Wärmende Lebensmittel: Gesund essen im Winter
Draußen ist es kalt, dunkel und windig: Viele Menschen zieht es in der kalten Jahreszeit so gar nicht vor die Tür. Dicke Socken, Wollpullover und Daunenjacke sind aber nur eine Möglichkeit: Auch mit der richtigen Ernährung im Winter kannst Du Dir selbst innerlich einheizen. Hier erfährst Du, welche wärmenden Lebensmittel der Ayurveda kennt und wie Du im Winter richtig isst.
Winterzeit, Vata-Zeit
Der Ayurveda unterteilt das Jahr in drei Abschnitte: Der Frühling ist Kapha-Zeit, der Sommer ist Pitta-Zeit, Herbst und Winter sind Vata-Zeit. Genau genommen unterteilen wir auch den Winter noch einmal: Die Monate Februar und März sind oft schon feuchter und haben damit auch eine Kapha-Komponente.
Fest steht aber, dass die kalte Winterzeit das Vata-Dosha verstärkt. Trocken, kalt und windig ist deshalb eine Kombination, die vor allem den meisten Vatas überhaupt nicht behagt: Sie leiden im Winter oft ganz besonders und können es nicht erwarten, bis die Tage wieder länger und die Temperaturen wieder molliger werden.
Aber auch Pitta und Kapha-Typen frösteln in der Winterzeit. Wenn die Winterkälte anhält und Du nicht für Ausgleich sorgst, kann es sein, dass das Vata Dosha überhandnimmt: Typische Symptome einer Vata-Dysbalance sind zum Beispiel Infektanfälligkeit, Unruhe, Erschöpfung, trockene Haut, Reizhusten und Verdauungsprobleme wie Blähungen und Verstopfung. In der Kapha-Zeit kommt es dann eher zu Lethargie und schleimigen Atemwegserkrankungen.
Zum Glück leben die meisten von uns in Deutschland in gut isolierten Gebäuden und haben einen Vorrat an kuscheligen Socken und Winterdecken. Aus ayurvedischer Sicht solltest Du im Winter aber auch Deine Ernährung der Jahreszeit anpassen. Indem Du wärmende Lebensmittel verwendest und ein paar andere Dinge beachtest, sorgst Du dafür, dass Du gesund und fit durch die Winterzeit kommst.
Essen bei kaltem Wetter
Die Prinzipien des Ayurveda sind zeitlos – sie wurzeln in der feinen Beobachtung der Natur und ihrer Wirkung auf unseren Organismus. Das älteste Heilsystem der Welt geht davon aus, dass der Stoffwechsel im Winter härter arbeitet, um die Körpertemperatur zu regulieren. Das Essen im Winter darf daher ruhig etwas reichhaltiger sein.
Dass Mahlzeiten uns wärmen können, weiß nicht nur der Ayurveda. Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) unterscheiden kühlende und wärmende Lebensmittel – und selbst deutsche Omas wissen, dass es an kalten Tagen nichts Besseres gibt als einen Teller warme Gemüsesuppe oder einen würzigen Eintopf.
Im Ayurveda ordnen wir Lebensmittel bestimmte Gunas, also Eigenschaften zu. Ein grundlegendes Prinzip im Ayurveda ist, dass Gleiches Gleiches verstärkt und Gegensätze sich ausgleichen. Weil der Winter vor allem Vata-Zeit ist, wollen wir also mehr wärmende Lebensmittel verwenden, die das kalte Vata Dosha ausgleichen.
Vata hat außerdem die Eigenschaften trocken, leicht, rau, beweglich und feinstofflich (subtil). Die logische Konsequenz ist also, dass wir Mahlzeiten brauchen, die eher ölige, feuchte und schwere Eigenschaften haben.
Ayurveda: Wärmende Lebensmittel für kalte Tage
Es kann unter Umständen allerdings sein, dass Agni, das Verdauungsfeuer, durch die niedrige Temperaturen etwas geschwächt ist. Zu schwere Kost würde es daher unnötig belasten und könnte schlimmstenfalls sogar dazu führen, dass Ama entsteht: gerade gegen Ende des Winters, wenn das Kapha Dosha das Ruder übernimmt.
Wärmende Lebensmittel und Gewürze sind aber während der gesamten Winterzeit eine gute Idee. Sie regen die Verdauung an, bringen Deine Doshas ins Gleichgewicht und helfen Deinem Körper, sich auf die äußeren Umstände einzustellen.
Doch wie genau definieren wir eigentlich, ob ein Lebensmittel eine wärmende Wirkung hat? Nach ayurvedischem Verständnis trägt jedes Lebensmittel eine bestimmte thermische Qualität in sich – die sogenannte Virya. Man unterscheidet dabei zwischen ushna (erhitzender) und shita (kühlender) Virya.
Virya beschreibt, wie ein Nahrungsmittel auf unseren Körper wirkt – und zwar unabhängig von seiner tatsächlichen Temperatur. Auch ein kalter Ingwertee hat zum Beispiel eine wärmende Wirkung. Diese Wärme durchdringt Deinen gesamten Organismus und unterstützt die Verdauung.
Gesund essen im Winter: Die wichtigsten wärmenden Lebensmittel
In der kalten Jahreszeit, wenn Vata und Kapha erhöht sind, hilft uns das Wissen über Virya dabei, die Doshas in Balance zu halten. Falls Du Dir Sorgen machst, dass die Vielfalt Deiner Lebensmittel im Winter in sich zusammenschrumpft, können wir Dich beruhigen: Viele Grundlebensmittel haben aus ayurvedischer Sicht eine wärmende Wirkung.
Fast alle Wurzelgemüse sind zum Beispiel ideal für die Winterzeit – ähnliches gilt für viele Getreidesorten. Einige Hülsenfrüchte können hingegen das Vata Dosha verstärken. Eine gute Wahl für den Winter sind Mung Dal (geschälte und halbierte Mungbohnen) und rote Linsen. Am besten kombinierst Du sie mit wärmenden Gewürzen und kochst sie, bis sie richtig weich sind.
Im Folgenden teilen wir einige wärmende Lebensmittel im Ayurveda. Hinweis: Bei diesen Themen gibt es im Ayurveda teilweise unterschiedliche Informationen – Listen können also etwas voneinander abweichen.
Getreide und Hülsenfrüchte:
- Rote und schwarze Linsen
- Weiße Bohnen
- Gelbe Mungbohnen
- Hafer (gekocht)
- Reis
- Weizen
- Quinoa
- Hirse
- Buchweizen
Nüsse und Samen:
- Mandeln
- Walnüsse
- Pistazien
- Cashewkerne
- Macadamias
- Sesam
- Erdnüsse
- Kürbiskerne
- Sonnenblumenkerne
Gemüse:
- Knoblauch
- Zwiebeln
- Rettich
- Aubergine
- Rote Bete
- Tomaten
- Mangold
- Spinat
- Karotten
- Kürbis
- Süßkartoffeln
- Pastinaken
Früchte:
- Datteln
- Mangos
- Aprikosen
- Pfirsiche
- Reife Bananen
- Feigen (getrocknet)
- Granatapfel
- Orangen
- Zitrone
- Trauben
Sonstige:
- Ghee
- Honig
- Sesamöl
- Buttermilch
- Joghurt
- Ziegenmilch
Wärmende Gewürze für den Winter
Bricht Dir nach einem scharfen Essen manchmal der Schweiß aus? Das liegt daran, dass einige Gewürze stark erhitzende Eigenschaften haben. Inhaltsstoffe wie Piperin, Gingerol und Capsaicin fördern die Durchblutung und erhöhen die Körpertemperatur.
Am besten würzt Du Dein Essen im Winter aber nicht so stark, dass Du ins Schwitzen kommst: Wenn der Schweiß verdunstet, hat das nämlich eher eine kühlende Wirkung. Eine Prise hier und da oder auch ein leckerer Gewürztee können an kalten Tagen aber Wunder bewirken.
Wärmende ayurvedische Gewürze und Kräuter:
- Ingwer
- Schwarzer Pfeffer
- Langer Pfeffer (Pippali)
- Zimt
- Chili
- Senfsamen
- Anis
- Kreuzkümmel
- Kurkuma
- Nelken
- Asafoetida (Hing)
- Bockshornklee
- Meerrettich
Wärmende Getränke für den Winter
Was wärmende Lebensmittel für die gesunde Winterküche angeht, bist Du jetzt also bestens informiert. Wir sollten aber auch die Getränke nicht vergessen: Das Glas eisgekühlter Coca-Cola lässt Du vielleicht lieber stehen – zumindest, wenn Dir Dein inneres Feuer lieb ist.
Der Ayurveda empfiehlt grundsätzlich immer, mindestens lauwarme Getränke zu trinken. Das gilt sowohl für die Winter-, als auch für die Sommerzeit, weil Du mit kalten Getränken Dein Verdauungsfeuer löschst.
Wärmende ayurvedische Getränke:
- Ingwertee
- Heißes Zitronen- oder Ingwerwasser
- Goldene Milch (Kurkuma Latte)
- Chai
- Würzige Kräutertees
Essen im Winter: Die Zubereitung macht den Unterschied
Neben den Eigenschaften der Lebensmittel entsteht die Wirkung einer Mahlzeit auch dadurch, wie Du sie zubereitest. Kürbis, ein wunderbares Wintergemüse, hat gebacken aus dem Ofen zum Beispiel einen trockeneren Effekt, als wenn Du ihn als Kürbissuppe zubereitest.
Klingt logisch, oder? Das heißt natürlich nicht, dass Du nicht auch den gebackenen Kürbis schmecken lassen darfst. Es ist aber gut, sich dieser Details bewusst zu sein.
Alle gekochten, feuchten und warmen Speisen eignen sich als Winter-Essen besonders gut: Dazu gehören Eintöpfe, Suppe, Brei oder saftige Aufläufe. Kalten und rohen Lebensmitteln gehst Du hingegen lieber aus dem Weg: Salate & Co. würden Dein Verdauungsfeuer schwächen.
Fazit: Wärmende ayurvedische Lebensmittel für kalten Wintertage
Der Ayurveda empfiehlt, die Ernährung an die Jahreszeit und das Klima anzupassen. Für den Winter, wenn das Vata Dosha regiert, greifst Du am besten zu wärmenden Lebensmitteln. Davon gibt es eine ganze Menge: Einschränken musst Du Dich deshalb auch im Winter nicht. Wurzelgemüse, Getreide, Nüsse, Saaten, gesunde Öle und reife Früchte sind Deine besten Unterstützer an kalten Tagen.
Außerdem zählt auch, wie Du die Lebensmittel zubereitest: Im Winter empfehlen wir Dir, so oft es geht warm und eher feucht zu essen. Eintöpfe, Suppen, saftige Aufläufe und ähnliche Gerichte sind das perfekte Winter-Essen. Erst recht, wenn Du sie mit Ghee und wärmenden Gewürzen versetzt. Zimt, Ingwer, Pfeffer, Chili und viele weitere Gewürze unterstützen Verdauung und Immunsystem und heizen Dir von innen ein.
Solche warmen, gekochten Speisen schützen Dich vor dem Ungleichgewicht der Doshas, das durch niedrige Temperaturen begünstigt wird. Morgens ein warmer, gekochter Haferbrei mit Zimt, mittags ein würziges Curry mit Wurzelgemüse, abends ein Mung Dal mit frischem Ingwer und zwischendurch eine wärmende goldene Milch: Dann kann Dir auch der kälteste, windigste Wintertag (fast) nichts mehr anhaben.
Du willst noch mehr darüber erfahren, was es heißt, ayurvedisch zu essen und zu leben? Dann melde Dich direkt für die nächste Runde unserer Ausbildung zum Ayurveda Ernährungsberater an! Auf anschauliche Weise vermitteln wir Dir Wissen, dass Du danach wahrscheinlich nicht für Dich behalten willst. Wir freuen uns auf Dich!