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Triphala im Ayurveda: Wirkung, Einnahme & Wissenswertes

18.03.2023 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Triphala im Ayurveda: Wirkung, Einnahme und WissenswertesTriphala, die Mischung dreier Wunderbaum-Früchte, ist eines der beliebtesten Pflanzenpräparate im Ayurveda. Doch weißt Du auch, woher die Wirkung von Triphala kommt und wie Du es richtig anwendest? Wir finden, dass jeder Ayurvedi die Inhaltsstoffe und Effekte der Dreifrucht-Mischung kennen sollte. Hier erfährst Du, was Triphala kann und worauf Du achten solltest.

Triphala, der ayurvedische Kräuterdreiklang

Gewürze spielen im Ayurveda eine sehr wichtige Rolle und dienen als Heil- und Verjüngungsmittel: frei nach dem Motto, „gegen alles ist ein Kraut gewachsen“. Sie werden dabei sehr gezielt eingesetzt und dosiert. Welche Gewürze sich für Dich am besten eignen, hängt neben Deinen Symptomen vor allem von Deiner Geburtskonstitution (Prakriti) und Deinem aktuellen Gleichgewicht (Vikriti) ab.

Nur einige Ausnahmen empfiehlt der Ayurveda für alle drei Doshas. Eine davon ist Triphala, das wahrscheinlich bekannteste ayurvedische Kräuterpräparat. Triphala ist kein Einzelkraut, sondern eine Gewürzmischung: Der Begriff heißt übersetzt so viel wie „Dreifrucht“ – Tri“ bedeutet drei, „phala“ heißt Frucht. Die drei Früchtchen, die dieses beliebte Trio bilden, sind Haritaki, Amalaki (oder Amla) und Bibhitaki.

Vielleicht fällt Dir auf, dass uns die Zahl Drei im Ayurveda sehr häufig begegnet – zum Beispiel bei den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha oder bei den Maha Gunas Sattva, Rajas und Tamas. Hier zeigt sich die enge Verbindung zum Hinduismus, in dem die Trimurti Brahma, Vishnu und Shiva die drei Prinzipien des Göttlichen bilden. Dass sich Triphala aus genau drei Pflanzen zusammensetzt, ist also kein Zufall, sondern ganz bewusst so gewählt.

Durch die gezielte Kombination der drei Pflanzen und ihrer individuellen Wirkung entsteht ein wirksames Mittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden. Weil es so vielseitig und dabei gut verträglich ist, gilt Triphala seit Jahrtausenden als eines der wichtigsten Kräuterpräparate im Ayurveda. Das Wirkungsspektrum von Triphala umfasst Maßnahmen rund um Verdauung, Entgiftung, Verjüngung und ganz allgemein das Stärken von Gesundheit und Wohlbefinden.

Kurzer Exkurs: Kräuter im Ayurveda

Was das Verwenden von Kräutern angeht, sind wir Deutschen nicht besonders kreativ – ganz im Gegensatz zum Ayurveda. Die Lehre beinhaltet einen eigenständigen Wissenschaftszweig (Dravyagunakarmavijnana), der sich ausschließlich mit Pflanzen, ihrer Wirkung sowie daraus folgenden Rezepten und Anwendungsmöglichkeiten befasst. Alle Pflanzen werden im Hinblick auf ihren Einfluss auf die Doshas kategorisiert.

Die Einteilung der Pflanzen erfolgt dabei nach dem folgenden Muster:

Eigenschaften (Gunas): Die zehn der Gegensatzpaare der Gurvadi Gunas bilden ein wichtiges Fundament in der Ayurveda-Therapie und -Beratung. Aus Sicht des Ayurveda wird Gleiches durch Gleiches verstärkt und Gegensätze gleichen sich aus.

Geschmack (Rasa): Der Ayurveda unterscheidet die sechs Geschmäcker süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb (adstringierend). Jeder Geschmack steht für zwei der fünf Elemente und verstärkt oder reduziert damit auch die Eigenschaften bestimmter Doshas.

Nachgeschmack/Nachverdauungseffekt (Vipaka): Im Ayurveda gehen wir davon aus, dass sich der Geschmack (und damit auch die Wirkung) eines Gewürzes ändern kann, wenn es verdaut wird. Vipaka wird in der Regel mehr Bedeutung beigemessen als Rasa.

Thermische Wirkung (Virya): Manche Kräuter haben eine kühlende und eher beruhigende Wirkung, andere dagegen können den Körper erhitzen. Kühlend wird im Ayurveda gleichzeitig auch als nährend und beruhigend gesehen, erhitzende Substanzen gelten als stimulierend und tendenziell abbauend bzw. auszehrend.

Triphala: Die Gewürze der ayurvedischen Mischung

Eine Besonderheit an Triphala ist, dass es fünf der sechs Geschmäcker in sich vereint – nur salzig fehlt. Als Kräutermischung kombiniert Triphala die Eigenschaften aller drei enthaltenen Pflanzen und gilt deshalb als Tridosha-Präparat. Das heißt, es eignet sich für Vata, Pitta und Kapha, denn die Einzelkräuter ergänzen sich in ihrer Wirkung.

Die drei Triphala-Früchte zählen zu den wenigen Pflanzen, die sich prinzipiell für alle Doshas eignen. Amla reduziert dabei besonders Pitta, Haritaki Vata und Bibhitaki Kapha. Eine Besonderheit ist zudem, dass Triphala gezielt auf die Körperbereiche wirkt, die laut dem Ayurveda die Hauptsitze der Doshas sind. Bei Vata ist das der Dickdarm, bei Pitta der Dünndarm und bei Kapha der Magen.

Alle drei Triphala-Pflanzen gehören zur selben Pflanzenart, nämlich der Myrobalanen – manchmal auch Wunderbaumfrüchte genannt. Diese Bäume findest Du vor allem in Südostasien und anderen tropischen Regionen. Neben Amla, Haritaki und Bibhitaki gibt es noch etwa 200 weitere Gewächse dieser Gattung. Schon für sich allein gelten Präparate aus den drei Kräutern als verjüngend und kräftigend – kombiniert sind sie so effektiv, dass wir Triphala im Ayurveda für unzählige Beschwerden verwenden.

Amla/Amalaki (Phyllantus emblica/Emblica officinalis oder indische Stachelbeere)

Amla oder Amalaki ist im Ayurveda ein beliebtes Rasayana – also so etwas wie ein Verjüngungstonikum. Am gängigsten sind Amla Churna, ein Pulver aus der getrockneten und gemahlenen Amla-Frucht, und Amla-Öl. Neben Triphala ist Amla auch Bestandteil von Chyawanprash, dem fast schon legendären ayurvedischen Fruchtmus.

Die Eigenschaften von Amla:

  • Gunas: Trocken, spitz, leicht
  • Rasa: Alle außer salzig
  • Vipaka: Süß
  • Virya: Kühlend

Amla heißt übersetzt übrigens sauer – und wenn Du schon einmal in eine frische Amlabeere gebissen hast, weißt Du auch, warum. Nach der Verdauung wirkt Amla allerdings süß. Einzeln und als Bestandteil von Triphala gleicht Amla alle drei Doshas aus: Die süße Vipaka balanciert Vata und Pitta, die kühlende, thermische Wirkung besänftigt ebenfalls Pitta und die trockenen, spitzen Eigenschaften reduzieren Kapha.

Amalaki gilt als wichtiger Bestandteil der ayurvedischen Hausapotheke, denn es ist ein vielseitiges Kraut für die ganze Familie. Es stärkt Immunsystem und Verdauungskraft sowie Augen, Haut und Haare. Innerlich oder äußerlich angewendet, gilt es als Pflanze der Schönheit, Jugend und Klarheit. Es heißt, die regelmäßige Einnahme von Amla könne Ojas vermehren – kein Wunder also, dass Amla in einer ganzen Reihe von ayurvedischen Rezepturen zum Einsatz kommt.

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist Amla vor allem als starkes Antioxidans bekannt. Das bedeutet, es schützt die Körperzellen vor Schäden, die durch Umwelteinflüsse und Stoffwechselprozesse entstehen. Studien zeigen zum Beispiel, dass Amalaki eine cholesterinsenkende Wirkung haben kann (siehe Quellen unten).

Haritaki (Terminalia chebula)

Haritaki ist eine der ayurvedischen Königspflanzen: Laut dem Verfasser der Charaka Samhita, einem der Ur-Werke des Ayurveda, ist Haritaki für Menschen ähnlich nährend und gesundheitsfördernd wie die Muttermilch. Haritaki bedeutet übersetzt übrigens so viel wie etwas, „die, die uns davon befreit“. Fest steht: Die kleine Frucht, die ein bisschen aussieht wie eine Olive, steckt voller Power.

  • Gunas: Leicht, trocken
  • Rasa: Alle außer salzig
  • Vipaka: Süß
  • Virya: Erhitzend

Für Haritaki gilt Ähnliches wie für Amalaki: Beide Triphala-Pflanzen eignen sich dank ihrer besonderen Eigenschaften für alle drei Doshas. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die thermische Wirkung von Haritaki erhitzend ist. Damit ist es besonders wertvoll für alle Menschen, die viel Vata in ihrer Konstitution haben.

Auch Haritaki zählt im Ayurveda zu den wichtigsten Rasayanas. Neben der Anti-Aging-Wirkung ist die Pflanze äußerst hilfreich bei Verdauungsproblemen und kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mindern. Haritaki fördert die Durchblutung, reinigt alle Körperkanäle (Srotas) und regt die Darmperistaltik an. So sorgt es dafür, dass der gesamte Organismus in Schwung kommt.

Außerdem ist Haritaki eine sogenannte Medhya-Frucht – eine Pflanze, die Geist und Nerven stärkt und die Konzentration fördert. Der größte Nachteil: Der Geschmack ist nicht unbedingt angenehm. Die vielen Vorteile von Haritaki dürften Dich dafür aber entschädigen.

Bibhitaki (Terminalia bellirica)

Damit wären wir bei der dritten Pflanze im Triphala-Bunde angekommen: Bibhitaki, oder auch die grüne belerische Myrobalane. Die ölige Frucht ist bräunlich und behaart und wächst an einem großen Laubbaum, der seine Heimat in Indien und Sri Lanka hat. Laut der Charaka Samhita wirkt Bibhitaki besonders positiv auf Kapha und Pitta – dank der süßen Vipaka und dem erwärmenden thermischen Effekt eignet es sich aber auch für Vata-Typen.

  • Rasa: herb
  • Gunas: leicht, trocken
  • Vipaka: süß
  • Virya: erhitzend

Bibhitaki wird sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet. In der Regel nutzen wir entweder das (getrocknete) Fruchtfleisch, die Samen oder das wertvolle Öl. Als Pulver oder Kapsel eingenommen, spült Bibhitaki – ähnlich wie Haritaki – die Srotas durch und trägt so maßgeblich zur ausleitenden und entgiftenden Wirkung von Triphala bei.

Besonders effektiv ist die Pflanze gegen Verschleimung und Ama (Stoffwechselzwischenprodukte). Sie lindert Entzündungen, löst Krämpfe und Verspannungen, stimuliert den Stoffwechsel und soll wie Amalaki den Cholesterinspiegel günstig beeinflussen. Darüber hinaus kräftigt und nährt sie die Körpergewebe (Dhatus).

Einsatzgebiete und Wirkung von Triphala

Du kannst Triphala als Tee zu Dir nehmen, Kapseln schlucken oder Deinen Körper damit einreiben. Vor allem Kapha-Typen profitieren sehr von Garshan, einer klassischen ayurvedischen Massageform: Mit einem Seidenhandschuh regst Du sanft Gewebe und Stoffwechsel an und verstärkst den Lymphfluss. Eine weitere Alternative ist Udvartana, das Einreiben mit Kräuterpulvern.

In bestimmten Fällen wird Triphala auch für Einläufe, Wickel, Mundspülungen oder das Waschen der Augen verwendet. Einsatzgebiete sind zum Beispiel ayurvedische Entgiftungs- und Fastenkuren und alle Methoden, die der Verjüngung dienen. Bei Rasayanas geht es allerdings um weit mehr als nur um Schönheit: Was im Ayurveda zählt, ist das langfristige Erhalten von Gesundheit und Wohlbefinden.

Triphala kräftigt Agni, das ayurvedische Verdauungsfeuer, harmonisiert alle körperlichen, geistigen und seelischen Prozesse und vermehrt Ojas: eine feinstoffliche Substanz, die sinngemäß etwa für Vitalität und Gleichgewicht steht.

Typische Anwendungsmöglichkeiten für Triphala:

  • Hilft gegen Verstopfung
  • Reguliert den Blutkreislauf
  • Verbessert die Haut
  • Stärkt die Sehkraft
  • Wirkt heilend auf Harnwege und Fortpflanzungsorgane
  • Kann das Kariesrisiko senken und das Zahnfleisch stärken (als Mundspülung oder beim Ölziehen)
  • Hilft dabei, die guten Darmbakterien zu vermehren
  • Stabilisiert den Blutzucker
  • Unterstützt eine gesunde Gewichtsabnahme

Triphala Pulver oder Kapseln – was ist besser?

Für das Dreiergespann Triphala werden die getrockneten Früchte fein gemahlen und zu gleichen Teilen gemischt. Im Handel findest Du Triphala als Churna oder alternativ als Kapseln oder Presslinge. Letztere sind leichter einzunehmen und haben den Vorteil, dass Du sie schnell schlucken kannst – denn der Geschmack von Triphala ist vor allem am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig.

Für eine optimale Wirkung empfehlen wir Dir trotzdem, Dich lieber für Triphala-Pulver zu entscheiden. Aus ayurvedischer Sicht beginnt die Wirkung von Lebens- und Heilmitteln schon in dem Moment, in dem wir sie riechen und den Geschmack auf der Zunge spüren. Überspringst Du diesen Schritt, nimmst Du der Pflanze einen Teil ihres therapeutischen Effekts.

So nimmst Du Triphala ein

Triphala schmeckt zu Beginn vor allem bitter – ein Geschmack, den wir heute fast nicht mehr gewohnt sind. Mit der Zeit wird es immer einfacher, Triphala einzunehmen und Du beginnst, auch die anderen vier Geschmäcker der Mischung wahrzunehmen. Falls Du gerade erst mit der Anwendung von Triphala beginnst, kannst Du das Pulver statt in Wasser zum Beispiel in ein wenig Saft einrühren. Ayurvedisch wird Triphala manchmal auch in Milch oder Ghee aufgekocht.

Traditionell setzen wir Triphala häufig gegen Verstopfung ein. Um Deine Verdauung in Schwung zu bringen, übergießt Du einen halben Teelöffle Triphala-Pulver mit heißem Wasser und lässt es etwa zehn bis 15 Minuten ziehen. Am besten trinkst Du diesen Tee abends vor dem Schlafengehen an – den Effekt solltest Du am nächsten Morgen spüren.

Fazit: Triphala wirkt auf vielen Ebenen

Im Ayurveda gilt Triphala fast schon als Wundermittel, das für eine ganze Reihe akuter und chronischer Beschwerden eingesetzt werden kann. Präventiv verwendet, sorgt Triphala vor allem für eine regelmäßige Verdauung und ein starkes Immunsystem und trägt dazu bei, dass wir auch mit steigendem Alter kräftig und vital bleiben.

Auch die westliche Wissenschaft forscht inzwischen intensiv an den möglichen Verwendungsmöglichkeiten von Triphala. Neben der starken antioxidativen und verdauungsfördernden Wirkung werden dabei sogar krebshemmende Effekte diskutiert.

Die meisten Menschen nehmen Triphala ein, um abzunehmen oder den Darm zu unterstützen. Wir empfehlen Dir, solche Vorhaben grundsätzlich mit erfahrenen Ayurveda-Therapeut*innen abzustimmen. Wie bei allen Pflanzenpräparaten ist es wichtig, auf die richtige Dosierung zu achten, den Zeitraum zu begrenzen und die Anwendungsmethode zu wählen, die am besten zu Dir passt.

Außerdem solltest Du darauf achten, dass Du Deine Kräuter von vertrauenswürdigen Produzenten beziehst: Minderwertige Produkte sind manchmal stark mit Schadstoffen belastet. Du interessierst Dich für Heilpflanzen und möchtest mehr über die ayurvedische Perspektive erfahren? Beim Ayurveda Campus findest Du auch ein Phytotherapie-Seminar, in dem wir Dir den Schatz der ayurvedischen Kräuterkunde eröffnen. Lust bekommen? Wir würden uns sehr freuen, Dich schon bald im schönen Schwerin begrüßen zu dürfen!

 

Quellen:

Studien:

 

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