energien entlang der südlichen und westlichen Außenwände. (…) Das Bett steht am besten parallel zu den Wänden. Auch sollte man mit dem Kopf oder dem Herzen nicht auf den Diagonalen eines Raumes schlafen.“

Welche Position für das Bett solltest Du vermeiden?

  • Auf Wasseradern und Erdverwerfungen
  • In einer Küche: Essensgerüche stören den Schlaf
  • Auf dem Wasser (auch Wasserbetten sind nicht ideal)
  • In der Nähe von Steckdosen, angeschlossenen Elektrogeräten wie Radios, Radiowecker, Fernsehern etc.
  • Im Umkreis von Handy-Antennen-(<800m Distanz) und (Stark-)Strommasten
  • An belebten Straßen oder Bahntrassen
  • In der unmittelbaren Nähe von AKWs oder anderen Industriegebäuden

Um sicherzugehen, dass Du auf keiner Erdverwerfung oder Wasserader liegst, empfiehlt Alexander Pollozek, einen Schlafplatz radiästhetisch und bei Hypersensitivität auf Elektrosmog untersuchen zu lassen.

Hinweis: Beim Ayurveda Campus nehmen wir es bei der Schlafrichtung und der Position Deines Bettes nicht ganz so genau. Falls Du aber Schlafprobleme hast, kann es sich eventuell lohnen, auch diese Faktoren miteinzubeziehen.

Schlafdauer, Schlaflager und Abendrituale für die Doshas

Als regenerativste Schlafenszeit gilt die Spanne zwischen 21 Uhr und fünf Uhr morgens. Wenn Du in dieser Zeit schläfst, wirst Du nach einer Weile morgens von allein wach. Du wirst Dich sehr ausgeruht fühlen und Dein Tagespensum problemlos bewältigen – vorausgesetzt, dass Du Deine Psyche, Deinen Geist und Deine Sinnesorgane weder über- noch unterbeanspruchst.

Schlaf-Tipps für die Doshas:

Schlaf für Vata-Typen

Als ideal gelten sieben bis acht Stunden Schlaf. Idealerweise gehst du spätestens um 22 Uhr ins Bett. Viele Vata-Naturelle sind Nachtschwärmer bzw. Nachtarbeiter: Das kann das Nervensystem langfristig komplett auslaugen und ihnen die nötige Erdung rauben. Für Vata-Typen empfehlen sich heilsame Rituale, die den nervösen, zappeligen Unruhegeist besänftigen und zur Bettruhe einladen. Gute Beispiele sind eine entspannende Bettlektüre, Musik, Meditation, Traumreisen, Malen oder leichte Handarbeiten. Als Unterlage beim Schlafen eignen sich weiche Matratzen aus natürlichen Materialien.

Schlaf für Pitta-Typen

Pittas brauchen etwa sechs bis sieben Stunden Schlaf. Da etwa gegen 22 Uhr die nächtliche Pitta-Zeit beginnt, sollten sie spätestens um 23 Uhr ins Bett gehen. Je später Pitta-Naturen schlafen, desto häufiger werden sie Opfer von „falschen“ Hungerattacken. Solche nächtlichen Snacks können ihr Verdauungssystem schwächen bzw. auf lange Zeit ruinieren. Als Schlafunterlage eignen sich mittelharte Matratzen – am besten in Kombination mit einem festeren Futon.

Schlaf für Kapha-Typen

Menschen mit Kapha-Konstitution reichen oft sechs Stunden Schlaf. Sie dürfen etwas später ins Bett gehen (etwas zwischen 23 und 0 Uhr) und früh aufstehen. Für einen gesunden Schlaf kann es sinnvoll sein, nach dem Abendessen noch einen flotten Verdauungsspaziergang zu machen. Musikhören, Gesellschaftsspiele, Vorlesen, Beschäftigung mit Haustieren, Musizieren oder ein paar ausklingende Atemübungen können das Kapha-typische Phlegma ausgleichen. Kapha-Typen schlafen am besten auf einer festeren Unterlage bzw. einer härteren Matratze.

Schlafpositionen aus Sicht des Yoga

Yogi Bhajan bezeichnete scherzhafterweise einen Menschen, der bevorzugt in Rückenlage schläft, als Rogi (Rogya = Krankheit, da Kranke meist auf dem Rücken liegen). Lange auf dem Rücken zu liegen schwächt aus seiner Sicht das Nervensystem. Diese Schlafposition blockiert den Prana-Fluss entlang der Wirbelsäule sowie die Zirkulation der Rückenmarksflüssigkeit.

Ein Mensch, der hauptsächlich in der linken Seitenlage schläft, wird als Bhogi (Genussmensch) bezeichnet, da das Schlafen auf der linken Seite die sinnlichen Begierden (Wollust/Essen/mehr Schlaf) verstärkt. Ein Links-Seitenschläfer isst oft noch spät abends große Mengen schwerer, süßer Speisen und muss deshalb zur Entlastung von Leber und Galle auf der linken Seite schlafen.

Menschen, die in der rechten Seitenlage einschlafen, bezeichnet man als Yogi. Dies gilt im Ayurvea und Yoga als die beste Einschlafposition, da sie Herz und Kreislauf entlastet und für einen tiefen, traumlosen Schlaf sorgt. Da wir uns während des Schlafs unzählige Male drehen, ist es wichtig, dass wir bewusst die rechte Seitenlage zum Einschlafen wählen. Diese Schlafposition hilft uns, schneller in die Tiefschlafphase zu gelangen.

Schlaf, Schlafrichtung und Schlafstörungen im Ayurveda

Schlaf ist ein Grundpfeiler eines gesunden Lebens. Die Prozesse, die während des Schlafs ablaufen, sind unglaublich wichtig: Deshalb lässt sich Schlafmangel leider auch nicht so leicht ausgleichen. Mit einer Abendroutine, die zu Deinem Typ passt, ayurvedischen Ritualen und einer gesunden Schlafposition lässt sich die Schlafqualität deutlich verbessern.

Ein wichtiger Hinweis: Einige der Inhalte in diesem Text sind ein Auszug aus dem Buch “Ayurveda Heilrituale” von Alexander Pollozek und Sandra Grünes. Bei konkreten Fragen rund um Schlafposition, Schlafrichtung und Schlafzimmergestaltung empfehlen wir Dir, Dich direkt an die Autoren zu wenden.

In unseren Seminaren am Ayurveda Campus gehen wir nicht auf alles so detailliert ein. Trotzdem spielt das Thema Schlaf natürlich auch in unserer Ausbildung zum Ayurveda Gesundheitsberater eine sehr wichtige Rolle. Du möchtest lernen, wie Du auf Basis der ayurvedischen Prinzipien ein gesundes und langes Leben führst – und wie Du auch andere Menschen auf Ihrem Weg unterstützen kannst? Wir würden uns sehr freuen, Dich in der nächsten Ausbildungsrunde dabei zu haben!

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