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Vata, Pitta und Kapha im Ayurveda: Das Zusammenspiel der Elemente

29.07.2022 | Ayurveda, Gesundheit, Wissen

Doshas: Vata, Pitta und Kapha - Elemente im AyurvedaWer anfängt, sich mit dem Ayurveda zu beschäftigen, stößt ziemlich schnell auf den Dreiklang aus Vata, Pitta und Kapha. Die Doshas zählen zu den fundamentalen Konzepten der Lehre. Ob Prozesse im Körper, die Wirkung von Nahrungsmitteln oder menschliche Charaktereigenschaften: Fast alles wird anhand der Doshas erklärt und eingeordnet. Wenn du wissen möchtest, was genau hinter den drei Ayurveda-Typen steckt, kannst du jetzt mit uns ein bisschen tiefer eintauchen.

Die Bedeutung der drei ayurvedischen Doshas

Die Doshas Vata, Pitta und Kapha sind die wichtigsten Energiemuster, Kräfte oder Bioenergien im Ayurveda. Die drei Begriffe stammen aus dem Sanskrit, der heiligen Sprache des alten Indiens. Übersetzt heißt Vata so viel wie Wind, Pitta bedeutet Galle und Kapha Schleim. In ihrem Ursprung beziehen sich die Doshas also auf bestimmte Erzeugnisse unseres Körpers.

Aber natürlich umfassen die Doshas viel mehr als nur Schleim oder Galle. Im Prinzip sind sie dazu da, die Wirkung der fünf Elemente zu veranschaulichen. Der Ayurveda basiert auf der Überzeugung, dass alles in unserem Universum aus Feuer, Wasser, Erde, Luft und Raum oder Äther besteht. Das gilt für winzige Zellen und Moleküle ebenso wie für Materialien, Pflanzen, Tiere und Menschen.

Jedes der Doshas steht für jeweils zwei der fünf Elemente:

  • Vata ist Wind und Äther
  • Pitta ist Feuer und Wasser
  • Kapha ist Wasser und Erde

Das bedeutet aber nur, dass diese beiden Elemente im jeweiligen Dosha besonders dominant sind. Grundsätzlich enthält alles, was in unserem Kosmos existiert, Anteile aller fünf Elemente. Die typischen Charaktereigenschaften, die ein Objekt oder Lebewesen ausmachen, entstehen durch die individuelle Zusammensetzung. Im Ayurveda bezeichnen wir diese Eigenschaften auch als Gunas, genauer gesagt als Gurvadi Gunas. Auf die drei Mahagunas Sattva, Rajas und Tamas wollen wir hier nicht näher eingehen – das ist ein Thema für einen eigenen Blogbeitrag.

Funktionsprinzipien im Körper

Diese Grundlagen sind wichtig, um das Konzept der Doshas besser zu verstehen. Denn im Prinzip sind die Tridosha Vata, Pitta und Kapha so etwas wie Symbole dafür, welche Elemente und Kräfte in einer Person oder einem Objekt wirken. Wenn dir oft warm ist oder du schnell wütend oder frustriert wirst, ist das Feuer-Element in dir wahrscheinlich recht stark. Der Ayurveda ordnet diese Eigenschaften somit dem Pitta Dosha zu.

Ayurveda-Anfänger*innen kennen die Doshas häufig nur in Verbindung mit der Konstitution, also dem ayurvedischen Typ eines Menschen. Die Funktionsprinzipien der Doshas finden sich aber in allen möglichen Objekten und Lebensbereichen wieder. Der Ayurveda verwendet die Doshas, um grob- und feinstoffliche Reize und Effekte einzuordnen, darunter Lebensmittel, Gewürze, Tages- und Jahreszeiten, Lebensalter, Wetter, Klima, Emotionen und der Einfluss deines Umfelds.

In der Ayurveda-Medizin kommen die Doshas auf unterschiedliche Art zum Einsatz. Zum einen bildet deine individuelle Konstitution die Grundlage für die Behandlung, zum anderen beschreiben wir damit bestimmte Mechanismen und Zusammenhänge im Körper. Die Dosha-typischen Muster steuern alle physischen und psychischen Vorgänge in uns. Alle Doshas und Wirkungen sind dabei gleich wichtig: Erst ihr Gleichgewicht und feines Zusammenspiel sorgen dafür, dass wir gesund bleiben.

  • Vata steht für das Prinzip der Bewegung und alle Prozesse, die damit zusammenhängen – wie die Atmung, den Herzschlag oder die Bewegung unserer Nahrung im Verdauungstrakt.
  • Pitta steht für das Prinzip der Umwandlung und die thermische Energie: zum Beispiel bei der Aufspaltung der Nahrung zur Energiegewinnung oder auch der Verarbeitung von Informationen und Erlebnissen.
  • Kapha ist das Strukturprinzip, das für den Aufbau und Erhalt unseres Körpergewebes verantwortlich ist: Es nutzt die Nahrung, um Strukturen aufzubauen und Schäden zu reparieren und hängt eng mit unseren reproduzierenden Organen zusammen.

Vata, Pitta und Kapha als Konstitution

Dein Ayurveda-Typ, die sogenannte Prakriti, ist die Dosha-Kombination, mit der du geboren wurdest. Der Ayurveda sieht den Menschen als eine Art Mini-Version des gesamten Universums: Alle Elemente und Gunas finden sich auch in dir – nur sind sie eben je nach Person unterschiedlich stark ausgeprägt. Es kann sein, dass ein einzelnes Dosha bei dir dominiert, bei den meisten Menschen besteht die Prakriti aber aus zwei Doshas (Mischkonstitution). Vom sogenannten Tridosha-Typ sprechen wir, wenn alle drei Doshas in einer Person in perfekter Balance sind. Das ist allerdings eher selten.

Im Internet findest du unzählige Angebote für Dosha-Tests, die dir helfen sollen, deine eigene Konstitution herauszufinden. Sie können dir zwar eine erste Idee vermitteln – wir sind aber der Meinung, dass sie das Ganze etwas zu sehr vereinfachen. Im Ayurveda geht es nicht nur um bloße Fakten oder einzelne Symptome, sondern um die vielen verschiedenen physischen, psychischen und emotionalen Facetten und Ebenen einer Person. Die Prakriti eines Menschen eindeutig zu definieren, ist die Aufgabe einer Ayurveda-Ärzt*in oder erfahrener Therapeut*innen.

Trotzdem ist es sehr spannend, sich mit den Merkmalen von Vata, Pitta und Kapha zu beschäftigen und dabei mit sich selbst in Kontakt zu treten. Mit welchem Dosha kannst du dich spontan am besten identifizieren? Welche Tendenzen kommen dir bekannt vor? Wenn du es schaffst, möglichst ehrlich zu dir zu sein, hast du bestimmt schon eine Idee, was deine Konstitution sein könnte.

Vata im Ayurveda: Leichtigkeit, Bewegung und Kommunikation

Menschen, die viel Vata in ihrer Prakriti haben, sind meistens sehr offen, kreativ und kommunikativ. Die Schattenseite ist, dass sie sich leicht ablenken lassen, zu Zerstreutheit neigen und Projekte häufig nicht abschließen. Sie haben typischerweise einen eher zarten und feingliedrigen Körperbau und sind oft entweder sehr groß oder sehr klein. Auch kalte, trockene Haut, feines Haar und eher kleine, aktive Augen sprechen dafür, dass dein Vata Dosha sehr ausgeprägt ist.

Vata gilt als das empfindsamste der Doshas und hat die Tendenz, leicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die Einflüsse unserer hektischen und reizüberladenen Gesellschaft sorgen zusätzlich dafür, dass Vata-Störungen heute an der Tagesordnung liegen. Wenn du dich oft unruhig oder ängstlich fühlst, unter Schlafproblemen oder Blähungen leidest oder deine Haut oder Verdauung sehr trocken sind, ist dein Vata vermutlich aus dem Gleichgewicht geraten.

Pitta im Ayurveda: Umwandlung, Verdauung und Intelligenz

Du bist sehr ehrgeizig, wissbegierig und gehst deine Aufgaben sehr strukturiert und analytisch an? Das spricht dafür, dass du ein Pitta Typ bist oder zumindest ein sehr starkes Pitta Dosha hast. Menschen mit einer Pitta-Konstitution sind häufig in Führungspositionen zu finden. Sie gelten als redegewandt und intelligent und glauben daran, dass Disziplin und harte Arbeit zum Erfolg führen. Ihre starke Persönlichkeit und ein gewisser Hang zu Wut und Aggression können allerdings zu Konflikten mit anderen Menschen führen.

Körperliche Merkmale von Pittas sind unter anderem ein drahtiger und wohlproportionierter Körperbau, helle Haut und Haare und ein klarer, durchdringender Blick. Nimmt das Pitta Dosha überhand – zum Beispiel, weil du dir in der Arbeit oder beim Sport mal wieder viel zu viel vorgenommen hast – zeigt sich das unter anderem durch Sodbrennen, Durchfall, Entzündungen, verschiedenen Hautausschlägen und -ekzemen sowie Reizbarkeit und Frustration.

Kapha im Ayurveda: Stabilität, Schutz und Regeneration

Charakteristisch für Kapha-Typen sind ein ruhiges, ausgeglichenes Wesen und viel menschliche Wärme. Sie gelten als tolerante, zuverlässige und meist zufriedene Menschen. Wenn du ein Kapha-Typ bist, bist du für dein Umfeld wahrscheinlich oft der sprichwörtliche Fels in der Brandung – neigst aber umgekehrt vielleicht zu Bequemlichkeit und Maßlosigkeit.

Viele Kaphas haben einen stabilen und eher rundlichen Körperbau, große, glänzende Augen, glatte, eher ölige Haut und weiches, dichtes Haar. Anzeichen für eine Kapha-Störung sind zum Beispiel Wassereinlagerungen im Gewebe, Antriebslosigkeit und Erschöpfung, Schleim in den Atemwegen sowie Diabetes und Übergewicht.

Prakriti und Vikriti im Ayurveda

Den Begriff Prakriti für deine Geburtskonstitution hast du jetzt schon kennengelernt. Ihr Gegenstück ist die Vikriti – die aktuelle Verteilung der Doshas in dir. Im Ayurveda gehen wir davon aus, dass deine Prakriti dein gesamtes Leben lang gleich bleibt. Doch ab dem Zeitpunkt deiner Geburt wirken unzählige Kräfte und Energien auf dich ein, die sich auch auf die Doshas in deinem Körper auswirken.

Anders als die Prakriti ist die Vikriti deshalb in ständigem Wandel. Im Idealfall sind beide Konstitutionen identisch: Dann ist dein Körper in seinem naturgegebenen Gleichgewicht. Einflüsse durch deine Ernährung, Lebensweise und dein Umfeld können aber dazu führen, dass die Doshas ihre natürliche Balance zeitweise (oder schlimmstenfalls dauerhaft) verlieren. Im Ayurveda glauben wir, dass das die Ursache aller Beschwerden und Krankheitsbilder ist.

Dosha heißt übersetzt so viel wie Verderber oder etwas, das leicht aus der Balance gerät. Das bedeutet, dass ein Mensch mit einer Pitta-Prakriti wahrscheinlich zu Entzündungen und Hautausschlägen neigt, während sich eine Kapha-Störung eher in Stoffwechselproblemen und Depressionen äußert.

Ayurveda-Therapeut*innen helfen dir, ein allzu dominantes Dosha oder ein verschobenes Gleichgewicht von Vata, Pitta und Kapha zu regulieren. Sie identifizieren Vikriti und Prakriti und arbeiten daran, die beiden zusammenzuführen. Das funktioniert zum Beispiel durch eine geeignete Ernährung und einen Tages- und Lebensrhythmus, der zu dir und deinem ayurvedischen Typ passt.

Vata, Pitta und Kapha im Gleichgewicht

Je nachdem, ob du mehr Vata, Pitta oder Kapha in dir hast, empfiehlt der Ayurveda dir unterschiedliche Lebensmittel und Gewohnheiten. Das Grundprinzip im Ayurveda lautet dabei, dass Gegensätze sich ausgleichen:

  • Vata ist trocken und leicht und wird durch ölige, süße und saure Lebensmittel reduziert.
  • Pitta ist heiß und ölig und sollte sich auf kühlende, bittere und süße Nahrung konzentrieren.
  • Kapha ist schwer und feucht und profitiert von leichten, bitteren und herben

Auch dein Alter, die Jahreszeit und das Klima, in dem du lebst, spielen eine Rolle bei der Auswahl geeigneter Lebensmittel. Ein Pitta-Typ sollte im Hochsommer ganz besonders darauf achten, kühlende Nahrung zu sich zu nehmen und zu viel Schärfe zu vermeiden. Ein kalter Vata-Typ kann dann ausnahmsweise ebenfalls zu etwas Rohkost greifen, da Hitze das Dosha ohnehin reduziert. Auch Farben, Geschmäcker, Klänge, Düfte, Öle und natürlich Gewürze sind bestimmten Doshas zugeordnet und eignen sich deshalb für manche Doshas besser als für andere.

Du siehst also – das Konzept der Doshas ist sehr vielschichtig und umfasst viel mehr als nur deine Konstitution. Du bist neugierig, wie genau die fünf Elemente in deinem Körper zusammenwirken und möchtest lernen, wie man Prakriti und Vikriti bestimmt? Unsere Ausbildung zum Ayurveda Therapeuten beinhaltet ein ganzes Universum an Wissen rund um den Schatz des Ayurveda. Schöpf dein eigenes Potenzial noch besser aus und hilf anderen Menschen dabei, sich selbst neu zu begegnen. Wir freuen uns auf dich!

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